"Frieden funktioniert nur auf Augenhöhe"

TROFAIACH. "Meine Mutter hat mir von einem Ereignis aus Liberia erzählt: Eine Frau lag in den Wehen und fragte in einem Krankenhaus um Hilfe. Dort verweigerte man ihr die Behandlung, weil sie nicht 450 US Dollar zahlen konnte. Woraufhin man sie vor die Tür drängte und sie dort ihre Zwillinge auf der Straße zur Welt brachte. Also frage ich: Wie sind wir an diesen Platz gekommen?", erzählt Leymah Gbowee von der Ebolaepidemie in ihrer Heimat Liberia. Die Friedensnobelpreisträgerin ist der Einladung von Hannes Missethon vom Verein Art of Reconciliation gefolgt und stellte sich im Stockschloss Trofaiach einer Fragerunde, bei der sie tiefe Einblicke in ihr Leben, ihre Arbeit und ihre Sicht der Dinge zuließ.

Blickwinkel
"Man wird erzogen, seinen Blick immer stets stolz nach oben zu richten und dort nach Antworten zu suchen. Zum Beispiel wenn wir uns fragen, wie man Frieden schaffen kann. Ich sage, wer nur nach oben schaut, sieht nur die Hälfte", zeigt sich die Liberianerin überzeugt. "Ich habe Frauen getroffen, die von zehn Männern vergewaltigt und schwanger geworden sind, die nicht wussten, wer der Vater ihres Kindes ist. Doch diese Frauen haben die Hoffnung nicht aufgegeben. Sie sagen, 'Ja! Ich wurde vergewaltigt, missbraucht, gedemütigt, aber ich lebe und ich lebe und kümmere mich um mein Kind.' Das sind die Heldinnen, die mit der Friedensarbeit beginnen. Wer nur nach oben zu den Reichen, Eloquenten schaut, wird blind für diese Menschen."

Kleinkind Afrika
20 Jahre wütete der Bürgerkrieg in Liberia, forderte tausende Tote. Doch Gbowee schaffte es, tausende Frauen hinter sich zu vereinen und kampflos den Frieden herbeizuführen. Jede sei als Gleiche mit Gleichen zusammengekommen, erzählt Gbowee, jede Stimme sollte gehört werden. Gbowee:"Nur wenn man auf gleicher Augenhöhe zusammenkommt, kann man Frieden schaffen. Wer sich bereits von Anfang an für besser hält als sein Gegenüber, kann keine Einigung von Bestand erzielen."
Auch Afrika, die Wiege der Menschheit, würde nicht auf Augenhöhe behandelt, sagt Gbowee. "Die USA, Europa, Asien, sehen Afrika als Kleinkind und behandeln uns auch so. Wir haben beispielsweise reiche Bodenschätze, aber keine fähigen Regierungen, die deren Förderung antreiben würden. Würde sich Afrika zu einer Union vereinen, wir könnten den anderen Kontinenten gleichberechtigt gegenübertreten. Aber der Rest der Welt muss Afrika klein halten, um selbst davon zu profitieren." Simon Pirouc

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