die kunst des schenkens ...

wer kennt es nicht, das berührende gedicht von elli michler „ich wünsche dir zeit“ welches schon tausendfach zitiert wurde, manchmal mit autorenangabe, aber meistens jedoch ohne namenszeichnung, aber das ist eine andere geschichte …
nun, das schenken war ja früher ein vergnügen, welches sich heutzutage schon als wahrer krampf entwickelt hat. zum einen hat heutzutage jeder schon nahezu alles, früher wurde geschenkt, was man gebraucht hat und benötigt wurde, heute beschenkt sich jeder unter dem jahr mit allem, was das herz begehrt, es will und kann gar nicht mehr so lange gewartet werden, bis der schenkende einen anlass vorfindet. man will ja heute alles und sofort und das am besten schon gestern! man macht sich kaum gedanken über den zu beschenkenden und kauft wahllos irgendetwas zusammen, nur damit man etwas geben kann, wofür man sich dann noch mit säuerlicher miene artig bedanken muß.
echt unangenehm wird es, wenn man als beschenkter merkt, daß man der notnagel für die gabe ist, die man gerne loswerden möchte, auch hier wird dann selbstverständlich ein hocherfreutes danke erwartet.
jedenfalls merkt man dem schenkenden die pure erleichterung an, wenn er sein geschenk an die frau oder an den mann gebracht hat. so ist mit den schon etwas unappetitlichen, abgegriffenen büchern aus zweiter hand, mit denen man dann gar nicht viel anfangen kann weil das eigene interesse anderweitig vorhanden ist und diese wieder nur irgendwo ungelesen ihr dasein fristen, oder auch mit kleidung aus zweiter hand, die dem schenkenden entweder nicht paßt, gefällt oder einfach nur im weg ist und herumliegt, hierbei wird man zuweilen schon zum eigenen flohmarkt, was man eigentlich selbst vermeiden will. auch vielfach schon passiert mit verlegenheitsgeschenken in letzter minute, nur damit man irgendetwas mitbringen oder unter den christbaum legen kann. so geschehen ebenso mit der weihnachtsbäckerei, die dann mit den lapidaren worten: „gut, daß sie endlich weg sind, ich kann sie eh nicht mehr anschauen“ … wobei einem bei dieser bemerkung schon der erste keks im hals stecken bleibt.
so ist mir persönlich der mensch am wertvollsten, der mit mir seine zeit ver- und - mitbringt, als jemand, die mir aus reinem pflichtgefühl irgendetwas gedankenloses mit stolzgeschwellter brust und mit so einem überschätzten selbstbewußtsein überreicht, als hätte er den „stein der weisen“ in petto …

Fr. A.

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