Ennstaler Ärzte sehen neuen Bereitschaftsdienst kritisch

Der ab Anfang April geltende Bereitschaftsdienst stößt bei Allgemeinmedizinern auf wenig Gegenliebe. | Foto: ginasanders/panthermedia
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Allgemeinmediziner im Bezirk Liezen blicken der Neuregelung des Bereitschaftsdienstes großteils pessimistisch entgegen.

Die Reform des Bereitschaftsdienstes für Allgemeinmediziner soll bekanntlich ab 1. April in Kraft treten (die WOCHE berichtete). Das seit über 50 Jahren geltende System soll durch einen durchgehend freiwilligen Dienst abgelöst werden. Die Neuerung besagt, dass es künftig einen Visitendienst von 18 bis 24 Uhr an Wochentagen sowie von 7 bis 24 Uhr an Wochenenden und Feiertagen gibt. Von 0 bis 7 Uhr morgens kümmern sich Rettung und Notarzt um die Behandlung von Patienten.

Lange Fahrzeiten

Bei den heimischen Ärzten kommt die Änderung nicht gut an, wie Franz Ploder, Allgemeinmediziner aus Stein an der Enns, berichtet. "Aus jahrelanger Erfahrung wissen wir niedergelassene Allgemeinmediziner, dass 90 und mehr Prozent der Patientenkontakte auch an Wochenenden in den Ordinationen stattfinden. Nächstes großes Problem sind die weiten Fahrwege bis teilweise 60 Kilometer pro Visite innerhalb der neu zusammengelegten Dienstsprengel."

"Nicht annehmbar"

Ärztekammer, Gesundheitsfonds und Gebietskrankenkasse haben das neue Modell eingeführt, nachdem "das alte System nicht funktioniert", wie es Gesundheits-Landesrat Christopher Drexler formuliert hat. Statt bisher 93 wird es dann nur mehr 24 Sprengel geben. Der Bezirk Liezen wird auf vier Großsprengel aufgeteilt. Die Logistik läuft über eine zentrale Koordinationsstelle.
Laut Ärztekammer haben sich bisher über 260 Ärzte für den neuen Dienst angemeldet, wobei über 200 davon eine Ordination haben. Wie viele davon aber aktiv an den Diensten mitmachen, ist noch offen. "Wir kommen bei Diskussionen mit Kollegen aus dem Ennstal immer mehr zum Schluss, dass die neue Regelung nicht annehmbar ist. Wir werden wie die Ärzte in vielen Teilen der Steiermark bei der derzeitigen Form auch nicht mitmachen", spricht Ploder stellvertretend für einige Kollegen.

Größere Belastung für Ambulanzen

„Die Freiwilligkeit des Wochenenddienstes wird von Kassenärzten sehr begrüßt“, sagt der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner. Gleichzeitig zeigt er sich aber besorgt, „dass die Ambulanzen in der Nacht, wenn es von 24 bis 7 Uhr in der Früh keinen Bereitschaftsdienst gibt, deutlich mehr belastet sein werden."

Droht der "HÄexit"?

Das Modell in Oberösterreich sei laut Franz Ploder das beste Beispiel für einen funktionierenden Bereitschaftsdienst. "Dort gibt es einen Wochenend-Ordinationsdienst im Sprengel mit einheitlicher Zeit. Zusätzlich ein Visitendienst für Leute, die nicht in die Ordination kommen können. Für den Dienstarzt steht ein Dienstfahrzeug mit Chauffeur und einer Box mit den wichtigsten Medikamenten zur Verfügung, die am nächsten Tag mit der Apotheke abgerechnet werden. Damit fällt das Verkehrsrisiko der weiten Visitenfahrten weg." Sein Resümee fällt daher ziemlich düster aus: "Der Entwurf ist so schlecht, dass aus unserer Sicht in jedem Fall neu verhandelt werden muss. Kleine Änderungen bringen nichts. Sonst wird es mit 1. April aller Voraussicht nach einen "harten HÄexit" geben, ein Ende des hausärztlichen Bereitschaftsdienstes."

Der ab Anfang April geltende Bereitschaftsdienst stößt bei Allgemeinmedizinern auf wenig Gegenliebe. | Foto: ginasanders/panthermedia
Franz Ploder ist praktischer Arzt in Stein an der Enns. | Foto: KK
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