Geschichte der Pfarre Rottenmann

Stadt Rottenmann
4Bilder

Älteste Urkunde, 927

Am 23. Mai 927 wurde in Maria Saal (nördlich von Klagenfurt) zwischen dem Chorbischof Chota-bert (Kotabert, Gottbert) und dem Salzburger Erzbischof Odalbert ein Gütertausch für verschiedene Besitzungen in Steiermark und Kärnten beschlossen. Chotabert erhielt u. a. den Besitz „ad Rotenmannun“, der nach dem Tod des Chorbischofs wieder an den Erzbischof zurückfiel.

Kirche St. Georgen, 1042

Die Annahme, hier sei bereits 930 ein Sakralbau errichtet worden, vermutlich aus Holz, ist nicht belegbar. Nach den exakten Auf-zeichnungen von Chorbischof Chotabert, dem ab 927 der erwähnte Besitz gehörte, wurde hier kein Sakralbau errichtet.
1007 verlieh König Heinrich II. dem Bistum Bamberg den erwähnten Besitz. 1042 wurde die erste Pfarrkirche errichtet und dem hl. Georg geweiht. Dieser ist einer der Schutzpatrone von Bamberg. Nach Zerstörungen erfolgten weitere Weihen 1313, 1414 und 1513. Das heutige St. Georgen ist das ursprüngliche Rottenmann.
Der spätgotische Hochaltar, ein Flügelaltar, wurde um 1520 von Leonhard Astl, der 1510-1520 seine Werkstätte in der Gegend von Gmunden hatte, geschaffen.

Romanische Kirche St. Nikolaus, um 1250

Die heutige Stadt, 1279 zur Stadt erhoben, wurde um 1200 angelegt und hier eine kleine romanische Kirche errichtet, finanziert von der Stadt aus den Einnahmen der Straßenmaut. Vermutlich 1249 Weihe des Hauptaltars, 1266 eines Altars zu Ehren des hl. Bartholomäus. Nachdem Rottenmann eine Handelsstadt war, wurde die Kirche dem hl. Nikolaus geweiht.
Der romanische Turm blieb, ausgenommen das Dach, im Inneren des heutigen Turmes erhalten. Zu sehen sind der Eingang in die Kirche, die nicht mehr benutzbare Wendeltreppe, ein in den heutigen Dachboden gehendes Schallfenster, sowie das Giebelmauerwerk in alle vier Himmels-richtungen.
Glocke und Turmuhr: 1398 erwarb die Stadt für den damals ihr gehörenden Kirchturm eine „vrglocken“, eine Uhrglocke im Gewicht von einem halben Zentner, Pfarrer Lienhard (Leonard) spendete die Turmuhr. Beides vielleicht erstmals in der Steiermark.

Gotische Kirche St. Nikolaus, 1513

Vermutlich ab 1439 Neubau einer großen gotischen Kirche. Die kleine alte Kirche blieb vorerst innerhalb der neuen Außenmauern stehen. 1489 Weihe des ersten Bauabschnittes (heutiger rückwärtiger Teil), 1513 Weihe der fertigen Kirche.
Der spätgotische Betstuhl wurde 1514 von einem unbekannten Meister zu Ehren von Kaiser Friedrich III. († 1493) und seiner Gemahlin geschaffen, vermutlich wohl auch zu Ehren deren Sohnes Kaiser Maximilian I., der sich, meist zur Jagd, mehrmals in Rottenmann aufhielt.
In der Barockzeit, etwa 1672 bis 1681, wurde der Altarraum umgebaut, die Seitenkapellen und die Orgelempore eingebaut.
In den Seitenkapellen dürften vorerst die Altäre aus der romanischen Kirche gestanden sein. Die neuen Seitenaltäre wurden erst etwa 100 Jahre später geschaffen, davon drei mit einem Altarblatt von Martin Johann Schmidt, bekannt als der Kremser Schmidt. Vom Hochaltar weiß man nur, dass das Altarblatt mit dem hl. Nikolaus 1760 der Grazer Künstler Carl Philipp Laubmann gemalt hat.
Die Orgel wurde oft Chrismani-Orgel genannt, da Franz Xaver Chrismann (eigentlich František K. Krizman), der größte Orgelbauer Österreichs im 18. Jhdt., beim Umbau einer bestehenden Orgel hier 1795 gestorben ist. Chrismann schuf u. a. die heute Bruckner-Orgel bezeichneten Orgeln im Alten Dom zu Linz und in der Stiftskirche St. Florian bei Linz. In Rottenmann ist von Chrismann leider nichts mehr erhalten.
Der Kirchturm hatte ein zeltartiges Dach, etwa 65 m hoch. Nach dem großen Stadtbrand 1881 wurde der heutige Turmhelm aufgesetzt. Der Turm war nun mit 87,82 m der Höchste der Steiermark, wurde jedoch 1887 von Herz Jesu in Graz mit 109,6 m übertroffen.
Glocke(n) und Turmuhr wurden beim erwähnten Stadtbrand zerstört. Die jetzige Turmuhr schuf 1892 die Innsbrucker Firma Gebrüder Jäger. Zwei Stahl- und drei Bronze-glocken wurden 1916 nachgewiesen. Letztere wurden während des zweiten Weltkrieges abgenommen, eingeschmolzen und zur Herstel-lung von Patronen verwendet. 1963 erhielt der Turm vier Bronzeglocken, die beiden Größeren spendete die Gemeinde Haibach (Landkreis Straubing-Bogen, Diözese Regensburg), die Kleineren wurden damals bei Rudolf Perner in Passau gegossen.
Bürgerspitalskirche Maria am Rain, 1341
Maria am Rain (mundartl. am Roan, auf einem von der Straße nach Norden abfallenden Gelände) lag außerhalb der befestigten Stadt. Das Westtor stand zwischen heute Putzerei Gasser und Pitzer-Huber.
1341 wurde sie als kleine gotische Kirche durch Ritter Marchward (Marquard), einem begüterten Rottenmanner Bürger, errichtet. 1451 erhielt der der Rottenmanner Bürger Wolfgang Diez, Amtmann des Kaisers Friedrich III., die Ermächtigung, aus eigenen Mitteln eine größere Kirche zu bauen und das Spital zu reformieren.
Ein Bürgerspital war kein Krankenhaus, sondern Herberge, Armen-, Alten- und Kranken-versorgung. Zuletzt diente es von 1881 oder 1883 bis 1979 als Versorgungshaus für kranke und mittellose Menschen.
Diez wollte hier einen Orden. Näheres siehe unter „Augustiner Chorherren“.
Unter Kaiser Joseph II. († 1790) sollte die Kirche abgetragen werden, jedoch übernahm niemand die Kosten. Schließlich erwarb sie 1798 der Schuhmachermeister Paul Egger. Er überließ sie der „Pfarrsgemeinde“ mit der Auflage, die Kirche „stets in baulichem Zustand zu erhalten“.

Michaelskapelle, 1432

Die im gotischen Baustil errichtete Michaels-kapelle war ursprünglich die Friedhofskapelle für den die Nikolauskirche umgebenden Pfarrfriedhof. Erst 1789 wurde der heutige Friedhof außerhalb der Stadt angelegt.
Gebaut wurde die Kapelle auf Veranlassung des Rottenmanner Bürgers Johann oder Heinrich Tatz (Taz), Baubeginn 1431, Weihe 1432.
Im Untergeschoss war der heute zugemauerte Karner, das ist das Beinhaus für die bei Wieder-belegung eines Grabes vorhandenen Gebeine.
In den ersten Jahrzehnten des 19. Jh. wurden die Beisetzungen im Kirchfriedhof eingestellt, die Kapelle profaniert. 1973 wurde sie resakralisiert, die Glasfenster in Schlierbach nach Entwürfen von Prof. Franz Weiß angefertigt.

>Krankenhauskapelle, 1987
Das heutige Krankenhaus wurde weitgehend von 1980 bis 1987 geschaffen. Die Kapelle – sie steht beiden christlichen Konfessionen zur Verfügung – wurde vom Architekturbüro Ilgerl und Walch mit Beratung durch Univ. Prof. Philipp Harnoncourt vom Institut für Liturgiewissenschaft geplant.
Auch in den bereits vorher gestandenen Krankenhäusern waren Kapellen. 1891 wurde die erste, 1928 die zweite Krankenhauskapelle geschaffen. Die Lourdes-Mutter-Gottes-Statue aus 1886 stammt aus der ersten Kapelle, 1897 spendete sie eine aus Altaussee gebürtige Dame.

Schlosskapelle Grünbühel, 1513

1513 wurde in Grünbühel zugleich mit der Nikolauskirche eine Schlosskapelle samt einem Altar zu Ehren der hll. Andreas und Stephanus geweiht. Die Kapelle besteht längst nicht mehr. Wann sie aufgelassen wurde ist nicht bekannt.

Evangelische Kirchen

Kirche St. Salvator, 1579-1599
Die nicht mehr bestehende 1579 eingeweihte Kirche St. Salvator wurde „außerhalb der Mauern der Stadt beim Talhof“ durch den großen Protestantenführer Hans Friedrich Hoffmann d. Ä., Freiherr zu Grünbühel und Strechau, errichtet. Sie war auch Begräbnisstätte der Familie Hoffmann.
1599 bei der Gegenreformation von Erzherzog Ferdinand ließ die Reformationskommission diese Kirche restlos zerstören. Heute ist dort der Bereich des Hauses Westrandsiedlung 340b. Das an der Straße stehende Denkmal wurde 1999 geschaffen.
Betsaal Schloss Grünbühel, 1843(?)-1958
1843 erwarb der aus Gröbming zugezogene Bauer Matthias Schupfer Schloss Grünbühel. Er sammelte die Anfang des 19. Jh. zugezogenen Evangelischen zu Hausgottesdiensten um Bibel und Predigtbuch. Karfreitag 1958 wurde hier der letzte Gottesdienst gefeiert.
Die evangelische Gemeinde Schladming spendete Mitte des 19. Jh. ihren Kanzelaltar aus 1827. 1980/81 kam dieser nach Murau in das evangelische Diözesanmuseum der Steiermark (Elisabethkirche).
Auferstehungskirche, 1958
Die Auferstehungskirche wurde auf Initiative von Pfarrer Harald Perst und Kurator Ing. Ivo Bruckner errichtet. Eingeweiht hat sie am 15. Juni 1958 Gerhard May, Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich.
Planung Architekt Dipl. Ing. Friedrich Rollwagen, Wien. Bauausführung Baumeister Rudolf Tschulik, Rottenmann. Das portalseitige Fenster zeigt den auferstandenen Christus, geschaffen von Hans Preiss, Trieben. Die künstlerische Gestaltung des ostseitigen Fensters stammt von Wolfgang Moser, Rottenmann.

Augustiner Chorherren, 1455-1785

Das Augustiner Chorherrenstift Rottenmann wurde 1455 durch Kaiser Friedrich III. auf Initiative des reichen Bürgers und Amtmannes des Kaisers Wolfgang Dietz gegründet. Stiftskirche war zuerst die Bürgerspitalskirche Maria am Rain. Das Kloster, 1495 abgetragen, stand östlich davon.
Am 16. August 1455 wurde Johann Jung von Dinkelsbühl, Dr. theol. der Wiener Universität, dereinst Dekan des Stiftes Vorau, zum ersten Propst von Rottenmann ernannt.
Zur Sicherung der wirtschaftlichen Basis verlieh Kaiser Friedrich III. 1463 dem Stift das Bergregal für alle Bergfunde dieser Gegend. Abgebaut wurden in Oppenberg geringe Mengen Silber, vorwiegend Kupfer, teils auch Blei, Arsen, Nickel und Kobalt. Spätestens 1750 dürfte der Abbau beendet gewesen sein.
Etwa 1475 übersiedelte das Stift in die Stadt. Eine schwere, aber auch erfolgreiche Zeit begann nun unter den Pröpsten Johann Kuglperger und Magnus Praitenbaumer (1475-1512-1539). Die Nikolauskirche war eine kaum begonnene Baustelle, 1480 haben die Türken die Bürgerspitalskirche verwüstet, die Kirche in St. Georgen teils zerstört.
Zum Stift gehörte vorerst nur die Pfarre Rottenmann. 1514/15 wurden Oppenberg, Irdning, Lassing und Liezen inkorporiert.
Propst Andreas Pechinger (1623-1645) war auch für das Verteidigungswesen der Steiermark zuständig. Daher sind in Graz auf dem Portal des Zeughauses an erster Stelle sein Name und sein Wappen zu sehen.
Propst Georg Christoph Mourat war für seine große Baulust 1672-1681 bekannt. In der Nikolauskirche wurden der Altarraum umgebaut, die Kapelle über der Sakristei aufgelassen, die Wendeltreppe durch eine bequeme Stiege ersetzt, vier Seitenkapellen eingebaut, die Orgelempore zuerst geschaffen, dann nach fünf Jahren abgetragen und neu gebaut, weiters erhielten die Kirche St. Georgen, die Michaelskapelle und die Bürgerspitalskirche barocke Zwiebeltürme, vor allem wurde im Kloster viel gebaut, jedoch ohne ausreichende finanzielle Absicherung.
Der letzte Propst, Aquilin Hirmer, war ein guter Seelsorger, wirtschaftlich jedoch glücklos. Die wirtschaftliche Lage des Stiftes führte dazu, dass er 1711 abdankte. Das Stift wurde nun dem Augustiner Chorherrenstift Vorau unterstellt. Ab 1736 unterstand es direkt dem Salzburger Erzbischof, zu dem unser Gebiet kirchlich bis 1786 gehörte.
1785 hat Kaiser Joseph II. das Stift aufge-hoben, nachdem es verschiedene Forderungen hinsichtlich des Schulwesens in einigen Pfarren wirtschaftlich nicht erfüllen konnte.
… und noch Einiges
Die Schwestern vom Orden des hl. Vinzenz von Paul, Vinzentinerinnen bzw. Barmherzige Schwestern genannt, wirkten segensreich auch in Rottenmann, und zwar 1891-1965 im Landes-krankenhaus, 1921-1965 im Pfarrkindergarten und mit einer Unterbrechung 1881 oder 1883-1955 im Bürgerspital (Städt. Versorgungshaus). Letzteres wurde nachher bis zur Schließung 1979 von Mitarbeitern der Stadt betreut.
Als erster urkundlich erwähnter Pfarrer von Rottenmann scheint 1323 Heinrich de Winterthur auf. 1333 wurde er Bischof von Lavant mit Sitz in St. Andrä bei Wolfsberg.
Die Pröpste der Augustiner sind gleich den Äbten der Benediktiner berechtigt, bei feierlichen Anlässen Bischofsmütze und Bischofsstab zu tragen.
Baumeister der gotischen Nikolauskirche war (vermutlich ab 1475 oder 1489) Christoff Marl, zu lesen außen am ostseitigen Chorabschluss (1498) und innen im Gewölbe vor dem Altarraum mit seinem Meisterzeichen (1509).
Die Pest wütete einst auch in Rottenmann. Die Pestkapelle im Westen der Stadt erinnert daran. Südlich von ihr war der 1627 angelegte Pestfried-hof. Die Zahl der Verstorbenen ist nicht feststell-bar, da die Matriken beim Klosterbrand von 1718 vernichtet wurden.
1681 sollte die Nikolauskirche einen Zwiebel-turm erhalten. Zwei unterschiedliche Stiche jenes Jahres zeigen die Kirche bereits mit einem solchen. Es war dies von Propst Mourat wohl so gedacht, jedoch unterblieb die Ausführung.
Rottenmann war ab 1855 ein Dekanat, zu dem die Pfarren Wald am Schoberpass, Gaishorn, Trieben, St. Lorenzen, Rottenmann, Oppenberg, Lassing, Selzthal und Liezen gehörten. Die Stadtpfarrer waren zugleich Dechante. Seit 1973 gehört Rottenmann zum Dekanat Admont.
Die Pfarrer der letzten Zeit: Ab 1951 Konsist. Rat Prof. Wilhelm Fleiter (1902-1981), ab 1975 Monsignore Johann Geier (1931-2012), ab 2008 Mag. Johann Huber (*1967).
Seit 2008 bilden die Pfarren Rottenmann, Oppenberg und Selzthal einen Pfarrverband.

Die evangelische Pfarre erhielt 1900 erstmals einen eigenen Priester. Karl Schiefermair war zuerst Vikar, dann ab 1905 Pfarrer. Ihm folgten als Pfarrer 1947 Peter Weiland, 1954 Harald Perst und 1989 Hans Taul. Seit Beginn dieses Jahres wird die Pfarre von Administrator Pfarrer Gerhard Krömer betreut.

Rottenmann, im August 2014
Text von Ernst Hausner

Stadt Rottenmann
Push- und WhatsApp-Neuigkeiten aufs Handy
MeinBezirk auf Facebook und Instagram folgen
MeinBezirk als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren
Anzeige

Urlaub in der Heimat:
Das bietet der obersteirische Sommer

Die Urlaubszeit naht mit großen Schritten und viele stellen sich die Frage, wo und wie sie die schönste Zeit des Jahres verbringen werden? Urlaub muss nicht immer weit weg sein - manchmal reicht ein Blick vor die eigene Haustür, um echte Schätze zu entdecken. Die Obersteiermark zeigt, wie vielfältig, erholsam und spannend Urlaub daheim sein kann. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Schöne doch so nah liegt? Die Obersteiermark ist ein wahres Juwel – reich an Natur, Kultur und Möglichkeiten...

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.