Höhlenverein im Salzkammergut
"Gibt sicher noch 100 Löcher zu entdecken"

Ein Hobby der besonderen Art: Die Mitglieder des "Vereins für Höhlenkunde in Obersteier" erforschten bereits hunderte Höhlen im Gebiet des Toten Gebirges und des Dachsteins. | Foto: VHO
6Bilder
  • Ein Hobby der besonderen Art: Die Mitglieder des "Vereins für Höhlenkunde in Obersteier" erforschten bereits hunderte Höhlen im Gebiet des Toten Gebirges und des Dachsteins.
  • Foto: VHO
  • hochgeladen von Christoph Schneeberger

Die Mitglieder des "Vereins für Höhlenkunde in Obersteier" erforschen und dokumentieren seit über einem Jahrhundert Höhlen und Karstquellen im Gebiet des Toten Gebirges und des Dachsteins. Was sich darin findet, geht häufig "in die Geschichte" ein, wie zum Beispiel ein 30.000 Jahre alter Leoparden-Zahn oder Knochen eines Ur-Sauriers, der vor 220 MIllionen Jahren gelebt hat.

BAD MITTERNDORF. "Wir haben schon als kleine Buben im Volksschulalter begonnen, in jedes kleine Loch reinzukriechen. Eine dieser Höhlen habe ich dann später systematisch erforscht und heute ist sie 23 Kilometer lang und 1.100 Meter tief."

Höhlenforschung: Wie stehst du dazu?

Robert Seebacher hat die Leidenschaft, neue Höhlen zu entdecken und erforschen sowie öffentlich zu dokumentieren nie mehr losgelassen. Mittlerweile ist er Obmann vom Verein für Höhlenkunde in Obersteier, der seinen Sitz in Bad Mitterndorf hat.

Robert Seebacher ist Obmann des Vereins: Ihm hat bereits als kleiner Bub die Leidenschaft zur Höhlenforschung gepackt. | Foto: VOH Bad Mitterndorf
  • Robert Seebacher ist Obmann des Vereins: Ihm hat bereits als kleiner Bub die Leidenschaft zur Höhlenforschung gepackt.
  • Foto: VOH Bad Mitterndorf
  • hochgeladen von Christoph Schneeberger

1911 wurde der erste Verein dieser Art gegründet, der aktuelle wird als Folgeverein geführt. Bereits damals waren zahlreiche Höhlen im Toten Gebirge bekannt, erforscht jedoch nur ganz wenige. Mehr als 100 Jahre später ist jeder Berggipfel tausendfach bestiegen, in einigen Höhlen der Region war allerdings bis heute noch kein einziger Mensch.

"Da muss irgendwas drinnen sein"

Das Unbekannte – das ist die Triebfeder der Mitglieder. "Es gibt sicher noch 100 Löcher, in denen es etwas zu entdecken gibt", berichtet Robert Seebacher und spricht dabei die Gebiete Totes Gebirge und Dachstein an. Besonders interessant seien vor allem Wasserquellen, wie er betont: "Spannende Höhlen sind natürlich jene, wo man weiß, da muss irgendwas drinnen sein."

Wer in der Höhlenforschung aktiv ist, kennt das Wort Platzangst nicht. | Foto: Seebacher
  • Wer in der Höhlenforschung aktiv ist, kennt das Wort Platzangst nicht.
  • Foto: Seebacher
  • hochgeladen von Christoph Schneeberger

Zu den Aufgaben des Vereins zählen die Erforschung und Dokumentation von Höhlen und Karstquellen. Höhlen müssen nach wie vor manuell dokumentiert und vermessen werden, GPS-Geräte funktionieren hier nicht. Daher ist es auch nicht verwunderlich, wenn Seebacher sagt, dass "große Höhlen nie ganz erforscht werden können."

Nur mit Genehmigung erlaubt

Außerdem ist den Mitgliedern der Naturschutz ein großes Anliegen, wie der Obmann informiert. Schließlich befinden sich weite Teile des Toten Gebirges im Naturschutzgebiet. Das bedeutet, das Betreten der Höhlen ist verboten und nur mit Genehmigung gestattet.

Manchmal dauern Forschungstouren mehrere Tage. Bis ein geeigneter Platz für das Biwak gefunden wird, können Stunden vergehen. | Foto: VHO
  • Manchmal dauern Forschungstouren mehrere Tage. Bis ein geeigneter Platz für das Biwak gefunden wird, können Stunden vergehen.
  • Foto: VHO
  • hochgeladen von Christoph Schneeberger

Zu den bedeutendsten Funden zählen unter anderem ein Zahn eines Leoparden, das Tier dürfte 30.000 Jahre alt sein, Knochen eines Ur-Sauriers, der vor 220 Millionen Jahren gelebt hat und ein Krokodil – es wurde in den 80er-Jahren gefunden.
Wie sich später herausstellte, handelte es sich hierbei um eine Art, die bis dahin noch nie nachgewiesen werden konnte. Heuer wurde übrigens ein zweiter Nachweis von der wahrscheinlich selben Art gefunden.

Mitglieder aus England oder Deutschland

Der Verein für Höhlenkunde in Obersteier zählt derzeit 180 Mitglieder und ist damit einer der größten seiner Art in Österreich. Obwohl sich der Vorstand vorrangig aus Einheimischen zusammensetzt, stammt der Großteil der Mitglieder nicht aus der Region. Beispielsweise ist eine Gruppe aus England seit Jahrzehnten Teil des Vereins, auch viele Deutsche reisen zu Forschungszwecken gerne an.

Ein Großteil des Toten Gebirges befindet sich im Naturschutzgebiet. Daher dürfen Forschungstouren nur mit Genehmigung stattfinden. | Foto: VHO
  • Ein Großteil des Toten Gebirges befindet sich im Naturschutzgebiet. Daher dürfen Forschungstouren nur mit Genehmigung stattfinden.
  • Foto: VHO
  • hochgeladen von Christoph Schneeberger

Aus diesem Grund wird alle zwei bis drei Jahre ein Buch veröffentlicht, mit allen aktuellen Entdeckungen und Mitteilungen. Denn aufgrund der Internationalität des Vereins ist es nicht immer allen Mitgliedern möglich, zur Jahreshauptversammlung anzureisen. Die Bücher werden daher übrigens zweisprachig – deutsch und englisch – verfasst.

Das könnte dich auch interessieren:

1.000 Meter tiefe Höhle im Toten Gebirge entdeckt
Neue Höhlenwege im Toten Gebirge entdeckt
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.