Rosa Thalhuber verstorben
Nachruf auf ein langes, erfülltes Leben

Mittendrin im Faschingstrubel | Foto: Familie Thalhuber-Zwettler
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Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde die beliebte Seniorchefin vom Gasthof Stiegenwirt in Palfau vergangenen Samstag kurz vor ihrem 100. Geburtstag zu Grabe getragen.

Eine bewundernswerte Frau, für viele ein Vorbild an Willens- und Glaubenskraft, Fleiß, Mut, positiver Lebenseinstellung und Familiensinn hat wenige Wochen vor ihrem 100. Geburtstag, mitten in den Vorbereitungen zur großen Geburtstagsfeier, auf die sie sich schon sehr freute, ihre Augen für immer geschlossen.

Als Rosa Thalhuber am 1. Mai 1922 in Palfau geboren und am selben Tag noch getauft wurde, waren die Lebens- und Arbeitsverhältnisse in der Nachkriegszeit des I. Weltkrieges alles andere als leicht. Ihr Geburtstag fiel auf einen Montag, dem gesetzlichen Feiertag und Tag der Arbeit – bestimmend und begleitend für ihre Lebensführung.
In einfachen ländlichen Verhältnissen aufgewachsen trat sie nach der Volksschule eine Kaufmannslehre bei der gestrengen „Frau Tante“ im oberösterreichischen Pettenbach an. Auch wenn sie es ihrer kritischen Lehrherrin nicht immer rechtmachen konnte – an ein Aufgeben und Abbrechen der Ausbildung war nicht einmal zu denken!

Gemeinsam mit ihrer großen Liebe Johann Thalhuber kehrte sie wieder in die Heimat Palfau zurück und arbeitete nach der Heirat 1943 im Dienst der herrschaftlichen Grafenfamilie Larisch - Mönnich in der Gastwirtschaft Eschau. In den Jahren 1944-1957 wurde das Familienglück mit 3 Buben und 2 Mädchen komplettiert. Oft erzählte sie, wie man adeligen Dienstgebern mit großem Respekt begegnete, sie die viele Wirtshausarbeit zu bewerkstelligen hatte und gleichzeitig Kinder und Familie unter einen Hut bringen musste – äußerst multitasking fähig eben!

Ein schwerer Schicksalsschlag traf sie mit dem plötzlichen Tod ihres Gatten, der 1961 verunglückte und an den Unfallfolgen frühzeitig verstarb. Wieder hieß es anpacken und alleine schwierige Entscheidungen treffen. Gezwungen durch den Verkauf ihrer bisherigen Arbeits-und Wohnstätte wagte Rosa mit ihren 5 Kindern einen weiteren mutigen Schritt in die Zukunft, erwarb ein Grundstück und baute mit viel Mühe und Fleiß ein eigenes Gasthaus. Erst als Imbiss – Stube 1969 eröffnet und geführt wurde daraus 1994 der heutige Stiegenwirt. Ohne der Mithilfe ihrer Mutter Rosa Thaller und ihren „Palfauer Buben“, von denen viele auch schon verstorben sind und den festen Zusammenhalt der kleinen Dorfgemeinschaft wäre das nie möglich gewesen, meinte sie dankbar in Erinnerung an diese so schwere Lebenszeit.

Eine Wirtin mit Leib und Seele ist sie bis ins hohe Alter geblieben, die sich mitten drin im geselligen Leben der Gaststube am wohlsten fühlte. Ein gastfreundliches Haus und Großzügigkeit besonders Vereinsveranstaltungen und Musikanten gegenüber wird beim Stiegenwirt dank ihr und der gesamten Familie immer großgeschrieben.
Als sie mit ihren Kräften gut haushalten musste, erwartete sie ihre Gäste oft sockenstrickend am Vormittag zum Plaudern und Kaffeetrinken und manchmal fiel die Zimmerstunde aus, wenn ihre Damenrunde, die Nachbarn oder Stammgäste eintrafen.

Reiselustig und vielseitig interessiert unternahm sie gerne Ausflüge mit dem Pensionistenverband Palfau, Besuche bei vielen ihrer Familienmitglieder sorgten für eine willkommene Abwechslung im Alltag.
Schwer getroffen vom Tod ihres Schwiegersohns und ihres Sohnes Hans vor 4 Jahren schlug ihr Kämpferherz tapfer weiter und sie blieb der ruhende Mittelpunkt ihrer großen Familie mit 14 Enkelkindern, 19 Urenkerl und 4 Ururenkerl. Es machte sie sehr stolz und dankbar, dass alle gesund, fleißig und tüchtig im Leben standen.

Die neue Computertechnik machte ihr keine Angst und mit 80 Jahren fand Oma Rosa Vergnügen am Kartenspiel Solitär und spielte im Lockdown der Coronapandemie „bis die Augen brennen“!

Anstelle von Blumen und Kränzen wird auf Wunsch der Verstorbenen um Spenden für die Musikkapelle Palfau gebeten – die sich bei Wind und Regen mit dem Palfauer Marsch am Grab von ihrer Wirtin verabschiedeten.

Anlässlich ihres 100. Geburtstages findet am Sonntag, dem 1. Mai 2022 ein Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche Palfau statt.

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