Zeigen, wie stark man ist
Studie: Über 6000 oö. Jugendliche mit starker Aggressionsbereitschaft
Jedes dritte Mädchen ist Opfer einer Stänkerei. Jeder zweite Bursche hatte schon einmal ein Kampferlebnis. Religiöse Jugendliche zeigen positiveres Verhalten.
OÖ (das). Um die Gewaltbereitschaft unter oberösterreichischen Jugendlichen zu ergründen hat der OÖ. Landessicherheitsrat das IMAS Institut mit einer Studie Jugend und Gewalt beauftragt. Fazit: 83 Prozent bezeichnen das Zusammensein mit Altersgenossen als freundschaftlich und friedlich und sind von einem starken familiären Zusammenhalt geprägt ein trügerischer Schleier. Sobald Gewalt bei der Umfrage konkret angesprochen wird, relativiert sich der vordergründige Eindruck einer heilen Welt.
65 Prozent wurden angepöbelt
65 Prozent der Jugendlichen haben nach eigener Aussage persönliche Erfahrungen mit Anpöbeleien. Jedes dritte Mädchen war bereits mehrmals einer Stänkerei ausgesetzt. Von den jungen Burschen berichtete annähernd jeder Zweite von einem Kampferlebnis. Burschen berichten vergleichsweise zahlreich von Pöbeleien, Raufereien und körperlicher Gewalt, die weiblichen Jugendlichen hingegen öfter über Erniedrigungen, psychische Gewalt und Cybermobbing, so Paul Eiselsberg von IMAS. Orte der Gewalt sind vielfach Discos oder die Schule.
Als Hauptmotiv von Stänkereien gaben 75 Prozent der befragten Jugendlichen an: Um zu zeigen, wie stark wir sind. Ganze 59 Prozent haben laut Studie beim Streit den Wunsch, Macht auf Schwächere auszuüben. Beachtlich und besorgniserregend zugleich ist, dass mehr als die Hälfte der Jugendlichen Streitmotive auf die Gegnerschaft von Österreichern und Ausländern zurückführen.
Ursache: Abladen von Frust
Ein wenig anders die Hauptgründe für Raufereien: Hier sind es das Abladen von Frust und Aggression, die Abneigung zwischen Österreichern und Ausländern sowie simple Rauflust, weiß Eiselsberg. Doch mit wem reden nach Gewalterlebnissen? Anlaufstelle seien in erster Linie Freunde, bereits deutlich seltener Eltern oder Geschwister, so Eiselsberg. Nur drei Prozent würden sich der Polizei anvertrauen. Laut der Potenzialschätzung des IMAS besitzen über 6000 oberösterreichische Jugendliche eine starke Aggressionsbereitschaft und rund 23.000 eine mäßige. Kirchennahe Jugendliche würden sich laut Studie zufriedener einschätzen, seien weniger wutanfällig und würden weniger mit Gewalt konfrontiert.
Erschreckend
Hitler-Deutschland brachte Vorteile
" Knapp jeder fünfte oberösterreichische Jugendliche stimmt der Behauptung teilweise zu, Hitler-Deutschland habe für Österreich auch Vorteile gebracht. Einer unter fünfzig Jugendlichen stimmt mit dieser Ansicht völlig überein. Für 52 Prozent der jungen Oberösterreicher besitzt der NS-Staat keinerlei Vorteile.
" Jugendliche, die mit ihrer Gesamtsituation sehr zufrieden sind, verhalten sich grundsätzlich friedfertiger.
" Jugendliche mit einer zumindest lockeren Glaubensnähe haben vergleichsweise stärkere Moralvorstellungen, die unter anderem auch Toleranz und Altruismus fördern.
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