Offener Brief
Bekenntnis zur Kunst, auch in Krisenzeiten!
Florian Krumpöck, Intendant des Kultursommers Semmering, macht sich in einem offenen Brief Luft.
Als der Luftkrieg seinerzeit über Großbritannien tobte, wurde der damalige Premierminister Winston Churchill, selbst Maler und Literaturnobelpreisträger, dazu aufgefordert, die Kulturausgaben zugunsten des Verteidigungshaushaltes zu kürzen. Seine Antwort lautete: „Und wofür kämpfen wir dann?“ Mit diesen starken Worten eröffnet Florian Krumpöck, Intendant vom Kultursommer Semmering, seinen offenen Brief an Bundeskanzler Kurz, Vizekanzler Kogler und die mittlerweile ehemalige Staatssekretärin Lunacek.
Problem und Lösung
Wie viele andere Kulturschaffende und Veranstalter, fühlt sich auch Florian Krumpöck von der Regierung bislang im Stich gelassen. In seinem Brief hebt er die Wichtigkeit der Kultur hervor und wirft berechtigte Fragen auf: "Bücher sind Kulturgut, Theater, Opernhäuser, Konzerthäuser, Museen, Galerien etc. nicht minder. Sie dienen nicht der Belustigung und Zerstreuung braver KonsumentInnen und WählerInnen. Die Kunst und Kultur darf daher nicht als Oberflächenpolitur und letztes Rad am Wagen behandelt werden", so Krumpöck. "So, wie der soziale Kontakt nun wieder weitestgehend ermöglicht wurde, muss auch der direkte Kontakt zwischen Kunstwerk und Mensch ermöglicht werden! Nicht irgendwann, sondern jetzt!", fordert der Pianist und liefert auch gleich einen Lösungsansatz dafür: "Eine naheliegende Lösung für Theater, Konzerthäuser, Opernhäuser, Klein-, Mittel- und Großbühnen sowie quasi alle Festivals, die über ein detailliertes, digitales Buchungssystem sowie eine fixe, nummerierte Bestuhlung verfügen, wäre ein lückenloses Contact-Tracing. Sämtliche BesucherInnen müssten per expliziter Zustimmung beim Ticketkauf die Verarbeitung relevanter Daten gestatten, was zu jeder Zeit eine komplette Kontrolle darüber ermöglichen würde, wer auf welchem Platz gesessen ist", erklärt der Intendant vom Kultursommer Semmering.
Relevanter Bestandteil der Gesellschaft
Des Weiteren fordert er ein prinzipielles Bekenntnis zu allen Bereichen der Kunst und Kultur als relevante, lebendige Bestandteile einer Gesellschaft, auch in Krisenzeiten, die weitestgehende Ermöglichung kultureller Veranstaltungen unter Berücksichtigung eines größtmöglichen Schutzes der Bevölkerung und einer der Kulturnation Österreich würdigen Fairness-Angleichung an andere Branchen, interdisziplinäre Gesprächsrunden mit hochrangigen VertreterInnen möglichst aller kultureller Bereiche inklusive der bisher größtenteils ausgesparten Sommerkultur (abseits von Salzburg und Bregenz) gemeinsam mit den einschlägigen BeraterInnen des Gesundheitsministeriums sowie keiner finanziellen Benachteiligung bei Entschädigungs- und/oder Förderungszahlungen für VeranstalterInnen, die bereits absagen mussten und ihre Liquidität nicht über die beschlossene Gutschein-Verordnung sichern.
Breite Unterstützung aus Kunst und Kultur
Nach dem Rücktritt Lunaceks als Staatssekretärin braucht es laut Krumpöck dringend eine Aufwertung des glücklosen Staatssekretariats unter einem völlig hilflosen Minister und Vizekanzler zu einem überparteilichen und unabhängigen Experten-Ministerium für Kunst und Kultur. Seine Anliegen unterstützen zahlreiche namhafte Künstler wie Erwin Steinhauer, Alfred Dorfer, Karl Markovics oder Peter Simonischek.
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