Sommergespräch
Edgar Wernbacher: "Helfen kannst du dir nur selbst"

Edgar Wernbacher mit seinem selbstgemachten "Chill amoi Gin". | Foto: Martin Meieregger
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Eigentlich hat der Edgar Wernbacher aus Mitterdorf in St. Barbara gleich vier Hax'n, sprich Standbeine. Da wäre das Trachtengeschäft, die Edelbrennerei, die Viehzucht samt Landwirtschaft und die Werbegemeinschaft St. Barbara. Wie es so ein Tausendsassa durch die Krise geschafft hat, erzählt er im WOCHE-Sommergespräch.

Fangen wir gleich beim Trachtengeschäft an: Wie seid Ihr aus dem Lockdown gekommen? Wie verläuft der Sommer?
EDGAR WERNBACHER: Sehr, sehr schwierig. Zuerst der totale Lockdown, dann die langsame Öffnung, nur mit der Maskenpflicht ist halt keiner zum Einkaufen gekommen. Es fehlen auch die Festivitäten wie Hochzeiten, Kirtage und Familienfeiern zu denen man sich etwas Trachtiges gönnt. Natürlich spüren wir auch die fehlende Kaufkraft durch Kurzarbeit und Kündigungen. Jetzt geht es zwar ein bisserl besser, aber sollte es die Maskenpflicht im Textilhandel wieder geben, dann ist es mit dem lauen Konjunkturlüfterl schnell wieder vorbei.

Kritik am Hilfspaket: "Der Textilhandel hat eine zu schwache Lobby." | Foto: Martin Meieregger
  • Kritik am Hilfspaket: "Der Textilhandel hat eine zu schwache Lobby."
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Wird es Auswirkungen auf das geschäftliche Umfeld und die strategische Ausrichtung haben?
Absolut! Ich gehe davon aus, dass die prekäre wirtschaftliche Lage sicherlich bis April nächsten Jahres anhalten wird. Wir haben Ideen und arbeiten an Konzepten, aber weiß ob wir die nicht alle wieder über den Haufen schmeißen müssen.

Ein Abstecher zur Edelbrennerei: Ihr wart ja auch im Lockdown kreativ und habt gemeinsam mit Haubenkoch Andreas Krainer einen „Chill amoi Gin“ kreiert. Ist es eigentlich schwer, in einer wirtschaftlichen Null-Phase Kreativität zu entwickeln?
Alkohol hilft. Aber Scherz beiseite. Natürlich hat uns der Lockdown anfangs gehemmt. Doch schnell ist das Grübeln gekommen, wie man was umsetzen könnte. Mit dem Haubenkoch Andreas Krainer habe ich einen branchenübergreifenden Partner gefunden, er ähnlich denkt und so haben wir mit dem Gin ein trendiges Sommerprodukt erschaffen. Und es hat voll eingeschlagen.

Was ist aus der Edelbrennerei heuer noch zu erwarten?
In 14 Tagen beginnt die Schnapsbrennsaison. Heuer verarbeite ich 50 Tonnen Obst, überwiegend alte Apfel- und Birnensorten. Die Edelbrände sind bis Ende November fertig – für mich eine wunderbar spannende Zeit. Besonders Spaß machen mir die eichenfassgelagerten Brände.

Ein drittes Standbein ist die Landwirtschaft mit der Züchtung vom Aussterben bedrohter Nutztierrassen – alles im Nahbereich des Trachtengeschäftes. Wie geht es mit den Viecherln?
Denen geht es ausgezeichnet, sie sind jetzt draußen auf der Weide. Im Oktober, November erwarten wir rund 50 Tierbabys – sind aber keine Coronababys (lachend), obwohl der Nachwuchs von mir bewusste gesteuert wird. Im Frühjahr gehen die Jungtiere an Nachzüchter aus ganz Österreich.

Es beginnt die Brennsaison: "Heuer verarbeiten wir 50 Tonnen steirisches Obst. | Foto: Martin Meieregger
  • Es beginnt die Brennsaison: "Heuer verarbeiten wir 50 Tonnen steirisches Obst.
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Sie sind auch Mitinitiator der Werbegemeinschaft St. Barbara. Wie ist allgemein die Stimmung unter den Gewerbetreibenden?
Anfangs gab es viele Skeptiker. Aber die Gutscheinaktion der Gemeinde während des Lockdowns wäre ohne Werbegemeinschaft nicht durchzuführen gewesen. Die Akzeptanz wächst, die Rückläufe werden mehr, zudem es ja für die Betriebe keinen Nachteil gibt.

Sind Aktionen und Veranstaltungen heuer überhaupt möglich bzw. sinnvoll?
Alle Veranstaltungen der Werbegemeinschaft haben wir für heuer abgesagt. Im Trachtengeschäft halten wir an unserem "Advent am Bauernmarkt am ersten Adventwochenende noch fest, aber schauen wir einmal, ob wir den Adventmarkt wirklich durchführen dürfen. Ansonsten chillen wir weiter.

Welche Lehre ziehen Sie persönlich aus den vergangenen Monaten seit dem März?
Dass du dich auf die Bundesregierung nicht verlassen brauchst. Da hat der Textilhandel eine zu schwache Lobby, um gehört zu werden. Ohne Eigeninitiative wären wir verloren, aber das zeichnet einen Unternehmer ja aus.

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