Bienenwirtschaft
Imker kämpfen für ihre Honigbiene
Der Entwurf des neuen Bienenschutzgesetzes ließ die Wogen hochgehen. Nun wurde dieser auf Eis gelegt.
Nachdem ein neu gestaltetes Bienenwirtschaftsgesetz in der Steiermark verfasst wurde und Mitte März in Begutachtung ging, formierte sich in diversen Regionen breiter Widerstand dagegen, so auch bei den Imkern im Mürztal. Nun wurde seitens des Gesetzgebers die Notbremse gezogen.
Größtes Schutzgebiet
Bisher war in der Steiermark nur die Haltung von Bienen der Rasse "Carnica" erlaubt. Nach dem neu verfassten Bienenwirtschaftsgesetz in der Steiermark sollte allerdings eine freie Rassenwahl ermöglicht werden. Dies stieß nicht nur zahlreichen Imkern, sondern auch der Wissenschaft sauer auf, handelt es sich in Kärnten, Steiermark und Slowenien doch um das weltweit größte "Carnica"-Schutzgebiet. Mit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes wäre dieses massiv gefährdet, wie Martin Kärcher, Professor am Institut für Biologie an der Universität Graz erklärt: "Das wäre eine Katastrophe und absolut rückschrittlich. Wir haben hier ein weltweit einzigartiges Schutzgebiet, das mit dem neuen Gesetz aufgebrochen werden soll. Kleine Schutzgebiete sind absolut nutzlos und werden nicht für den Erhalt der Unterart 'Carnica' sorgen, es braucht das ganze Bundesland. Aufgrund der Ausbreitungsdistanzen würde es zwangsläufig zu einer Vermischung kommen. Die Vielfalt kann aber nur erhalten werden, wenn auch die Unterarten erhalten bleiben. Die 'Carnica' ist eine sanfte Biene und an unser Klima perfekt angepasst. Durch die Vermischung und die Züchtung von Hybriden würde die natürliche Population stark bedroht werden."
Schicksal abgewendet
Genau diese Gefahr sieht auch der langjährige Imker Rudolf Brandl, der am Alpl über 60 Völker bewirtschaftet. "Die Zulassung aller Bienenrassen in der Steiermark ist einfach nicht vertretbar. Somit wäre unsere steirische 'Carnica' in ihrer ursprünglichen Genetik massivst bedroht und dem Aussterben preisgegeben. Und das in einer Zeit, wo es eine allgemeine Rückbesinnung auf regionale Unterarten gibt und dies auch dringend notwendig ist", so Brandl.
All die Kritik, die sich quer über das Bundesland erstreckte, hat offenbar Gehör gefunden, denn der zuständige Landesrat Johann Seitinger hat der Bitte auf Rückstellung des Entwurfs zugestimmt. Nun sollen in Arbeitsgruppen für die Imker annehmbare Vorschläge erarbeitet werden. "Nützen wir gemeinsam die nächste Zeit, um die vorgeschlagenen Arbeitsbesprechungen in Angriff zu nehmen, um vielleicht schon bis zum Herbst bei einer hoffentlich erlaubten Generalversammlung Ergebnisse präsentieren zu können," so der Appell des steirischen Landesverbandes für Bienenzucht an seine Mitglieder.
Man darf gespannt sein, wie sich die weitere Diskussion um das Bienenwirtschaftsgesetz entwickelt. Die Mürztaler Imker sind erstmal froh, dass der Entwurf auf Eis gelegt wurde und freuen sich jetzt auf die kommende Blütezeit.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.