Ein Paukenschlag
Pfarrer Andreas Monschein hört auf

Der Kindberger Stadtpfarrer Andreas Monschein: In seiner Meinung hat er sich selten zurückgehalten. | Foto: Ekatarina Paller
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Die Liebe ist stärker: Der Kindberger Stadtpfarrer Andreas Monschein legt sein Pfarreramt nieder.

MÜRZTAL. Am Sonntag setzte Andreas Monschein beim Gottesdienst allen Spekulationen und Gerüchten ein Ende. "Ja, es stimmt. Ich höre auf."

Bei seinem Amtsantritt im September 2015 in Kindberg hat es seitens der Diözese Graz-Seckau noch geheißen: "Gewöhnt euch nicht zu sehr an ihn, er ist für höhere Aufgaben vorgesehen."

All zu sehr konnten sich die Katholiken im Pfarrverband Kindberg, Allerheiligen, Mürzhofen und Stanz nicht an den beliebten Pfarrer gewöhnen, die Ursachen sind jedoch zutiefst menschliche Gründe, aber auch Zweifel am persönlichen Glauben und an der Struktur der Amtskirche.

Andreas Monschein bei seiner Amtseinführung im Jahr 2015 in Kindberg. | Foto: Alexander Schein
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Am Sonntag hat er die Glaubensgemeinde über seinen bevorstehenden Amtsverzicht informiert, in einem Schreiben an den Bischof hat er um Einleitung eines Laisierungsverfahren ersucht.

Mit Ende Jänner wird Andreas Monschein als Pfarrer ausscheiden, interimistisch wir der ehamlige Brucker Stadtpfarrer Johann Feischl die Pfarrerstätigkeit übernehmen. Im September soll die Stelle neu besetzt werden.

Stellungnahme im Wortlaut

Hier die sehr persönliche Stellungnahme von Pfarrer Andreas Monschein:

In eigener Sache möchte ich euch heute auf diese Weise eine Nachricht überbringen, die mir durchaus ein wenig schwerfällt.

Nach langer Überlegung, viel Nachdenken, Begleitung und einigem Ringen, werde ich den Bischof darum bitten, mich von meiner Aufgabe als Pfarrer freizustellen und ab Februar ein Laisierungsverfahren einzuleiten.

Andreas Monschein und André Straubinger: Ein "gewöhnlicher Pfarrer war er nie. | Foto: Stephan Werner
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Diese für mich schon vor dem Sommer getroffene Entscheidung hat letztlich viele Gründe und einen etwas konkreteren Auslöser.

Die Gründe liegen schon einige Zeit zurück. Noch weit vor der Corona-Epidemie fühlte ich mich als Priester nicht mehr richtig wohl in meiner Haut. Mein persönlicher Glaube ist aus verschiedenen Gründen brüchig geworden und viele Fragen taten sich für mich auf. Ohne diese tiefe Verwurzelung in Gott und Christus fiel es mir zunehmend schwer, rundum für die Menschen da zu sein, in hoher Intensität und großer Anzahl die Sakramente zu spenden, enorme Gegensätze und Ansichten innerhalb der Gemeinden gut auszuhalten und die frohe Botschaft zu verkünden.

Hinzu kommt, dass ich mir hier und da mehr Bewegung und Flexibilität im Gesamtsystem der Kirche gewünscht hätte und immer öfter mit einer schwindenden Wertschätzung für mein Priesteramt haderte. Ich gebe gern zu, dass auch mir Lösungen und Antworten auf viele dieser Fragen fehlen.

Mehr Ruhe für die Seele

Die Corona-Pandemie und die Lockdowns haben in mir auch die Sehnsucht geweckt, einem geregelteren Tagesablauf und Lebensentwurf zu folgen: ruhiger, gesünder und nachhaltiger. Es ist eine Sehnsucht, dem Hamsterrad zu entkommen und als Privatperson Ruhe für die Seele zu finden.

Legendär sein Eselsritt am Palmsonntag: Dafür har Andreas Monschein extra geübt. | Foto: Ingrid Grundner
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Am Ende kam die Einsicht hinzu, in der zölibatären Lebensform nicht mehr weiterleben zu können und weiterleben zu wollen. Ich habe eine Frau kennengelernt, mit der eine gemeinsame Zukunft möglich scheint und mit der ich diesen neuen Weg gemeinsam beschreiten will. Ich möchte auch in dieser Hinsicht ehrlich sein und versuchen, in der Wahrheit zu leben. Diese Wahrheit bedeutet für mich, kein langes Doppelleben zu führen oder ein Versteckspiel zu betreiben, sondern ehrlich einzugestehen, dass ich mein Weiheversprechen, das ich vor zwölf Jahren aufrichtig und ebenso ehrlich getroffen habe, nicht mehr leben kann und leben will. Ich werde den Bischof daher bitten, ein Verfahren einzuleiten, das mich von dieser Pflicht befreit.

Ohne Groll auf Gott oder die Kirche, der ich sehr viel in meinem Leben verdanke, blicke ich wirklich sehr dankbar auf die letzten Jahre zurück, in denen ich großteils gerne Priester war und versucht habe, in meinem Dienst an Gott und den Menschen stets mein Bestes zu geben, und ich hoffe sehr, dass ihr diesen meinen Schritt ein wenig nachvollziehen könnt.

Für mich beginnt ein neuer Abschnitt meines Lebens, in dem ich so manche Sicherheit verlasse, den ich aber im Vertrauen darauf gehe, dass Gott mich auch in diesem Moment meines Lebens begleitet und an der Hand führt.

Längerfristige Lösung ab Herbst

Bis zum Herbst, wo für unsere Pfarren und den Seelsorgeraum eine hoffentlich längerfristige Lösung gefunden wird, habe ich Johann Feischl, den pensionierten Propst von Bruck an der Mur gebeten, unsere Pfarren zu begleiten und zu betreuen.

Ich werde mich darum bemühen, dass die Feier der Gottesdienste und Sakramente bis zu einer endgültigen Lösung gewährt werden. Einige Priester und Diakone der Umgebung haben ihre Unterstützung bereits zugesagt. Bis zum Abschluss des Verfahrens werde mich aus dem kirchlichen Leben ganz zurückziehen. Ich tue dies aus Respekt den Pfarrgemeinden gegenüber, und um mir auch selbst eine Auszeit zu gönnen. Es wäre jedoch schön, wenn die Beziehungen, die in den letzten Jahren geknüpft und gelebt wurden, zwar wohl anders, aber doch auch in die Zukunft hinein weitergehen.

Danke für die Zusammenarbeit

Abschließend gilt es von meiner Seite aus ein herzliches Danke zu sagen: Für eure Unterstützung in diesen Jahren, für die gute Zusammenarbeit, für das Ertragen so mancher Verrücktheiten und Launen, für die Freundschaft und das gute, fröhliche Miteinander. Ich erlebe unsere Pfarren hier als sehr selbstständig und lebendig und bin sehr guten Mutes, dass dieses Engagement eine gute Zukunft für die Kirche in diesen Breiten verheißt.

Schließlich bitte ich euch um euer Gebet: besonders für all jene, die sich mit dieser meiner Entscheidung sehr schwertun werden, sowie um einen guten Weg in die Zukunft unserer Kirche und für gute Entscheidungen der Diözese die Nachfolge hier in diesen Pfarren betreffend.

Danke und Gottes Segen für euch alle.

Andreas Monschein beendet mit Ende Jänner seine Priestertätigkeit. | Foto: Hofbauer
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Großes Verständnis für die Entscheidung

Die Kindberger trauern zwar einem überaus beliebten Pfarrer nach, können jedoch die Entscheidung durchaus nachvollziehen. Andreas Monschein ist aktives Mitglied bei der Feuerwehr Kindberg-Stadt, von seinen sportlichen Ambitionen zeugen seine Teilnahme an Kindberger Volksläufen, auch in der Mitterdorfer Kletterhalle trifft man ihn regelmäßig an.

Er hat auch viel frischen Wind ins Pfarrgeschehen gebracht: "Legendär" sein Ritt auf einem Esel bei der Palmsonntagsprozession, sein sonntäglicher Witz am Ende des Gottesdienstes, die Weinverkostung in der Kirche. Unvergessen bleibt das Fußballmatch bei einer Erstkommunion in der Kirche. So kann man Jugend für die Kirche begeistern, so kann man Menschen zum Umdenken, die sich von der Kirche abgewandt haben.

Ob Andreas Monschein der Pfarre und der katholischen Kirche in irgendeiner Form erhalten bleibt, das liegt in den Händen der Entscheidungsträger in der Diözese. Er wäre bereit dazu.

Das Laisierungsverfahren

Nach Ende des Laisierungsverfahrens ist für Andreas Monschein zumindest ein Schuldienst möglich, vielleicht sogar auch eine pastorale Aufgabe wie zum Beispiel Pastoralassistent. So ein Verfahren, das bis nach Rom geht, kann zwischen einem halben Jahr und einem Jahr dauern und es besteht am Ende die Möglichkeit, sogar kirchlich wieder zu heiraten. Rechtlich bleibt man Priester – wie die Taufe kann man das nicht mehr zurücknehmen, darf das Amt aber nicht mehr ausüben.

Bedauerlicher Abschied

Die Diözese Graz-Seckau bedauert den Abschied des engagierten Priesters. "Andreas Monschein war ein beliebter Priester, Pfarrer und Seelsorgeraumsleiter in unserer Diözese Graz-Seckau. Für sein Engagement und seine Dienste auch in vielen diözesanen Gremien und Arbeitsgruppen sind wir ihm sehr dankbar", sagt Generalvikar Erich Linhardt. Klarerweise bedauere man seinen Schritt, wissend, dass damit ein wertvoller Priester verloren gehe. "Aber wir wünschen Andreas Monschein für seine Zukunft natürlich alles Gute und Gottes Segen", so der Generalvikar.

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