Vermeidung von Forstunfällen
Schulung hilft – auch vor Lebensgefahr

Eine solide Grundausbildung und laufende Auffrischungskurse helfen mit, Unfälle in der Forstarbeit zu vermeiden. | Foto: FAST Pichl/Andreas Ebner
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  • Eine solide Grundausbildung und laufende Auffrischungskurse helfen mit, Unfälle in der Forstarbeit zu vermeiden.
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Fünf Tote in der Steiermark bei Forstunfällen allein in diesem noch kurzen Arbeitsjahr. Dazu viele Verletzte. Wie aber lassen sich Unfälle bei der Waldarbeit vermeiden? Ein Forstexperte klärt auf.

STEIERMARK. Seit dem Jahr 1947 gibt es die Forstliche Ausbildungsstätte (FAST) der steirischen Landwirtschaftskammer im Schloss Pichl in Mitterdorf, St. Barbara. Sie ist in der Steiermark und in Ost-Österreich erste Anlaufstelle, wenn es um Aus- und Weiterbildung im Forst geht. Die FAST Pichl ist aber auch erste Anlaufstelle, wenn es um Unfallverhütung und Prävention geht, wie Martin Krondorfer erklärt, der seit nunmehr 24 Jahren die Forstliche Ausbildungsstätte leitet.

Martin Krondorfer (rechts) mit "seinem Chef", Forstdirektor Stefan Zwettler, im Schloss Pichl. | Foto: Hackl
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Wie wichtig Prävention in der Forstwirtschaft ist, das belegen auch Zahlen: Gab es im Jahr 1977 noch rund 5.000 Verletzte bei Waldarbeiten – damals wurde noch gänzlich ohne Schutzausrüstung gearbeitet – so waren es im Jahr 2022 nur mehr 256 verletzte Personen und sechs Todesfälle in der Steiermark. "In diesem Winter ist die Situation im Wald besonders prekär. Stürme und immenser Schneedruck haben in den obersteirischen Wäldern sehr viel Schadholz verursacht. Das Holz muss schnell aufgearbeitet werden. Wenig Schnee durch den milden Winter und ein immer noch stabiler Holzpreis begünstigen die Arbeit im Forst", erklärt Martin Krondorfer.

Rund 200 Kurse pro Jahr bietet die Forstliche Ausbildungsstätte pro Jahr an. | Foto: FAST Pichl
  • Rund 200 Kurse pro Jahr bietet die Forstliche Ausbildungsstätte pro Jahr an.
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So lassen sich Unfälle vermeiden

Verletzungen durch unzureichende Schutzausrüstung ist heutzutage in der Forstarbeit kein Thema mehr. Helm mit Gehör- und Gesichtsschutz sowie Schnittschutzhose und Arbeitsschuhe mit Stahlkappen sind Usus. Viele Unfälle passieren aber nicht in der "klassischen" Waldarbeit:  "Viele Hobbygärtner verletzen sich. So werden Obstbaumschnitte mit der Motorsäge ohne Schutzausrüstung durchgeführt. Dasselbe gilt auch in der Brennholzaufbereitung. Hier werden meist die Mindestabstände beim Hantieren mit der Motorsäge nicht eingehalten. Es gibt aber auch Forstwirte, die das notwendige Wissen über Ausrüstung und Arbeitstechnik nicht haben. Deshalb ist neben einer fundierten Grundausbildung auch die ständige Weiterbildung sehr wichtig. Ich würde alle fünf Jahre einen Auffrischungskurs empfehlen", so Martin Krondorfer.

Viele Unfälle passieren auch, weil die Gefahrenlage falsch eingeschätzt wird. "Wobei im Wald keine Situation der anderen gleicht, jede Situation muss für sich separat bewertet werden", so Krondorfer. Gefahren lauern beispielsweise durch die vielen dürren Eschenbäume im Wald oder jetzt ganz besonders durch abgebrochene Baumwipfeln, die sich im Geäst verfangen haben. "Hier darf man sich als wenig geübter Forstarbeiter nicht scheuen, sich Ratschläge bei Profis einzuholen. Bei den Profis wiederum lauert die Gefahr in der täglichen Routine." Ein wichtiger Tipp, egal ob Nebenerwerbs-Forstwirt oder professioneller Forstwirt: "Sich vor der Arbeit gut überlegen, wie das Problem bestens und gefahrlos zu lösen ist. Mögliche Gefahren erkennen und tunlichst vermeiden. Auch über das Funktionieren der Rettungskette im Falle eines Unfalls sollte man sich im Vorhinein Gedanken machen", sagt Martin Krondorfer.

Ein Spannungssimulator, speziell konzipiert für die Ausbildungsstätte auf Schloss Pichl. | Foto: FAST Pichl
  • Ein Spannungssimulator, speziell konzipiert für die Ausbildungsstätte auf Schloss Pichl.
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Viele Unfälle passieren auch, weil viele Forstarbeiter allein im Wald unterwegs sind. "Hier macht es durchaus Sinn, auf Nachbarschaftshilfe zu setzen. Ich helfe dir, du hilfst mir und gemeinsam schauen wir aufeinander", so der Tipp des Forstexperten.

Wenig hält Martin Krondorfer von einer "Eigenausbildung" über You-Tube-Videos: "Es ist zum Himmel schreiend, was hier oft für ein Unfug verbreitet wird, dieses falsche Wissen eignen sich tatsächlich viele Menschen an."

Technische Hilfen einsetzen

Viel zur Prävention trägt auch die Technik bei. Es gibt auch neue technische Hilfsmittel, wie etwa Spindelkeile, die per Funk zum Einsatz gebracht werden. Herkömmlich wird durch das Keilen mit der Axt der Baum in Schwingungen versetzt und die Gefahr von herabstürzenden Ästen verletzt zu werden, ist enorm hoch. Seit in der Waldbewirtschaftung auch Harvester zum Einsatz kommen, ist die Zahl der tödlichen Forstunfälle markant gesunken. Eine gut gewartete Motorsäge sollte zudem Standard sein. Wenn die Kette nachläuft, weil der Vergaser nicht richtig eingestellt ist, kann das schlimme Folgen haben.

In Sachen Unfallverhütung arbeitet die FAST Pichl eng mit der SVS, der Sozialversicherung der Selbstständigen, und der AUVA, der Allgemeine Unfallversicherungsanstalt, zusammen.

Martin Krondorfer ist selbst auch immer bei Kursen im Lehrforst unterwegs. | Foto: Dagmar Kriebernik
  • Martin Krondorfer ist selbst auch immer bei Kursen im Lehrforst unterwegs.
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Zur Forstlichen Ausbildungsstätte

Rund 200 Kurse bietet die FAST Pichl pro Jahr an – das Angebot reicht von der Schneebruchaufarbeitung in der Praxis, zum Motorsägenkurs für die Brennholzaufarbeitung, eigenen Motorsägenkursen für Frauen bis hin zur Statik der Bäume. Angeboten werden aber auch Kurse zur Wald- und Jagdpädagogik, zur Pecherei sowie Holzschindelkurse und Kurse zum Bau von traditionellen Holzzäunen. Rund 3.500 Menschen nehmen pro Jahr an den Kursen teil. "Wir sind voll ausgelastet, die Nachfrage ist weitaus größer, als wir abdecken können", so Martin Krondorfer. 

Neun Mitarbeiter sind im FAST Pichl in der Ausbildung tätig, dazu kommen sechs Praxistrainer. Geübt wird im 338 Hektar großen Lehrforst, der zum Schloss Pichl gehört. Praxiskurse finden aber auch außerhalb in Wäldern vor Ort statt.

Die Anfänge des FAST Pichl

Nach der Auflösung der Waldbauernschule Aflenz und des Waldarbeitslagers Sommerau im Jahr 1945 wurde 1946 vom Forstausschuss der Kammer der Beschluss gefasst, eine forstliche Ausbildungsstätte zu schaffen. Im Februar 1947 wurde das Schloss Pichl in Mitterdorf auf 20 Jahre von der Besitzerfamilie Orgovanyi gepachtet und der zugehörige 325 Hektar große Grundbesitz als Lehrbetrieb in Bewirtschaftung genommen.

Im Frühjahr 1947 räumte die Besatzungsmacht England das Schloss. Bis auf Tür- und Fensterstöcke und das aus dem 18. Jahrhundert stammende Bildnis des „Schlossregerls” wurde alles, was nicht niet- und nagelfest war, mitgenommen.

Im Sommer wurde die „Waldbauern und Waldarbeiterschule Pichl” eröffnet. Am 21. Juli 1947 wurde die Lehrtätigkeit der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl mit dem ersten Kurs für Waldarbeiter begonnen. Im Jahre 1954 wurde die Liegenschaft – Forstgut mitsamt Schloss und Forstgarten – von der Kammer für Land- und Forstwirtschaft in Steiermark gekauft.

Mehr Infos über das FAST Pichl gibt es hier

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