Exklusivinterview
Bei Kohlbacher gibt es wenige Häuptlinge, aber viele Indianer

Geschäftsführer Bernd Kohlbacher erklärt im Interview, was sein Unternehmen in den letzten 25 Jahren richtig gemacht hat. | Foto: Kohlbacher
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  • Geschäftsführer Bernd Kohlbacher erklärt im Interview, was sein Unternehmen in den letzten 25 Jahren richtig gemacht hat.
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Das Langenwanger Familienunternehmen Kohlbacher hat sich in den letzten 25 Jahren prächtig entwickelt.

Obwohl sich Bernd Kohlbacher als Geschäftsführer des umtriebigen Langenwanger Komplettanbieters nicht gerne in den Vordergrund spielt, hat er sich bereiterklärt, der WOCHE Mürztal im Rahmen des 25-Jahr-Jubiläums von Kohlbacher ein Exklusivinterview zu geben. Das Familienunternehmen ist Fertighausbauer, der Experte bei der Realisierung von Doppel- und Reihenhaus-Projekten, Wohn- und Objektbauten.

25 Jahre dauert die Erfolgsgeschichte von Kohlbacher mittlerweile an. Wie hat das alles begonnnen? Was waren die Meilensteine?
BERND KOHLBACHER: Wir haben als Holzverarbeitungsbetrieb im Jahr 1994 begonnen. Damals haben wir vorwiegend mehrgeschossigen Wohnbau für Genossenschaften betrieben.
Das Jahr 2002 kann als Zäsur bezeichnet werden, da wir zu diesem Zeitpunkt mit Bauträgerprojekten auf eigenen Grundstücken gestartet haben. Das war ein wesentlicher Meilenstein für die Entwicklung des Unternehmens. Seit 17 Jahren ist das nun unser Kerngeschäft.

Seit wann haben Sie die Funktion als Geschäftsführer inne?
Seit 1998 bin ich Geschäftsführer und Alleineigentümer. Mein Vater, der die Grundsteine für das erfolgreiche Wachstum des Unternehmens gelegt hat, steht uns mit seinen fast 70 Jahren immer noch mit Rat und Tat zur Seite.
Ab welchem Zeitpunkt hat es dann so richtig zu laufen begonnen?
Naja, wir haben die Kompetenz schon immer gehabt, aber ab 2002 war es eine sehr günstige Zeit für uns. Bei den Menschen ist der Wunsch nach Eigentum gestiegen und davon haben wir profitiert. Viele Kunden haben es geschätzt, nicht in dem Korsett einer Genossenschaft eingeschnürt zu sein. Zudem haben die Gemeinden einen gewissen Druck verspürt, da bei den Wohnbauförderungsmitteln eingespart wurde. Man kann auch durchaus sagen, dass uns die Finanzkrise 2008 in die Hände gespielt hat. Aufgrund des Zinsniveaus haben wir zu den Krisengewinnern gezählt.

Mit modernen Ausstellungsräumen und zeitgemäßen Produktionsstätten gilt der Standort Langenwang als Herzstück des Betriebs. | Foto: Pashkovskaya
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Welche Faktoren haben betriebsintern zum Erfolg beigetragen?
In den letzten 20 Jahren sind wir immer mehr davon weggekommen, Subfirmen für unsere Projekte zu engagieren. Immer mehr Gewerke sind dazugekommen, womit auch immer mehr Wertschöpfung im eigenen Haus lukriert werden konnte. Mittlerweile sind es insgesamt 22 Sparten, die wir bedienen, außerdem haben wir zwölf Gewerbescheine.
Qualitätsvoll wachsen kann man nur mit guten Mitarbeitern und dahingehend können wir uns wirklich glücklich schätzen. Das größte Kapital sind unsere guten Facharbeiter. Die 450 Mitarbeiter, die vorwiegend aus der Region kommen, sind der größte Treiber des Unternehmenswachstums. Wir haben sehr viele langjährige Mitarbeiter, die bis zur Pension bei uns bleiben – wesentlich mehr Indianer als Häuptlinge sozusagen. Sie sind das Rückgrat der Firma, weswegen ich meine Persönlichkeit auch nicht so gerne in den Vordergrund stelle.

Der allgegenwärtige Fachkräftemangel in der Region ist bei Ihnen also kein Thema?
Natürlich spüren auch wir den Fachkräftemangel, aber wir haben einen guten Stamm, wenig Fluktuation. Jedes Jahr beginnen bei uns drei bis vier Jugendliche eine Lehre. Aufgrund der sieben Lehrberufe, die wir im Betrieb anbieten können, haben diese hervorragende Chancen, sich weiterzuentwickeln. Wir gehen aber auch aktiv in die Schulen in der Region und werben um gute Lehrlinge.

Das erste Reihenhaus-Projekt ist ja in Fohnsdorf entstanden. Wo ist Kohlbacher heute überall tätig?
60 Prozent unserer Projekte werden in und rund um Graz umgesetzt, 25 Prozent im Raum Neunkirchen-Vösendorf südlich von Wien und rund 15 Prozent unseres Bauvolumens befinden sich in der Obersteiermark im Raum Mürzzuschlag-Bruck-Leoben. Wir arbeiten immer an 20 bis 22 Baustellen gleichzeitig.

Geht bei einem so großen Bauvolumen nicht irgendwann der Platz aus?
Gute Frage, aber davon sind wir noch weit entfernt. In Österreich werden im Schnitt pro Jahr an die 50.000 Wohnungen gebaut. Wir bauen im Jahr 500 Wohneinheiten und decken lediglich ein Prozent des österreichischen Bauvolumens ab. Wir streben auch gar nicht groß danach, andere Märkte zu erschließen, da es in unserem Tätigkeitsradius noch viel Potenzial gibt. Zudem sind die Baustellen für unsere Mitarbeiter meist sehr gut erreichbar.

Was waren die größten Projekte, die bislang umgesetzt wurden?
Das ist schwer zu sagen. In Leoben entsteht bis zum Frühjahr 2020 in mehreren Bauabschnitten die sogenannte Europacity Leoben mit insgesamt 240 Wohnungen, 1.000 Quadratmetern Bürofläche, einem Billa und auch die Lebenshilfe zieht hier ein. Zudem haben wir in Unterpremstätten ein Stadtentwicklungsprojekt mit 600 geplanten Wohnungen laufen.

Wie beurteilen Sie die Entwicklungen am Immobilienmarkt im Mürztal?
Also wir haben in diesem Jahr besonders viel im Mürztal gebaut. Beinahe in jeder Gemeinde sind Projekte von uns entstanden bzw. befinden sich viele gerade im Entstehen. Wir setzen gezielt einen Schwerpunkt auf die Obersteiermark, da es vielen in Graz mittlerweile einfach zu teuer ist und im Umland kommen die Gemeinden oftmals mit der Infrastruktur nicht nach. Für die Obersteiermark ist das eine große Chance. Vor allem die Anbindung nach Wien und Graz spricht viele Menschen an. Speziell im Mürztal wird die Lage künftig sicher von Jahr zu Jahr besser. Wir trauen uns jetzt Projekte zu, die wir vor zehn Jahren nicht angerührt hätten.

Welchen Stellenwert nimmt Nachhaltigkeit und Ökologie bei Ihren Projekten ein?
Ökologische Bauweise muss immer in ihrer Gesamtheit gesehen werden. Wir setzen verstärkt auf Solar und Niedrigenergiebauweise. Es geht dabei allerdings nicht nur um den Baustoff. Wir suchen unsere Projekte immer so aus, dass eine gute Infrastruktur vorhanden ist. Wir gehen in keine Seitentäler, denn wenn die Menschen jedes Semmerl mit dem SUV holen fahren müssen, hat das mit Nachhaltigkeit überhaupt nichts zu tun.

Welche Bilanz ziehen Sie aus dem letzten Jahr bzw. können Sie unseren Lesern vielleicht noch einen Ausblick liefern?
Wir hatten ein gutes Jahr. Vor allem mit der Bautätigkeit im Mürztal sind wir sehr zufrieden. Diese möchten wir künftig weiter intensivieren. Wir erweitern ab Herbst unser Betonfertigteilwerk in St. Barbara-Mitterdorf, es soll bis Herbst 2020 fertig sein. Die Schlosserei in Langenwang wird auch ausgebaut. Dies bringt allerdings kein Umsatzwachstum, sondern soll lediglich die Bedingungen für unsere Mitarbeiter verbessern. Auch die Digitalisierung wird in unseren Produktionsstätten künftig eine größere Rolle spielen.

Insgesamt über 5.000 Wohneinheiten, über 400 Mitarbeiter – was hat Kohlbacher in den letzten 25 Jahren richtig gemacht?
Ich denke, wir haben Chancen und Trends immer gut erkannt, vor allem mein Vater war und ist auf diesem Gebiet eine Koryphäe. Wir sind alle gesund und haben fleißig gearbeitet. Natürlich gehört auch Glück dazu. Wichtig ist allerdings auch, dass wir bescheiden bleiben, uns selbst zurücknehmen und die Leistungen unserer Mitarbeiter in den Vordergrund stellen.

Das Interview wurde geführt von Angelina Koidl und Bernhard Hofbauer

Geschäftsführer Bernd Kohlbacher erklärt im Interview, was sein Unternehmen in den letzten 25 Jahren richtig gemacht hat. | Foto: Kohlbacher
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