Geschichten vom Bezirksgericht
Dummheit könnte schlimm ausgehen

Ein Verhandlungstag am Bezirksgericht. | Foto: Pixabay
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Richterin Elisabeth Wiltschi hatte an einem Verhandlungstag am Bezirksgericht Judenburg über unglaubliche Fälle zu richten. MeinBezirk.at war dabei.

JUDENBURG. „Ich sitze hier vor Ihnen wie ein Häuferl Elend. In wenigen Minuten, in denen ich nicht nachgedacht habe, habe ich alles verloren. Auch mein Traum, Polizist zu werden, ist geplatzt“, gesteht der 21-jährige Murtaler seine unfassbare Tat. Er habe nicht schlafen können und sei nach Mitternacht zu einem Bahnhof gegangen. Dort habe er auf je zwei Schienen Steine gelegt und abgewartet, was geschied.

„Zu dieser Zeit passieren einige Lastzüge mit 60 bis 100 Stundenkilometern den Bahnhof“, hat der Fahrdienstleiter berichtet. Er habe in dieser Nacht Dienst gehabt. Ein seltsames Geräusch habe ihn hellhörig gemacht. Es dürfte dadurch entstanden sein, dass der Schneefänger einen Stein hin- und hergeschleudert und letztlich ihm vor die Füße geworfen habe. Zu dieser Zeit habe ihn auch schon ein Lokführer wegen dieser Geräusche verständigt und auch, dass sich eine Person in Schienennähe aufhalte. Der Fahrdienstleiter habe den Angeklagten zur Rede gestellt. Vorerst habe dieser geleugnet, als aber die Polizei eingetroffen sei, habe er alles zugegeben. „Ich habe recherchiert, der Zug hätte schlimmstenfalls entgleisen können“, so die Richterin. Der Zeuge sagt, dass er sofort die folgenden fünf Züge umgeleitet habe. Die Richterin hat den Akt an das Landesgericht Leoben weitergeleitet.

Ein Zug hätte entgleisen können. | Foto: KK
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Arbeitskollegen verletzt

Der 26-jährige Arbeiter fährt in einem Großunternehmen ein spezielles Transportfahrzeug. „Wir haben abgesperrte Sicherheitsbereiche und ich bin ständig unter Strom, weil ich so aufpasse“, schildert er der Richterin. Trotz seiner vorsichtigen Fahrweise hat er einen Arbeitskollegen angefahren und schwer verletzt.

„Mir tut das unendlich leid und ich habe mich über einen Arbeitskollegen immer wieder bei der Mutter des Verunfallten über sein Ergehen erkundigt“, schildert der Angeklagte.

Die Richterin glaubt ihm und spricht eine Bewährung für zwei Jahre aus. Dem Opfer muss er ein Teilschmerzensgeld von 300 Euro bezahlen.

Teurer Kartentausch

Zwei Lkw-Fahrer aus Oberösterreich hatten eine „teure“ Idee, wie sie die für sie geltende Ruhepause umgehen könnten. Sie waren mit einem Lkw nach St. Peter am Kammersberg unterwegs. Den Lastwagen lenkte ein 25-jähriger Rumäne, sein 53-jähriger Kollege machte am Beifahrersitz ein Nickerchen. Das rumänische Navi lotste den Lenker auf den Sölkpass. Beim Schild „letzte Umkehrmöglichkeit“ ist der Kollege aufgewacht. Es wurde umgedreht. “Wal wir uns so verkoffert hom, hom ma vül Zeit verlorn“, schildert er.

Der Chef habe sie daraufhin telefonisch massiv beschimpft und bedrängt. Weil die erlaubte Fahrzeit für den Lenker abgelaufen war, hätten sie auch noch eine 45-minütige Rast einlegen müssen.

„Ich habe auch eine Fahrerkarte und so haben wir kurzerhand meine gesteckt und sind weitergefahren“, berichtet der Ältere.

Die Richterin will von dem nur schlecht Deutsch sprechenden Rumänen wissen, ob er einsieht, dass sein Verhalten falsch war. Er bejaht. Die Richterin verurteilte die Angeklagten zu je 2.000 Euro Geldstrafe und 300 Euro Kosten des Verfahrens.

Bericht: Gertrude Oblak

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