Interview Dr. Christian Schützenhöfer
"Leute brauchen Motivationsschub"
Christian Schützenhöfer war bei der Antigen-Teststation in der Judenburger Lindfeldhalle im Einsatz.
MURTAL. Seit Montag vergangener Woche haben alle Murtaler die Möglichkeit, sich in der Lindfeldhalle kostenlosen Anti-gen-Schnelltests zu unterziehen. In Zusammenarbeit mit dem Land haben Soldaten des Truppenübungsplatzes Seetaleralpe unter Oberst Manfred Hofer die Organisation, die Logistik und die Betreuung dieser permanenten Teststraße übernommen. Einer dieser Tester vor Ort ist Dr. Christian Schützenhöfer vom Sanitätszentrum Süd.
WOCHE: Herr Schützenhöfer, was konkret ist Ihre Aufgabe bei den Teststraßen?
Schützenhöfer: Wir sind aktuell vier Tester vor Ort und führen den Nasenabstrich bei der Bevölkerung durch. Wir, das sind Bedienstete des TÜPL Seetaler Alpe und ich vom Sanitätszentrums Süd. Vor Weihnachten waren wir bereits zehn Tage lang in Wien im Einsatz und auch bei den Tests im Raum Graz dabei. Die Nasenabstriche dürfen nämlich nur von qualifiziertem Sanitätspersonal durchgeführt werden.
WOCHE: Bei den vorangegangenen Tests wurden aber vorwiegend Rachenabstriche genommen?
Schützenhöfer: Es gibt unterschiedliche Tests, aktuell werden in Judenburg Nasenabstriche genommen. Dieser Abstrich ist sensitiver und mögliche Viren können besser nachgewiesen werden. Der Test ist allerdings auch nur eine Momentaufnahme. Angst davor muss man aber definitiv keine haben, denn wir erklären genau, was wir machen und fragen nach, ob blutverdünnende Medikamente eingenommen werden etc. Ich habe bereits über 3.000 solcher Abstriche entnommen, ganz ohne Probleme.
WOCHE: Zwischen 300 und 400 Personen waren an Testtagen in der Vorwoche im Schnitt in der Lindfeldhalle. Ist man mit dem Ergebnis zufrieden?
Schützenhöfer: Ich glaube, dass die Motivation bei den Leuten aktuell begrenzt ist, weil sie in der Öffentlichkeit nichts mit dem Ergebnis anfangen können. Wer sich im Moment testen lässt, sind jene, die es aus beruflichen Gründen müssen, die es für sich selbst wissen wollen oder jene, die Großeltern, Eltern oder Verwandte in Pflegeeinrichtungen etc. besuchen möchten. Gegen Ende des Lockdowns rechne ich dagegen mit einer verstärken Nachfrage, weil die Leute wieder eine Perspektive haben. Kann ich ein negatives Ergebnis vorweisen, kann ich ins Kino, shoppen etc.
WOCHE: Aktuell ändern sich die Bedingungen und Anforderungen täglich. Wie schwierig ist es, darauf zu reagieren?
Schützenhöfer: Wir sind permanent auf Abruf, aber dafür ist das Militär auch da. Wir sind quasi die letzte Instanz, wenn sonst nichts mehr geht, bzw. die Kapazitäten der zivilen Kräfte erschöpft sind. Jetzt kann das Militär beweisen, dass es da ist, wenn es darauf ankommt. Und wir haben in den letzten Wochen seitens der Bevölkerung einen enormen Rückhalt verspürt.
WOCHE: Was haben Ihre persönlichen Erfahrungen gezeigt? Wer lässt sich vornehmlich testen?
Schützenhöfer: Das ist ein Problem, denn es nutzen vorwiegend junge und ältere Menschen das Angebot. Der Anteil der 30- bis 50-Jährigen kommt nur, wenn er es wirklich braucht. Man merkt die aufsteigende Verdrossenheit, den Leuten dauert es einfach schon zu lange. Im ersten Lockdown waren die Straßen leergefegt - jetzt ist gleich viel los wie früher. Und die ganzen Ausnahmeregelungen machen die Sache nicht leichter. Die Leute suchen sich Hintertürchen und ziehen damit leider die Maßnahmen in die Länge - das ist meine ganz persönliche Meinung. Und auch, was die Impfung betrifft, wollen die Menschen klare Informationen, wo und wann sie sich impfen lassen können etc. Ich glaube, dass die Leute jetzt ganz dringend einen Motivationsschub nach vorne brauchen würden.
WOCHE: Wie geht es mit der Teststraße weiter? Bleibt das Angebot bestehen?
Schützenhöfer: Es ist in Planung, dass die Teststraßen bis Ende Mai von Montag bis Samstag bestehen bleiben sollen. Die Teststraße Judenburg wird voraussichtlich Ende Jänner von der Lindfeldhalle ins Veranstaltungszentrum übersiedeln.
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