"Das war nicht in Ordnung"

Julius Koini ist Bürgermeister und „Edelpensionist“ im schönsten Gebirgsdorf der Steiermark. Trotz der Idylle hat es für ihn heuer einiges an Wirbel gegeben.

MZ: Herr Bürgermeister, haben Sie jemals Gold gefunden?
Julius Koini: Das wäre schön gewesen - aber nein. Bei der Erneuerung unserer Goldwaschanlage haben aber einige Leute tatsächlich Gold gefunden.

MZ: Auch abseits der Goldwaschanlage wird in Pusterwald wieder nach Rohstoffen gesucht. Wie ist der aktuelle Stand?
Koini: Die Probebohrungen wurden beendet, jetzt wird analysiert. Da ist schon etwas Ernstes dahinter, die Firma Aurex investiert hier viel Geld.

MZ: Was genau ist da für Pusterwald möglich?
Koini: Wenn es ertragreich ist, dann kann in drei bis vier Jahren abgebaut werden. Dann würden auch einige Arbeitsplätze entstehen und das wäre für uns natürlich sehr positiv.

MZ: Welche Projekte schweben Ihnen sonst noch vor?
Koini: Wohnraum ist für uns sehr wichtig, wir sind auf jeden Bewohner angewiesen. Deshalb wollen wir im nächsten Jahr eine Reihenhausanlage realisieren. Außerdem stellen wir die Straßenbeleuchtung auf LED um und haben einige Jugendprojekte am laufen. Auch das lange geplante Schmerzzentrum ist nicht vom Tisch. Wir sind aktiv bei der Investorensuche, eine Betreibergruppe hätten wir bereits. Ich bin Positivdenker und hoffe, dass es gelingt.

MZ: Wie lebt es sich sonst im schönsten Gebirgsdorf?
Koini: Ganz normal. Ich glaube, dass viele Leute das nicht mehr schätzen, was wir hier haben: die Ruhe, die Natur, die reine Luft und eben unsere Blumen. Das macht das Dorf lebenswert.

MZ: Im Sommer hat eine Katastrophe auch Pusterwald getroffen - wie hat die Gemeinde das überstanden?
Koini: Es waren teilweise extreme Schäden. Wir wurden gleich zum Katastrophengebiet erklärt und dann wurde rasch geholfen.

MZ: Wie hat das Krisenmanagement funktioniert?
Koini: Die Zusammenarbeit mit den Behörden war hervorragend. Da hatte man echt das Gefühl, das rasch geholfen wird.

MZ: Wenig idyllisch war das Bild, das die FPÖ vor der Wahl in ihrer Broschüre gezeichnet hat - mit Pusterwald am Titel. Ist der Ärger verraucht?
Koini: Ich bin schon noch bestürzt über diese Aktion. Da wurde unsere schöne Ortschaft verschandelt und man hatte den Eindruck: Das spielt sich alles hier bei uns ab. Das war nicht in Ordnung - eigentlich beschämend.

MZ: Pusterwald war damals in aller Munde - hatte das auch etwas Positives?
Koini: Nein, da bin ich lieber nicht in den Medien.

MZ: Sie haben damals gesagt, Asylwerber seien in Pusterwald erwünscht. Wie stehen Sie heute dazu?
Koini: Ja, dazu stehe ich auch heute noch. Wir haben damals schon Quartiere gesucht und eine freie Wohnung beim Land gemeldet. Wir haben nie eine Antwort bekommen. Jetzt ist die Wohnung aber wieder voll.

MZ: Damit hat sich das Thema erledigt?
Koini: Im Grunde schon, aber wir sind nach wie vor nicht gegen Asylwerber.

MZ: Rund um Pusterwald wurden alle Gemeinden fusioniert - warum wurde Ihre Gemeinde verschont?
Koini: Gute Frage. Wir haben uns dem nicht verschlossen, haben lange analysiert und einiges ausgearbeitet. Schließlich haben wir aber nichts Positives gefunden. Das war aber nicht der Grund.

MZ: Gab es vom Land keine Begründung dafür?
Koini: Naja, wir sind extrem exponiert. Ich habe alles dafür eingesetzt, dass wir nicht fusioniert werden und letztlich bin ich froh, dass es gelungen ist. Wir müssen uns in Zukunft trotzdem bemühen.

MZ: Die Volksschule Pusterwald war bei der Schließungswelle im Gespräch, haben Sie diesbezüglich noch Sorgen?
Koini: Ich hoffe, dass das jetzt vom Tisch ist. Es wurde genau geprüft und wir haben gute Zuwachsraten. Wenn die Schule weg ist, kann das dramatisch werden. Das ist nicht die Zukunft der Politik - man muss auch dem Land etwas lassen.

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