UMFRAGE
Wirtschaft steuert in eine ungewisse Zukunft

Die Coronakrise geht auch an der Brauerei Murau nicht spurlos vorbei. Auch das große Bierstadtfest in der Stadt Murau wackelt aufgrund der aktuellen Gesundheitskrise, die sich zu einer veritablen Wirtschaftskrise entwickelt. | Foto: Foto: Pfister
  • Die Coronakrise geht auch an der Brauerei Murau nicht spurlos vorbei. Auch das große Bierstadtfest in der Stadt Murau wackelt aufgrund der aktuellen Gesundheitskrise, die sich zu einer veritablen Wirtschaftskrise entwickelt.
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Die Bundesregierung unternimmt alles Menschenmögliche, um einen Super-Gau in der Gesundheitsversorgung und im Wirtschaftssystem zu verhindern. Aber niemand kann sagen, wie es in den nächsten Tagen und Wochen weitergeht. Wir haben uns bei Wirtschaftstreibenden und Führungskräften in der Region umgehört. Das Stimmungsbild ist wie alles andere nur eine Momentaufnahme, die von den Ereignissen jederzeit überholt werden kann.
MURAU, MURTAL. Das Coronavirus bringt unser Gesundheitssystem ins Wanken. Die Reaktionen auf die Bedrohung reichen von Hysterie, Panik, Angst bis hin zu Vernunft, Gleichmut und Ignoranz. Bleibt zu hoffen, dass die Vernunft siegt. Wir haben einige Wirtschaftstreibende und Opinion Leader gefragt, wie sie die Sache sehen. (Stand 19. März 2020).

Umfrage der Murtaler Zeitung

Fritz Diechler (Rauchfangkehrermeister): „Wir haben den normalen Dienst vorerst eingestellt und einen Notdienst installiert. Meinen Mitarbeitern zuliebe habe ich mitarbeiterfreundliche Maßnahmen gesetzt. Jetzt werden wir sehen, wie es weitergeht.“

Leo Schriefl (Aquavital): „Die Firma ist zu, dicht, fertiggefahren. Momentan tut sich so gut wie nichts. Ich habe aber niemanden gekündigt. Jetzt heißt es vorerst abwarten, wie sich die Sache weiterentwickelt. Wir sind ein Team, wir halten zusammen.“

Renate Auinger (Marketingchefin der Stadtwerke Judenburg AG): „Wir haben auf unserer Website alle Maßnahmen zur Eindämmung von SARS CoV-2/COVID-19, aufgelistet. Sie können unter stadtwerke.co.at unter Aktuelles eingesehen werden. Die Infrastrukturleistungen der Stadtwerke bleiben natürlich aufrecht.“

Friedrich Tiroch (Geschäftsführer OM): „Wir sind höchst gefordert, weil die Verkaufsmengen enorm steigen. Jetzt kommt die Welle in Deutschland. Wir registrieren eine spürbare Zunahme der Bestellungen. Als Lebensmittel-Erzeuger und -versorger haben wir ohnehin extrem hohe Hygienestandards. Wir müssen schauen, dass wir mit der Verarbeitung der Milchanlieferungen nachkommen und sind gefordert, die vermehrte Nachfrage und den Absatz zu bedienen. Die Verwaltung ist so gut wie möglich im Homeoffice tätig. Den Schichtbetrieb in der Produktion haben wir zeitlich so geplant, dass so wenig persönlicher Kontakt wie möglich unter den Mitarbeitern stattfindet. Zudem arbeiten wir laufend an Nachbesserungen im Organisationsablauf.“

Rudolf Fußi, (Tourismus-Obmann Fohnsdorf): „Trotz der tristen Situation gibt es noch eine vergleichsweise gute Stimmung und ein gutes Miteinander in den Betrieben, obwohl wir keine Gäste mehr da haben. Unsere Betriebe haben in den letzten Jahren sehr viel investiert und es kann bei längerer Dauer auch zu ernsthaften Problemen kommen. Die Regierung hat aber ein Programm geschnürt, das als Überbrückung natürlich eine große Hilfe ist. Sowohl für die Betriebe als auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Man sieht auch, dass unsere Leute die Regeln der Regierung sehr ernst nehmen. Die Coronakrise könnte aber letztendlich zur großen Chance für mehr Regionalität werden, wenn wir aus Fehlern der Vergangenheit lernen.“

Fritz Wassermann (Betreiber des Hotel-Restaurants Brauhaus zu Murau): „Ich habe seit 15 Jahren erstmals wieder 12 Stunden durchgeschlafen. Das ist das Positive. Mich trifft es jetzt doppelt hart, weil ich den Betrieb erst vor Kurzem übernommen und einiges investiert habe. Ich bin jetzt natürlich ebenso mit Stornos konfrontiert wie alle anderen in unserer Branche auch. Meine Leute bauen derzeit Überstunden und Urlaube ab, dann werden wir weitersehen. Die von der Bundesregierung gesetzten Hilfsmaßnahmen werden uns sicher einige Zeit über das Gröbste drüber helfen. Ich muss mir als Unternehmer aber auch selbst etwas einfallen lassen und habe da schon ein paar Ideen.

Norbert Steinwidder (WKO-Obmann, Murtal): Liquidität ist für die Betriebe jetzt besonders wichtig. Es stellt sich aber auch die Frage: Was tu ich morgen? Besonders für Kleine geht es jetzt um echte Überlebensfragen. Unter wko.at gibt es umfangreiche Infos und Tipps, auch in Bezug auf finanzielle Unterstützung, zur Krisenbewältigung. Da werden es natürlich Firmen, die bisher sehr ordentlich unterwegs waren, etwas leichter haben Überbrückungskredite zu erhalten. Die Coronakrise wird aber sicher auch für eine Strukturbereinigung am Markt sorgen. Daneben ergeben sich aber auch Chancen. Das ist das Positive.“

Bernhard Radauer (Autohändler und WB-Obmann in Neumarkt): „Wir lassen uns auch von dieser Krise nicht unterkriegen. Ich muss als Familienvater, Firmenchef und Wirtschaftsbundobmann jetzt noch mehr Verantwortung tragen, das ist mir bewusst. Wir gehören aber nicht zu den Warmduschern und Schönwetterpiloten und sind auch in dieser schwierigen Zeit ein Garant dafür, dass die Bevölkerung mobil bleibt. Ich nehme damit auch eine Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern, unseren Kunden und der Gemeinde wahr. Auch unsere Tankstelle vor dem Autohaus bleibt weiterhin geöffnet, um für uneingeschränkte Mobilität, dort wo sie notwendig ist, zu sorgen. Ich sehe das auch als Versorgungsauftrag. Das Einfachste wäre natürlich, alles zuzusperren, doch das würde die kritische Situation für die Bevölkerung nur noch verschärfen.“
Bibiane Puhl (Geschäftsführerin ROW und Kraft. Das Murtal). „Bei unseren Kraft-Betrieben herrscht großes Verständnis für diese noch nie dagewesene Ausnahmesituation, die alle trifft. Die Solidarität ist enorm. Bei uns ändert sich vorerst einmal nichts, außer, dass wir unser Büro auf Homeoffice umgestellt haben. Darüber hinaus sind wir im Rahmen unserer bisherigen Rahmenbedingungen nach wie vor selbstbestimmt. Zwangsweise hat sich aber alles verlangsamt und geplante Aktivitäten mussten abgesagt oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Wir werden sehen, wie die weitere Entwicklung ausschaut.“

Bernd Messner (Hypo-Chef in Judenburg): „Wir bemühen uns um größtmögliche Flexibilität, müssen uns dabei natürlich auch an unsere Regeln halten. Ich bin der Meinung, dass man jetzt verschiedene Prozesse neu überdenken muss. Eine Zurückregulierung im Sinne der Kunden und weniger Bürokratie würden uns und den Kunden in dieser kritischen Situation sicher helfen. Wir alle sind jetzt enorm gefordert.“

Josef Rieberer (geschäftsführender Vorstand der Brauerei Murau): „Die Lage ist zurzeit sehr dramatisch, weil natürlich die Aufträge in der Gastronomie weggebrochen sind, ebenso wie jene im Eventbereich. Das Geschäft mit unseren Vertriebspartnern (Lebensmittelhandel etc.) funktioniert noch. Sollte sich die Lage verschärfen, denken wir vorübergehend an Kurzarbeit. Kritisch ist die Lage im Gastronomiebereich, wo der Aufwand sehr hoch ist. Vor Ende März werden wir auch klar kommunizieren, ob das Bierstadtfest in Murau stattfindet oder nicht.“

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