Wie die Pandemie Hass erzeugt
Wenn Politiker und ihre Familien zittern sollen
BEZIRK NEUNKIRCHEN. Offene Feindseligkeit gegenüber Lokalpolitikern? Sicherheitsberater für Bürgermeister? Was nach Stoff für Krimis klingt, ist inzwischen Realität geworden.
"Weil ich Pendler bin, wurde mir geraten, am Wagen zu schauen, ob die Radmuttern noch fest sind", erzählt der Ternitzer Bürgermeister Rupert Dworak (SPÖ). Nicht nur das: er solle sich auch immer vergewissern, ob die Alarmanlage funktioniere. – Die Folge von Hass im Zuge der Corona-Pandemie, der auf Politikern abgeladen wird. Zur Erinnerung: erst vor kurzem bekam der Puchberger ÖVP-Landtagsabgeordnete Hermann Hauer einen anonymen Drohbrief.
Hilfe aus dem Innenministerium
Dworak führte bereits mit dem ehemaligen Personenschützer von Alt-Landeshauptmann Erwin Pröll Unterredungen. Das Bedrohungsszenario? Corona-Leugner. Neunkirchens Bürgermeister Herbert Osterbauer bestätigt ein zunehmend aggressiveres Verhalten: "Auch in den Teststraßen, wo Mitarbeiter bereits angespuckt wurden."
SPÖ-Stadtchef Dworak: "Das Innenministerium hat die Weisung erteilt, alle Bürgermeister und Gemeinden zu beraten, die mit Corona-Leugnern beschäftigt sind." Und da sei unter anderem Ternitz betroffen.
Die Lage ist für den Stadtchef alles andere als angenehm. Schließlich könne die Feindseligkeit auch Mitglieder seiner Familie – etwa seine Gattin betreffen. In diesem Zusammenhang bekamen die Dworaks bereits eine Unterweisung von der Kriminalpolizei und Mitarbeitern des Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung. Der SPÖ-Bürgermeister: "Das ist nicht gerade erbauend, wenn der Gattin gesagt wird, sie soll das Auto so einstellen, dass sich die Türen nicht von außen öffnen lassen; und dass sie, wenn sie in die Garage fährt, zuerst schauen soll, ob jemand mit reingeschlichen ist, und erst dann aussteigen."
Radikalisierung normaler Bürger?
Auch Dworaks Vizebürgermeister, der Landtagsabgeordnete Christian Samwald, wurde bereits von der Polizei unterwiesen. Panisch reagiert Samwald derweil nicht, obwohl er weiß, dass er eine junge Familie zuhause hat.
Auf die leichte Schulter nimmt Samwald die Situation aber nicht. Zu groß sind die Bedenken, dass seltsame Gestalten normale Bürger radikalisieren könnten.
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