Niederösterreichische Denker:innenrunde
"Von der Pandemie zum Normalbetrieb" (mit Video)
Niederösterreichische Denker:innenrunde zum Thema: „Von der Pandemie zum Normalbetrieb“
NÖ. "Was muss jetzt getan werden, um das Vertrauen in die Wissenschaft und in die Medizin zurückzugewinnen?", "Wie können Patienten, Politik und System in der aktuellen Situation die Problemlage beseitigen bzw. wie kann eine ähnlich gelagerte Problemlage für künftige Pandemien verhindert werden?", diese und weitere Fragen wurden beim Experten-Talk des Praevenire Gesundheitsforums in St. Pölten diskutiert.
Für Präsident Hans Jörg Schelling steht fest, dass der Patient im Mittelpunkt stehen muss und man den medizinischen Fortschritt nicht außer Acht lassen dürfe. Denn die Bevölkerung wird älter, die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem müssen entsprechend angepasst werden.
Gelernt habe mann, dass
"wir im Bereich der Digitalisierung extrem nachhinken",
so Schelling.
Dem schließt sich auch Andreas Stippler, Ärztlicher Leiter Gruppenpraxis Orthopädie Krems an: "Es ist wichtig, dass der Arzt Arzt ist und nicht Bürokrat". Susanne Rabady, Präsidentin der NÖ Gesellschaft für Allgemeinmedizin bringt es auf den Punkt:
"Wir haben Notizblöcke mit Steckern".
Während der Pandemie habe Geld keine Rolle gespielt: "Warum gibt es das im Regelbetrieb nicht. Warum wird das nicht in die Forschung investiert", fragt der Präsident, der informiert, dass 2,6 Milliarden Euro für Tests und 400 Millionen Euro für die Impfung aufgewendet wurden.
Eines steht fest: Die Medizin wird nie billiger, daher müsse man darüber nachdenken, ob etwa die zentrale Beschaffung von Medikamten die Kosten senken könne.
Der verlorene Sommer
Ojan Assadian, Ärztlicher Direktor des Landesklinikums Wiener Neustadt ist überzeugt, dass der Sommer 2021 als "verlorener Sommer" in die Geschichte eingehen wird.
"Durch bessere Koordination hätten wir die Pandemie wirklich wegkriegen können",
ist er überzeugt.
Dennoch gibt es großes Lob von ihm. Einerseits, weil alle Krankenhäuser in Niederösterreich in einer Hand sind, andererseits weil umgehend ein Krisenstab implementiert wurde.
Wissenschaft ist angekommen
"Die Wissenschaft ist in der Gesellschaft angekommen", konstatiert Stefan Nehrer, Dekan der Donau-Universität Krems. Und diese Aussage begründet er darin, dass der Impfstoff schneller als schnell entwickelt wurde:
"Man hat live mitbekommen, wie schnell es geht, Forschungsinhalte umzusetzen".
Es fehlt an Personal
Bernhard Rupp, AKNÖ spricht den Personalmangel an. Und auch die Arbeitsbedingungen und Attraktivierung der Gesundheitsberufe. Oft habe man dies aufgezeigt, es helfe dennoch nicht, wenn man nun sagen würde: "Ätsch, wir haben Recht gehabt" .
Der riesige Druck in der Pflege würde bei vielen die Frage aufwerfen, ob das noch der richtige Job ist, so Ludwig Gold, Geschäftsführer der Gesundheit Thermenregion GmbH. Ein Thema, das nicht weniger wichtig ist: "Wir haben keine geriatrische Ausbildung und auch keine Abteilung".
Ausgebrannter Zustand
Ausbildung nimmt Christian Cebulla, Ärztlicher Direktor des Landesklinikums Mistelbach-Gänserndorf, als Stichwort und beschreibt die Situation mit den Worten "ausgebrannter Zustand und Personalflucht. Alles ist besser, als in einem Krankenhaus zu arbeiten. Das bringt uns in essentielle Schwierigkeiten", sagt er.
Dass "wir gut durch die Pandemie gekommen sind, weil wir gute Leute haben, die hingegriffen haben", davon ist Thomas Gamsjäger, Ärztlicher Direkter des Universitätsklinikums St. Pölten überzeugt. "Es war eine prägende Erfahrung, dennoch ist viel Kraft daraus entstanden".
Digitalisieren ist das Gebot der Stunde
Präsident Schelling stellt abschließend fest, dass "wir Wissensriesen und Umsetzungszwerge sind". Was jetzt in Niederösterreich angegangen werden muss? "Die Digitalisierungsstrategie, das Einbringen digitaler Tools und gesetzliche Änderungen. Daran werde gerade gearbeitet", so Schelling abschließend.
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