Umweltschutz
Die Landwirtschaftskammer NÖ kritisiert Kampagnen

- Bei der Kampagne von Global 2000 wurden Getreideprodukte unter die Lupe genommen. (Symbolfoto)
- Foto: pixabay
- hochgeladen von Franziska Stritzl
Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich (LK NÖ) reagiert mit scharfer Kritik auf die jüngste Kampagne der Umweltschutzorganisation Global 2000. Hintergrund ist die Diskussion rund um Trifluoressigsäure (TFA) und deren Nachweis in landwirtschaftlichen Produkten wie Getreide.
NÖ. Laut der Landwirtschaftskammer NÖ wirft Global 2000 der Landwirtschaft erneut pauschal die Verantwortung für Umweltprobleme vor. "Erst das Trinkwasser, dann der Wein, jetzt das Getreide – immer mit dem Ziel, die Landwirtschaft öffentlich zu diskreditieren und die eigenen wirtschaftlichen Ziele zu verfolgen“, kritisiert Vizepräsident der Landwirtschaftskammer NÖ Lorenz Mayr.
Zur Kampagne
Global 2000 veröffentlichte am 28. Mai einen Beitrag zum Thema "TFA-Beslastung: Ewigkeitschemikalie in unserem täglich Brot". Darin wird beschrieben, dass Getreideprodukte aus acht Bundesländern auf TFA getestet wurden. Die Tests haben ergeben, dass alle Produkte, ob konventionell oder biologisch, überdurschnittlich hohe TFA-Werte aufweisen. Dies sei ein steiler Anstieg seit 2016. Weiters werde damit die von den niederländischen Gesundheitsbehörden als tolerierbar angenommene tägliche TFA-Dosis von Erwachsenen und Kindern weit überschritten.
TFA-Nachweise und ihre Quellen
Die Landwirtschaftskammer verweist auf wissenschaftliche Erkenntnisse zur Herkunft von TFA und PFAS (per- und polyfluorierte Alkylverbindungen). Demnach gelangt TFA hauptsächlich über die Atmosphäre in die Umwelt – etwa durch Regen. Diese Substanz sei somit in allen Böden nachweisbar, auch in Städten. Laut Daten der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) stammen nur rund zwei Prozent der PFAS-Emissionen aus Pflanzenschutzmitteln, der Rest aus industriellen Quellen.

- LK NÖ-Vizepräsident Lorenz Mayr fordert faktenbasierte Debatte zu PFAS/TFA.
- Foto: Imre Antal/LK Niederösterreich
- hochgeladen von Franziska Stritzl
Mayr hält fest: "TFA ist ein globales Thema – es wird nicht von den Bäuerinnen und Bauern verursacht.“
Forderung nach sachlicher Bewertung
Pflanzenschutzmittel unterliegen einem strengen EU-Zulassungsverfahren. Diese Produkte dürften nur eingesetzt werden, wenn bei sachgemäßer Anwendung keine Gefährdung für Umwelt, Gesundheit oder Biodiversität zu erwarten sei – auch im Fall von Abbauprodukten wie TFA. Mayr fordert daher, Vorsorgemaßnahmen erst nach Abschluss laufender wissenschaftlicher Prüfungen auf EU-Ebene zu setzen: "Wir sprechen uns für eine einheitliche, wissenschaftsbasierte Bewertung der TFA-Datenlage aus.“

- PFAS sind unterschiedliche per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, die in vielen Bereichen des Lebens zum Einsatz kommen.
- Foto: LK Niederösterreich
- hochgeladen von Franziska Stritzl
Die LK NÖ warnt vor Folgen solger Kampagnen. Viele Wirkstoffe würden aus politischen Gründen verschwinden, was die Produktion belaste. Mayr erklärt: "Wer glaubt, Pflanzenschutzmittel pauschal zu verurteilen, gefährdet damit nicht nur die Ernten, sondern auch die Zukunft unserer bäuerlichen Betriebe. Und es wird nicht zur Lösung der TFA-Thematik beitragen.“
Appell an die Verantwortung aller Akteure
Abschließend fordert die Landwirtschaftskammer eine faktenbasierte und breit angelegte Diskussion. "Diese NGO-Kampagnen arbeiten mit undifferenzierten, aber medienwirksamen Botschaften – und das mit voller Absicht“, so Mayr. Eine Lösung der PFAS-Problematik könne nur durch ein europäisches Gesamtkonzept gelingen. "TFA ist ein globales Thema, das alle Lebensbereiche betrifft. Wer ernsthaft Lösungen will, muss auch ehrlich hinschauen.“
Das könnte dich auch interessieren:




Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.