Familien in Krisenzeiten
Gemeinsam psychisch gesund bleiben

- Silvia Breitwieser (Leiterin TelefonSeelsorge OÖ, Psychotherapeutin), Prim. Ellen Auer-Welsbach (Vorständin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
und Psychotherapeutische Medizin, Kepler Universitätsklinikum Linz), Barbara Lanzerstorfer-Holzner (Referentin TelefonSeelsorge OÖ, Psychotherapeutin), v. l. - Foto: Diözese Linz
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In einer Welt voller Herausforderungen stehen Familien vor enormen Belastungen. Experten der TelefonSeelsorge OÖ und Primaria Ellen Auer-Welsbach betonen die Wichtigkeit psychischer Gesundheit und Selbstfürsorge. Professionelle Hilfe sei ein Zeichen von Selbstfürsorge und kein Tabu.
OBERÖSTERREICH. In einer Welt voller Herausforderungen wie Pandemie, Klimakrise und Inflation stehen Familien vor enormen Belastungen. Bei einer Pressekonferenz in Linz am 6. Oktober 2025 erläuterten Expertinnen der TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142 und Jugendpsychiaterin Primaria Ellen Auer-Welsbach, wie Familien psychisch gesund bleiben können. Elternschaft ist oft mit Stress verbunden, da verschiedene Bedürfnisse und Rollen unter einen Hut gebracht werden müssen. Existentielle Nöte und Krankheiten können das Familienleben zusätzlich belasten.
Zuhören und Selbstfürsorge als Schlüssel
Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ, betonte die Herausforderungen der letzten Jahre:
„Denken wir an die Pandemie, die Klimakrise, Kriege, Inflation und eine rasend schnell fortschreitende Digitalisierung sowie die Etablierung der vorgeblich sozialen Medien. Wir befinden uns in unruhigen Zeiten, die auch so manche Eltern sorgenvoll in die Zukunft schauen lassen.“
Ihre Kollegin Barbara Lanzerstorfer-Holzner ergänzte, dass psychische Stabilität und ein gutes soziales Netz entscheidend sind. Eltern sollten aktiv für ihre eigene und die psychische Gesundheit ihrer Kinder sorgen. Dazu gehören gemeinsame Familienzeit und das aktive Zuhören. Wichtig sei auch, die eigenen Sorgen zu regulieren und nicht zu dramatisieren.
Selbst Familienministerin Claudia Plakolm weist auf die Bedeutung einer seelisch gesunden Familie als sicherer Hafen hin. Sie lobte via Videobotschaft bei der Pressekonferenz der Telefonseelsorge kürzlich die Enttabuisierung psychischer Probleme und die Rolle der TelefonSeelsorge als wichtige Anlaufstelle.
Beziehungen stärken die Psyche
Primaria Ellen Auer-Welsbach vom Kepler Universitätsklinikum Linz hob hervor, dass psychische Gesundheit in Beziehungen wächst.
„Viele Menschen funktionieren in ihrem Umfeld – aber leben immer selten wirklich miteinander. Junge Menschen benötigen keine perfekten Eltern, sondern zugewandte Menschen, die zuhören, verstehen und Halt geben.“
Rituale und Struktur sind für alle Altersgruppen wichtig. Die Expertin betonte, dass frühzeitige Unterstützungssysteme entscheidend sind, um Belastungen zu erkennen und zu handeln.
Das ElternTelefon
Nicht immer können Eltern die Probleme allein bewältigen. Wenn die Situation in der Familie zu belastend wird, ein Konflikt nicht mehr lösbar erscheint und das Familienleben aus den Fugen geraten, ist Unterstützung von außen notwendig: Sich selbst eingestehen zu müssen, dass das Familienleben gerade große Probleme macht, ist nicht leicht. Sich Hilfe zu holen, ist keine Schande, sondern ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein.
Hilfe erhalten Eltern am ElternTelefon, das vom Familienreferat des Landes unterstützt wird. Dieses ist in solchen Situationen ein erster Ansprechpartner. Unter der Nummer 142 ist es an allen Tagen des Jahres rund um die Uhr, vertraulich und kostenlos erreichbar. Und das innerhalb der eigenen vier Wände, in der Akutsituation, ohne den eigenen Namen nennen oder einen Beratungstermin vereinbaren zu müssen.
Mail-, Chat- und Messengerberatung können anonym und kostenlos auf onlineberatung-telefonseelsorge.at in Anspruch genommen werden.
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