Verbrechen in Oberösterreich
Kriminalität verlagert sich immer mehr ins Internet
Die Kriminalstatistik für das vergangene Jahr bestätigt den Trend zu einer immer stärkeren Verschiebung der Kriminaltität ins Internet. Insgesamt schließt die Statistik in etwa dort an, wo sie 2020 durch die Pandemie unterbrochen wurde.
OÖ. Nach zwei Jahren mit unterdurchschnittlicher Entwicklung in der Gesamtkriminalität schließt die Statistik der Polizei Oberösterreich für 2022 wieder an das Vor-Corona-Niveau an – damit habe man gerechnet, so Landespolizeidirektor Andreas Pilsl. So liegt die Anzahl der registrieten strafbaren Handlungen mit 63.753 vergleichsweise knapp unter dem Wert von 2019 (64.779) aber doch deutlich über dem Wert von 2021 (55.665). „Auffällig ist eine gewisse Verlagerung der Kriminalität ins Internet – und das wird auch die Herausforderung für die Polizei in den kommenden Jahren sein“, so Pilsl. In der aktuellen Kriminaldienstreform sein das ein zentraler Punkt. Noch heuer soll in Oberösterreich ein Cybercrime-Trainingscenter eingerichtet werden, wo Polizisten aus dem ganzen Land das Rüstzeug für die Cybercrime-Bekämpfung erhalten sollen.
Internetkriminalität auf dem Vormarsch
Der Vormarsch der Internetkriminalität bedeutet in Zahlen etwa, dass klassische Verbrechen wie Eigentumsdelikte aber auch Gewalttaten in der Anzahl stagnieren oder sich rückläufig entwickeln, während sich die Zahl der Verbrechen mit dem Tatort Internet in zehn jahren versechsfacht hat (2022: 8.512, + 34 Prozent im Vergleich zu 2021). Dabei geht es hauptsächlich um Betrug und Erpressung aber auch um Taten im Zusammenhang mit Kinderpornografie. Zudem verlagere sich die Wirtschaftskriminalität immer mehr in die digitale Welt. Rund ein Viertel der „digitalen“ Delikte fällt unter den Begriff Cybercrime, der Verbrechen bezeichnet, die mit dem direkten Angriff auf Computersysteme in Zusammenhang stehen – hier gab es 2022 einen Anstieg von 102 Prozent.
38 Prozent „fremde“ Täter
Was laut Pilsl auch „ständig steigt“ ist die Zahl der Tatverdächtigen, die keine österreichische Staatsbürgerschaft besitzen – 2022 waren das 17.355 bzw. 38 Prozent aller ausgeforschten vermeintlichen Täter. Im Länder-Ranking liegt hier Rumänien vor Deutschland und der Türkei. In der Gesamtbevölkerung Oberösterreichs finden sich übrigens rund 15 Prozent mit fremder Staatszugehörigkeit.
Ermittlungsbremse Datenschutz
Insgesamt bekritelt Pils die oft fehlende Handhabe der Polizei bei der Ausforschung von Tätern, zumeist aus Datenschutzgründen. Im Gegensatz zu Nachbarländern wie Deutschland, befinde man sich hier ermittlungstechnisch „im Hintertreffen“. So bringe etwa Telefonüberwachung im klassischen Sinn kaum mehr etwas, weil jeder mittlerweile auf Internet-Telefonie zurückgreifen könne: „Solange wir da nicht reinkommen, werden wir nicht wissen was da los ist“, so Pilsl. Ähnlich limitiert sei man beispielsweise bei der Videoüberwachung oder auch beim Zugriff auf Daten wie Namen und Telefonnummern, wie Brigadier Gottfried Mitterlehner erklärt. Wünschenswert seien „technische Anpassungen“ sind sich beide einig – „viele Dinge haben sich nuneinmal verändert und da muss man mitziehen“.
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