SPÖ fordert Maßnahmen
Landesrat Lindner: "Nur ein Kassen-Gynäkologe für 10.000 Frauen"
Die SPOÖ fordert im Rahmen ihrer Kampagne "Gesundheit kann nicht warten" Maßnahmen für eine geschlechtersensiblere Medizin im Bundesland. So soll Gendermedizin in Zukunft ein fixer Bestandteil der medizinischen Ausbildung sein. In Wien wurde bereits im Jahr 2010 ein Lehrstuhl für diesen wissenschaftlichen Bereich geschaffen – in Oberösterreich scheint es Aufholbedarf zu geben.
OÖ. "Wir brauchen deutlich mehr Geschlechtergerechtigkeit in der medizinischen Versorgung in Oberösterreich", betont Landesrat Michael Lindner. Laut den Sozialdemokraten hinke OÖ bei der Gleichstellung der Geschlechter im Bundesländervergleich hinterher – so kommen durchschnittlich im gesamten Bundesland 10.000 Frauen auf nur einen Gynäkologen mit Kassenvertrag. Besonders drastisch stellt sich die Situation in den Bezirken Braunau, Ried und Freistadt dar, wo jeweils nur ein Kassen-Gynäkologe niedergelassen ist.
Die SPOÖ fordert deshalb ein Paket mit konkreten Maßnahmen:
- Gendermedizin als fixer Bestandteil medizinischer Ausbildung
- Lehrbücher müssen genderspezifische Unterschiede der Symptomatik von Krankheiten thematisieren
- Finanzierung von ärztlicher Weiterbildung und ein "Genderdiplom" nach Kärntner Vorbild
- Umsetzung des bundesweiten Aktionsplans zur Förderung von Frauengesundheit
"Frauen werden nicht ernst genommen"
Dass Gendermedizin mehr Berücksichtigung finden sollte, zeigt das Beispiel Herzinfarkt. Hier unterscheidet sich die Symptomatik bei Männern und Frauen deutlich. Der bei Männern typische stechende Brustschmerz, der in den linken Arm ausstrahlt, bleibt bei Frauen häufig aus. Sie verspüren oftmals Übelkeit, die Ärzte nicht sofort mit einem Herzinfarkt in Verbindung bringen. Dadurch verstreicht bei Frauen wertvolle Behandlungszeit, die im schlimmsten Fall tödlich enden kann.
SPOÖ-Landesratvorsitzende Renate Heitz kennt die Problematik falscher Diagnosen. "Mir sind selbst zwei tragische Fälle bekannt, wo Frauen zum Arzt gingen, mit Schmerztabletten heimgeschickt wurden, und später an einem Herzinfarkt verstorben sind." Selbst habe sie als Betroffene von Endometriose (krankhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut, Anm.) erlebt, dass Frauen in ihren Symptomen nicht ernst genommen werden. "Das hängt auch mit der Tabuisierung weiblicher Sexualität zusammen", so Heitz.
"Mehr Angebot für Schwangerschaftsabbrüche"
Aktuell gibt es in Oberösterreich mit dem Kepler-Universitätsklinikum in Linz nur ein einziges Krankenhaus, das Schwangerschaftsabbrüche durchführt. "Wir hatten bereits Fälle, wo Frauen um einen zeitgerechten Termin kämpfen mussten", berichtet Heitz. Es brauche daher dringend den Ausbau des Angebots in allen öffentlichen Krankenanstalten. Ärzte, die Schwangerschaftsabbrüche vollziehen, seien allerdings nicht so leicht zu finden. In Salzburg etwa reisen Mediziner extra aus Wien an, um induzierte Aborte durchzuführen.
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