70. Geburtstag
Altlandeshauptmann Josef Pühringer: "Hab' grad gegen einen 86-Jährigen im Tischtennis verloren"

Altlandeshauptmann Josef Pühringer feiert am 30. Oktober seinen 70. Geburstag und hat als Seniorenbundobmann sowie in anderen Funktionen noch viel vor.  | Foto: OÖ Seniorenbund
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Altlandeshauptmann Josef Pühringer feiert am 30. Oktober seinen 70. Geburtstag. Im Gespräch mit der BezirksRundschau erklärt er, warum ihm auch in der Pension keinesfalls fad wird.

Sie sind in Pension aber immer drawig – wie geht das?
In der Pension ist es wichtig, dass man einerseits in der Familie gut eingebettet ist, dass man zufrieden leben kann, weil die Nachfolge gut geklappt hat und dass man sinnstiftende und sinnerfüllende Aufgaben hat. Ich habe eine Reihe von Aufgaben, die ich mir aber selbst ausgesucht habe oder angenommen haben, weil ich mich mit ihnen identifizieren kann. Es sind Aufgaben, die mir Freude machen – als Obmann des Seniorenbundes mit allen Folgefunktionen wie der Vertretung der Senioren in der Gebietskrankenkasse, im Bundesseniorenrat im Parlament und so weiter. Dann bin ich Obmann von Pro Oriente, einer Stiftung die sich um Kontakte zur Ostkirche bemüht. Ich bin bei Pro Mariendom tätig, was sehr viel Engagement erfordert. Ich bin Mitglied der Kardinal König-Stiftung, habe also kirchliche Aufgaben. Beim Volksliedwerk bin ich österreichweiter Präsident, bin auch Präsident vom Kulturverein Gleissnerhaus. Natürlich werden diese Aufgaben auch dann und wann zu einer Belastung, aber das ist nicht die Regel.

Von der 100-Stunden-Woche zur 40-Stunden-Woche

Arbeiten Sie dann überhaupt weniger als zu Ihrer Zeit als Landeshauptmann?
Ich bin von der 100-Stunden-Woche auf die 40-Stunden-Woche gekommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich ein Leben lang nur 40 Stunden gearbeitet hätte. Jetzt bleibt einige Zeit zum Bergsteigen, zum Wandern, zum Radfahren, für die Familie, zum Lesen, Saunieren, für Stammtische, Kontakte mit den Freunden, die auch sehr wichtig sind.

Wann beginnt der Arbeitstag des Pensionisten Josef Pühringer?

Je nach Notwendigkeit. Es kann schon sein, dass ich erst um acht oder halb neun aufstehe, aber ich muss auch manchmal um sechs auf, wenn es zum Bergsteigen geht oder eben dienstlich nach Wien.

Mit etwas Abstand zu Ihrer Zeit als Landeshauptmann: Was hätten Sie anders gemacht?

Niemand würde ein Politikerleben von der Jungen ÖVP bis zum Landeshauptmann eins zu eins wieder so machen. Die Zeiten verändern sich. Man wird gescheiter, man sieht manches anders. Ich hätte zum Beispiel bei der Spitalsreform, die goldrichtig und wichtig war, die das Fundament, auf dem heute aufgesetzt wird, ich hätte noch mehr in die Information investiert.

KTM Motohall: "Ich stehe dazu, wie ich das entschieden habe."

Es hat ja viel Aufregung um die KTM-Motohall und die Kulturförderung gegeben – hätte es auch da vielleicht einen besseren Weg gegeben?
Das hätte ich sicher nicht anders gemacht. Ich halte mir zu Gute, dass ich das als Chance für das obere Innviertel gesehen habe, das solche Projekte dringend braucht. Und der Erfolg gibt dem Projekt ja Recht. Ich würde wieder alle Parteien einbeziehen. Und es ist eine gewisse Enttäuschung, dass sich da manche nicht mehr erinnern können oder das nicht mehr wollen. Aber mein politisches Credo war immer: Wenn man ein Wort gegeben hat, muss man dazu stehen. Ich stelle auch fest, dass wir das Geld nicht direkt aus dem Kulturbudget genommen haben, sondern das Kulturbudget aus allgemeinen Mitteln des Finanzressorts verstärkt haben. Ich würde es vielleicht generell in der Tourismus- und Gemeindeförderung ansiedeln. Aber ich stehe dazu, wie ich das entschieden habe – gemeinsam mit allen Parteien.

"Warum sollte es Türkis-Grün im Bund nicht geben?"

Unter Ihrer Führung gab es erstmals Schwarz-Grün auf Landesebene – welche Chancen sehen Sie für Türkis-Grün auf Bundesebene?
Ich nehme zur aktuellen Politik nur generell Stellung. Warum sollte es Türkis-Grün im Bund nicht geben. Das ist eine Variante, die durchaus möglich ist, wenn man sich inhaltlich und persönlich findet. Es darf nicht der kleinste gemeinsame Nenner sein, auf den man sich einigt, es soll ein großer gemeinsamer Nenner sein. Denn die Österreicher haben Interesse an einer stabilen Regierung und nicht an baldigen Neuwahlen. Es gilt für eine Koalition mit den Grünen dasselbe, wie für alle anderen Parteien. Leben und Leben lassen. Kurz weiß, dass er nicht 51 Prozent hat, sondern 37. Ich hoffe, dass Kogler auch weiß, dass er knapp 14 hat. Man muss die Größenordnung beim Schnüren eines Programms berücksichtigen.

Wie stehen Sie zu einer Dreier-Koalition ergänzt um die Neos?

Das ist durchaus eine Variante, wenngleich ich nicht glaube, dass Dreierkoalitionen einfacher zu handeln sind. Aber wenn man die Neos ins Boot holen will. Die Neos wissen halt auch, dass sie sich in der Regierung mehr abnützen als in der Opposition. Interessant ist schon, dass in Österreich die liberalen Parteien wie auch das LIF nie eine relevante Größe erreicht haben, weil SPÖ und ÖVP die Liberalen zum Teil abdecken. Die ÖVP war immer schon von drei Gruppen getragen. Die Christlichsozialen, die Wertkonservativen und die Wirtschaftsliberalen. Nur dadurch ist die Stärke der ÖVP zu erklären. Und es ist auch für die Zukunft ein guter Weg, dass man aufpasst, dass man diese drei Gruppen vereinen kann, wobei die Christlichsozialen zahlenmäßig immer die stärkste Gruppe waren – und auch heute noch sind.

"Die SPÖ ist derzeit eine sehr fleißige Partei, denn sie erledigt auch die Arbeit des politischen Gegners."

Was sagen Sie zur SPÖ?
Die SPÖ ist derzeit eine sehr fleißige Partei, denn sie erledigt auch die Arbeit des politischen Gegners. Obwohl das irgendwie bedauerlich ist. Denn man darf nicht übersehen: Die Sozialdemokraten haben historisch betrachtet schon eine Leistung in der österreichischen Politik erbracht. Sie haben praktisch Jahrzehnte hindurch in der großen Koalition viel weitergebracht. Es wäre von einem Christlichsozialen wie von mir dumm, zu leugnen, dass sie nicht einen Anteil am Erfolgsmodell Österreich haben. Dass sie jetzt so einen Selbstzerstörungstrieb haben, ist für mich schwer verständlich.

Die SPÖ hat ja auch in Oberösterreich schon bessere Zeiten erlebt ...

Die SPÖ hat es zusätzlich schwer. Denn die Themen, mit denen die SPÖ groß geworden ist, sind im Wesentlichen erledigt. Man braucht nicht mehr um gerechten Lohn, um Altersversorgung oder Ähnliches streiten. Denn bei den Pensionen oder Löhnen streiten wir heute um Zehntelprozent, aber nicht um die grundsätzlichen Fragen.

Ich habe nie geglaubt, nie, dass etwas wie Ibiza möglich ist.

Die FPÖ konnte viele Stimmen von der SPÖ gewinnen – als "soziale Heimatpartei" und "Partei des kleinen Mannes".
Die Freiheitlichen sind durch Populismus groß geworden. Die Landtagswahl 2015 und auch die Nationalratswahl 2017 waren von der Flüchtlingsbewegung stark gezeichnet. Das wird sich nicht mehr wiederholen. Ich bin Jahrzehnte in der Politik. Aber ich habe nie geglaubt, nie, dass etwas wie Ibiza möglich ist. Dass ein führender Innenpolitiker alle Grundfreiheiten, Menschenrechte et cetera in einem Aufwaschen in Frage stellt – das kann man nicht als b'soffene G'schicht abtun. Aber eines ist auch klar: Bei den Menschen ist die Spesenaffäre mehr reingegangen als Ibiza. Weil da kann sich jeder etwas Konkretes vorstellen. Unabhängig von der FPÖ, das möchte ich ausdrücklich sagen, denn dort gibt es auch Leute, die vernünftige Arbeit leisten, das will ich nicht bestreiten. Aber ich kann mich nur der Abschiedsrede des Jean Claude Juncker im Europäischen Parlament überzeugt anschließen.

Ein Thema, das die Politik und die Unternehmen intensiv beschäftigt, ist die Digitalisierung. Wie digital ist Josef Pühringer?
Soweit es notwendig ist. Ich habe ein Smartphone, erledige zum Teil meine Mails, wenn es schnell gehen muss. Ich schicke SMS und WhatsApp-Nachrichten. Aber ich möchte den direkten Kontakt mit den Menschen nicht missen. Ich halte es mit Heidegger, der gesagt hat: Man kann Entfernungen mit Technologien überbrücken, aber nicht Nähe schaffen.

Welche Herausforderungen sehen Sie neben der Digitalisierung auf Oberösterreich in den nächsten Jahren zukommen?
Oberösterreich ist sehr gut aufgestellt. Landeshauptmann Stelzer setzt meines Erachtens auf die richtigen Schwerpunkte. Wir müssen unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das ist überhaupt keine Frage. Wir müssen schauen, dass wir in der schnellen Entwicklung von Wissenschaft und Forschung mithalten können. Wir brauchen aber auch Arbeitsplätze für die Leute, die bildungsmäßig die großen Anforderungen nicht schaffen – gerade im digitalen Zeitalter. Ich glaube, dass in Oberösterreich der Zusammenhalt zwischen den politischen Kräften relativ gut ist. Das ist wichtig für die gesamtheitliche Entwicklung unseres Landes. Wir müssen nur aufpassen, dass der ländliche Raum mithalten kann, denn alles ist sehr stark Richtung Zentralräume fokussiert. Da darf man der Politik keinen Vorwurf machen, das ist ein genereller Trend.

Großes Ziel: Weg vom Seniorenbild des alten, gebückten Mannes am Stecken.

Welche große Ziele hat Josef Pühringer in seinem drawigen Pensionistenleben?
Mein Ziel ist, dass wir im Seniorenbund den ganz großen Paradigmenwechsel schaffen. Weg vom Seniorenbild des alten Mannes, der am Stecken gebückt durch die Gegend geht. Die Senioren von heute sind aktiv. Ich komme gerade von der Landesmeisterschaft im Tischtennis und habe dort gegen einen 86-Jährigen verloren. Die Generation 60 plus hat heute in Oberösterreich 370.000 Menschen und wird in 20 Jahren um 200.000 mehr haben. An den Senioren kommt niemand vorbei, weder die Politik noch die Wirtschaft. Ich möchte natürlich das Projekt Pro Mariendom, die gesamte Restaurierung, dass wir die gesteckten Ziele erreichen. Und sonst will ich gesund und glücklich mit meiner Familie leben und vom schönen Oberösterreich noch viel genießen können.

2021 kommt die Wahlkampfmaschine Josef Pühringer nochmals voll auf Touren?
Ich werde sicherlich als Seniorenbundobmann meinen Beitrag leisten, dass die Wahlen für Thomas Stelzer und die ÖVP gut ausgehen. Ich werde aber ganz sicher den Handelnden in der Politik nicht ins Ruder greifen, ich beschränke mich auf den Seniorenbund und die Seniorenpolitik. Aber dort wo ich behilflich sein kann, werde ich das tun. Solange man gesund, bei Kräften und im Kopf in Ordnung ist, soll man sich einbringen. Marc Aurel hat gesagt: Solange du deine Visionen verfolgst, wirst Du nicht alt.

Altlandeshauptmann Josef Pühringer feiert am 30. Oktober seinen 70. Geburstag und hat als Seniorenbundobmann sowie in anderen Funktionen noch viel vor.  | Foto: OÖ Seniorenbund
 LH Mag. Stelzer und LH a.D. Dr. Pühringer bei der Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich an Landeshauptmann a.D. Josef Pühringer im Februar 2018. | Foto: Land OÖ/Denise Stinglmayr
Altlandeshauptmann Pühringer zur FPÖ: "Ich bin Jahrzehnte in der Politik. Aber ich habe nie geglaubt, nie, dass etwas wie Ibiza möglich ist. Dass ein führender Innenpolitiker alle Grundfreiheiten, Menschenrechte et cetera in einem Aufwaschen in Frage stellt – das kann man nicht als b'soffene G'schicht abtun." | Foto: Seniorenbund OÖ
Altlandeshauptmann Pühringer: "Mein Ziel ist, dass wir im Seniorenbund den ganz großen Paradigmenwechsel schaffen. Weg vom Seniorenbild des alten Mannes, der am Stecken gebückt durch die Gegend geht. Die Senioren von heute sind aktiv."  | Foto: Seniorenbund OÖ
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