Seniorenbund-Obmann Pühringer:
„Arbeiten in Pension ist immer noch sehr unattraktiv“
Der OÖ Seniorenbund fordert weiterhin eine hundertprozentige Streichung der Pensionsversicherungsbeiträge für jene, die länger arbeiten wollen, als sie müssten. Außerdem wünscht man sich Verbesserungen für die Pflege zu Hause und erachtet eine zehnjährige Übergangsfrist in Sachen Digitalisierung für sinnvoll, um die Diskriminierung Hochbetagter einzuschränken.
OÖ. „Die Pensionen sind über die vergangenen zwei Jahre gerechnet nicht mehr als zum Erhalt der Kaufkraft nötig, erhöht worden“, verteidigt OÖ Seniorenbund-Obmann Josef Pühringer die umstrittene 9,7-Prozentige Pensionserhöhung mit Anfang 2024. Ein Viertel des privaten Konsums geht laut Seniorenbund auf die Senioren, sie seien damit ein „wesentlicher Marktfaktor“ und deren Kaufkraft schlichtweg wichtig für die heimische Wirtschaft.
Verschiebung des Anpassungszeitraumes
Um die Inflationsentwicklung besser abzubilden und die Pensionen zeitnah wertzusichern, fordert der OÖ Seniorenbund seit Langem eine Verschiebung des Anpassungszeitraums nach hinten. Aktuell wird der Zeitraum August des Vorjahres bis Juli herangezogen. Deshalb wurde die hohe Inflation der zweiten Jahreshälfte 2022 erst mit der Anpassung für 2024 ausgeglichen. Künftig sollte der Zeitraum zumindest bis einschließlich Oktober reichen. Die restlichen zwei Monate könnten auf Basis von Prognosen der anerkannten Wirtschaftsforschungsinstitute einbezogen werden.
Tatsächliches Pensionsantrittsalter erhöhen
Der OÖ Seniorenbund fordert weiterhin die gänzliche Streichung der Pensionsversicherungsbeiträge für jene, die über das Pensionsantrittsalter hinaus arbeiten. Aktuell sei das nämlich noch „sehr unattraktiv“. Eine Verbesserung könne auch „Teil der Lösung“ des Problems Fachkräftemangel sein. Weiters wäre es aus Sicht des Seniorenbunds wichtig, das tatsächliche Pensionsantrittsalter an das gesetzliche anzunähern. Wie das genau bewerkstelligt werden könnte, habe die Alterssicherungskommission zu prüfen, grundsätzlich wäre es aber wichtig, „ein anderes gesellschaftliches Bild zu erzeugen“, so Pühringer, sodass es im Idealfall in Zukunft die Ausnahme bleibt, vor dem gesetzlichen Antrittsalter in Pension zu gehen.
Pflege zu Hause attraktivieren
„Ein wesentlicher Punkt in der Pflege, bei dem wir hohen Bedarf sehen, sind stundenweise Betreuungsmöglichkeiten für zu Hause“, sagt OÖ Seniorenbund-Landesgeschäftsführer Franz Ebner und bezieht sich dabei auf Rückmeldungen aus den Reihen der Seniorenbundmitglieder. Dabei gehe es darum, pflegenden Angehörigen zu ermöglichen, gewisse Dinge allein erledigen zu können. Insgesamt sei es für die Zukunft wichtig, pflegenden Angehörigen mehr Wertschätzung entgegenzubringen und die Pflege zu Hause so attraktiv zu machen, „wie wir nur können“. Der OÖ Seniorenbund fordert eine rasche Ausweitung des Bezieherkreises auf Pflegestufe 3 sowie eine deutliche Erhöhung des maximalen Netto-Einkommens. Ebenso wäre eine generelle Erhöhung der Förderung (aktuell € 125,-/Monat) wünschenswert, so Pühringer und Ebner.
Einkommensgrenze für Förderung von 24-Stunden-Betreuung
Seit ihrer Einführung im Jahr 2007 liegt die Einkommensgrenze für die Förderung der 24-Stunden-Betreuung bei € 2.500,-. Wird diese überschritten, reduziert sich die Förderung entsprechend. Wäre die Einkommensgrenze jährlich der Inflation angepasst worden, müsste sie aber schon um mehr als 50 % Prozent höher sein. Daher fordert der OÖ Seniorenbund eine sofortige Anhebung der Einkommensgrenze für die volle Förderung, ebenso muss diese künftig jährlich nach dem VPI angepasst werden. Auch die Förderung selbst soll erneut erhöht werden: auf 1.100 Euro mit künftig jährlicher Valorisierung.
Digitalisierungs-Schonfrist für Senioren
Bezüglich Digitalisierung fordert der OÖ Seniorenbund eine gewisse Schonfrist: So soll es zumindest für die kommenden zehn Jahre auch noch analoge Angebote geben, d.h. sämtliche Anträge, Formulare, Ansuchen etc. sollen auch in Papierform eingebracht werden können. Ebenso müssen auch Bescheide, behördliche Informationen, Rechnungen usw. in Papierform künftig kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Auch die Schaffung digitaler Servicestellen, um ältere Menschen bei Anträgen zu unterstützen, ist anzudenken. Durch das Engagement des Seniorenbundes wurde z.B. erreicht, dass die Gemeindeämter jene unterstützen, die den Handwerkerbonus nicht online beantragen können.
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