Corona-Maßnahmen
Kinderfreunde und Minister: Kritik an Schulschließungen in Oberösterreich
Die Corona-bedingte erneute Schließung von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen in Oberösterreich stößt auf viel Kritik.
OÖ. Mit 3. Juli wurden in Oberösterreich insgesamt 287 Schulen, 154 Krabbelstuben, 266 Kindergärten sowie 108 Horte mit 81.000 Schülern, 21.200 Kindern in Kindergärten und Krippen sowie 9.600 Hortkindern in fünf Bezirken geschlossen. Die betroffenen Bezirke Linz-Stadt, Linz-Land, Wels-Stadt, Wels-Land und Urfahr-Umgebung waren in den vergangenen Tagen mit steigenden Infektionszahlen in mehreren Schulen und Betreungseinrichtungen konfrontiert. Konkret geht es allerdings um „nur“ 27 Fälle. Das rigorose Vorgehen der oö. Landesregierung stößt nun aber auf Kritik.
Faßmann wünscht „differenzierteres Vorgehen“
So äußerte sich Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am 2. Juli in der ZIB2 zu den Schulschließungen in Oberösterreich. „Im Herbst sollten wir differnzierter vorgehen“, so Faßmann, der die ergriffene Maßnahme für zu großflächig hält. Zuerst sollten einzelne Klassen abgesondert werden, dann Schulen, dann alle Schulen in einzelnen Gemeinden, und so weiter. Dass es im Herbst solche Fälle geben wird, sei wahrscheinlich, so Faßmann. Der Normalbetrieb sei allerdings das „Planungsziel“.
Schließungen „nicht nachvollziehbar“
Auch für die Kinderfreunde OÖ sind die vorzeitige Schließung, insbesondere der Schulen, in den genannten Bezirken „nicht nachvollziehbar“. „Die Schüler haben es sich verdient, sich von den Freunden und auch von dem Lehrpersonal ordentlich zu verabschieden. Und nicht eine Woche vor dem offiziellen Ferienbeginn, wieder durcheinander gewirbelt zu werden“, sagt Kinderfreunde OÖ Vorsitzenden Roland Schwandner. Er vermisst eine schlüssige Erklärung für die gesetzte Maßnahme – so wie auch viele Eltern. Denn Während in den betroffenen Bezirken großflächig alle Schulen geschlossen sind – auch ohne Infektionsfälle – bleiben in anderen Bezirken Schulen geöffnet, die akute Fälle melden.
Personenkreise erweitern
Das Land OÖ bemüht sich indes um eine Ausweitung der Corona-Testungen auf größere Personenkreise. Etwa in Schulen und Betrieben soll vermehrt getestet werden, „auch wenn zwischen Personen nur ein kurzer Kontakt bestand“, so Gesundheitsreferentin Christine Haberlander (ÖVP). Dies bedeute etwa, dass bei einem positiven Fall in einer Schulklasse, auch alle Mitschüler dieser Klasse getestet werden. Zudem verdopple das Rote Kreuz die Drive-In-Kapazitäten. „Im Bundesländervergleich liegen wir bei den Testungen im Mittelfeld, wollen aber besser werden. Unsere Labore arbeiten mit der nötigen Geschwindigkeit – jede Probe wird innerhalb von 24 Stunden ausgewertet“, betont Haberlander.
Kritik an Teststrategie
Laut Medienberichten werden Oberösterreich im Sieben-Tages-Vergleich pro 100.000 Einwohner weniger als halb so viele Covid-19-Tests wie in Wien gemacht. Die große Differenz sei zum Teil auf die unterschiedienen Teststrategien zurückzuführen. In Wien würden grundsätzlich alle Kontaktpersonen erster Stufe getestet, auch wenn sie keine Symptome haben.
60 Prozent ohne Symptome
In Oberösterreich testet man asymptomatische Personen nur in sensiblen Bereichen, da die Aussage eines negativen Testergebnisses bei symptomlosen Personen wegen der Inkubationszeit eingeschränkt sei, wie es vom Krisenstabes heißt. In Wien habe eine Auswertung allerdings ergeben, das 60 Prozent der positiven Fälle auf die Testung symptomloser Kontaktpersonen zurückzuführen seien.
Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger steht hinter der Entscheidung des Landes bezüglich der Schulschließungen. Was er zur Teststrategie zu sagen hat, lesen Sie im Beitrag:
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