Gleichstellungsbericht 2024
Krisen bremsten die Gleichstellung der Frauen in OÖ

V. l.: Gerlinde Stöbich (Projektleiterin Frauenstrategieprozess 2018 sowie Evaluierung 2021), Paul Eiselsberg (IMAS), Christine Haberlander (LH-Stellvertreterin und Frauenreferentin), Beate Zechmeister (Leiterin Frauenreferat des Landes OÖ), Irene Maria Walter (Coaching und Unternehmensberatung, Projektbegleitung) | Foto: Land OÖ/Sternberger
  • V. l.: Gerlinde Stöbich (Projektleiterin Frauenstrategieprozess 2018 sowie Evaluierung 2021), Paul Eiselsberg (IMAS), Christine Haberlander (LH-Stellvertreterin und Frauenreferentin), Beate Zechmeister (Leiterin Frauenreferat des Landes OÖ), Irene Maria Walter (Coaching und Unternehmensberatung, Projektbegleitung)
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In Sachen Gleichstellung geht für Frauenreferentin Christine Haberlander (ÖVP) so manches in die richtige Richtung, gleichzeitig gebe es aber Luft nach oben. Die Krisen der vergangenen Jahre haben die Entwicklung eingebremst.

OÖ. „Fortschritt für Frauen ist Fortschritt für die gesamte Gesellschaft. Die positive Resonanz und die nachgewiesenen Verbesserungen in Bereichen wie Gesundheit, den Schlüsselpositionen, den Medien und der Wissenschaft zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind! Klar ist aber auch: Es gibt viele Ressort- und Gestaltungsbereiche und in vielen Bereichen ist noch vieles zu tun“, betont Frauenreferentin Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP). In manchen Bereichen stimme zwar die Richtung, aber hier gebe es Luft nach oben. Besonders wenig Veränderung werde etwa im Bereich der beruflichen und finanziellen Gleichstellung von Männern und Frauen wahrgenommen.

„Der aktuelle Bericht mit ausgewählten statistischen Daten im Rahmen der Frauenstrategie bietet der Politik, den Direktionen des Amtes der OÖ. Landesregierung, den Sozialpartnerinnen bzw. Sozialpartnern, den Gemeinden und anderen Partnerinnen und Partnern eine gute Basis, um Entscheidungen im Bereich der Gleichstellung zwischen Frauen und Männern zu treffen. Er gibt Auskunft über den aktuellen Ist-Stand der festgelegten Handlungsfelder, und auf Basis dieser Datengrundlage ist es möglich, Trends herauszulesen und zu analysieren, Umstände zu beurteilen und Lösungen spezifisch zu erarbeiten“,

so Beate Zechmeister, die Leiterin des Frauenreferates des Landes OÖ.

„Frauen strahlen große Zufriedenheit aus“

Das IMAS-Meinungsforschungsinstitut hat in Oberösterreich 300 Frauen zwischen 16 und 65 Jahren und 200 Männer im Alter von 16 bis 65 Jahren über ihre Ansichten zur Lage der Frauen und ihre Zukunftsvisionen der Frauenpolitik in Oberösterreich befragt: „Die oberösterreichischen Frauen im Alter von 16 bis 65 Jahren strahlen eine hohe Zufriedenheit mit ihrer Lebenssituation aus“, sagt Studienautor Paul Eiselsberg. Drei Viertel geben an, dass es ihnen sehr wichtig ist, ein selbstständiges und unabhängiges Leben zu führen. Weiters werden flexible Arbeitszeitmodelle, die Attraktivierung des Pensionssplittings, die Ausrichtung der medizinischen Versorgung für Frauen und die Verbesserung der Frauen am Arbeitsmarkt im Vergleich zu Männern häufig genannt.

Krisen bremsen Gleichstellung

„Der Eindruck der Verbesserung in den Handlungsfeldern überwiegt in allen abgefragten Bereichen im Vergleich zur Verschlechterung. Wichtig ist zu erwähnen, dass zwei von fünf oberösterreichischen Frauen von einer negativen Auswirkung der aktuellen Krisen auf die Gleichstellung von Frauen und Männern in Beruf, Familie und Gesellschaft ausgehen“, erklärt Eiselsberg. Das könne an einer Verschiebung von Prioritäten in Krisenzeiten liegen.

Nur 11,2 Prozent der Bürgermeister weiblich

Es gibt also Verbesserungen, aber auch noch viel Luft nach oben – dieses Bild zeigt sich auch in der oö. Politiklandschaft: So stehen mittlerweile fünf von zehn Direktionen beim Land OÖ unter weiblicher Leitung und auch in der Landesregierung (aktuell 22,2 Prozent) sowie im Landtag (37,5 Prozent) steigt der Frauenanteil langsam. In den Stadt- und Gemeinderäten sind es 32,8 Prozent. Nur 11,2 Prozent der Bürgermeister sind Frauen.

Grüne: Rückhalt in anderen Ressorts fehlt

Einiges wurde für die Frauen in Oberösterreich erreicht, viel mehr ist aber noch zu tun. Das zeigt sich im aktuellen Gleichstellungsbericht 2024. Die Frauenstrategie ist dafür an sich ein gutes Instrument. Ein wichtiger Fahrplan, um die Situation für Frauen auf vielen Ebenen zu verbessern. Aber dieser Fahrplan muss noch viel mehr Rückhalt in den anderen Ressorts finden. Diese Strategie kann nur wirken, wenn ihre Ziele von allen politischen Zuständigkeitsbereichen mitgetragen und finanziell unterstützt werden. „Frauenpolitik betrifft nahezu alle Lebensbereiche und ist daher nicht nur Aufgabe des Frauenressorts. Um die Frauenstrategie zu einem wirklichen Erfolg zu machen, muss da von den anderen Stellen noch deutlich mehr kommen“, reagiert die Grüne Frauensprecherin Landtagsabgeordnete Dagmar Engl auf den Zwischenbericht zur Frauenstrategie.

Fast 3.000 Betretungsverbote

Die SPÖ OÖ und ihre Landesfrauenvorsitzende und Landtagsabgeordnete Renate Heitz weist auf die offenbar steigende Zahl der Fälle hin, in denen Frauen Opfer von Gewalt werden. Die Anzahl der Betretungs- und Annäherungsverbote sei in Oberösterreich seit 2020 kontinuierlich angestiegen. Im Jahr 2013 seien es 1.073 gewesen. Zehn Jahre später, habe sich die Zahl bereits verdoppelt – es wurden 2.665 Wegweisungen und Verbote verhängt. Der Trend um die Wegweisungen genauso wie bei der Anzahl der von Gewalt betroffenen Frauen in OÖ bzw. vom Gewaltschutzzentrum betreuten Frauen, sei „erschreckend negativ“. 2023 seien 3.779 betroffene Frauen im Gewaltschutzzentrum betreut worden.

Die Frauenstrategie „Frauen.Leben 2030“ wurde vor sechs Jahren von der Oö. Landesregierung einstimmig beschlossen. Sie umfasst acht Handlungsfelder mit mehr als 100 Maßnahmen, darunter Beruf und finanzielle Absicherung, Familie und Kinderbetreuung, Frauen in politischen und gesellschaftlichen Schlüsselpositionen, Frauen in der Wissenswelt, Frauen im ländlichen Raum, Frauen und Gesundheit, Frauen in den Medien sowie Wertschätzung und Frauensolidarität, einschließlich Gewaltprävention und Gewaltschutz. Zum Umsetzungsstand der Frauenstrategie wird jährlich ein statistischer Bericht vorgelegt, um die Wirkung der bereits umgesetzten Maßnahmen zu messen und alle 3 Jahre gibt es einen größeren Gleichstellungsbericht mit weiteren Umfragen und Interviews.

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