"Eigenkapital zeigt die Leidensfähigkeit eines Unternehmens"

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BezirksRundschau: Ist das HYPO-Sondergesetz für die VKB-Bank ein Problem?
Albert Wagner:
Nein, überhaupt nicht. Aber für den Markt. Wir sind weder direkt noch indirekt involviert. Aber man spricht natürlich über den Vertrauensbruch, der da stattgefunden hat. Die jetzige Variante ist so ziemlich die schlechteste. Man hätte vorher über freiwillige Abstriche verhandeln können. Das ist zwar schwer, kommt aber in den besten Familien vor. Enteignung hingegen nicht. Und das ist nun bei der HYPO der Fall.

Tangiert die VKB-Bank, dass Ratingagenturen andere Banken herabgestuft haben?
Nein, auch das betrifft uns nicht. Zudem sind wir mit unserer Kernkapitalquote von 17 Prozent hervorragend ausgestattet. Doch das tangiert den Markt allgemein. Die Politik hat nur den Vorteil, dass niemand ausrechnen kann, wie viel das kostet, etwa die Zinsaufschläge.

Das Ziel war, den Steuerzahler zu entlasten. Zudem spielt das Gerechtigkeitsdenken in der Causa HYPO eine große Rolle.
Das mag sein. Aber es gibt ein übergeordnetes Prinzip, nämlich das des Rechtsstaats. Ich verstehe die Bedenken, aber man muss Lösungen finden, die auch rechtsstaatlich halten. Und man hätte weiter verhandeln müssen. Das ist zwar mühsam, aber dennoch der bessere Weg.

Die schlechteren Ratings werden sich wahrscheinlich auch auf die Kreditkosten auswirken.
Bei uns nicht, weil wir uns quasi selbst finanzieren. Die Einlagen geben wir als Kredite an Private und Unternehmen weiter. Aber generell stimmt es natürlich, dass schlechtere Ratings höhere Auflagen nach sich ziehen.

Wird es noch zu einer weiteren Verknappung bei den Krediten kommen?
Ich glaube, damit hat es nichts zu tun. Eine solche Kreditklemme gibt es nicht, sondern kaum eine Nachfrage. Wenn das Wirtschaftswachstum eineinhalb Prozent beträgt, wächst auch die Kreditnachfrage um etwa denselben Wert. Und diese Situation haben wir zurzeit. Es ist also eine Nachfrageknappheit. Für unser Haus kann ich auch sagen, dass wir bei Finanzierungen Gewehr bei Fuß stehen. Wenn die Wirtschaft wieder anspringt – und es eine hohe Kreditnachfrage gibt – dann stellt sich die Frage nach einer etwaigen Kreditklemme. Dann wird es spannend in der Branche.

Die Start-Ups beklagen sich über die die Zurückhaltung der Banken. Daher denken auch einige über Crowdfunding nach.
Crowdfunding ist ein beliebtes Thema. Bei Jungunternehmern gibt es kaum Erfahrungswerte oder Sicherheiten. Das macht den Bereich natürlich nicht leichter. Ein Jungunternehmer braucht in erster Linie einen Ansprechpartner. Und wir machen das. Wir sind Sparringpartner. Das heißt nicht, dass wir allen Start-ups Kredite geben, aber durch unsere Kundennähe können wir hier oftmals weiterhelfen.

Bekommt ein Start-up ohne Sicherheiten bei der VKB-Bank einen Kredit?
Wenn er uns überzeugt, dann ja. Wir hören uns die Ideen an und den Leuten zu.

Wären mehr alternative Finanzierungselemente – beispielsweise Risikofonds – nicht hilfreich?
Da gibt es in Österreich sicherlich noch Potenzial. Dass es nichts gäbe, stimmt aber nicht. Aber der Bereich ist sicher ausbaufähig. Crowdfunding soll man in Österreich zulassen. Es wird aber absolut keine Rolle spielen beziehungsweise nur in Ausnahmefällen. Dann soll das doch kein Problem sein. Wichtig ist nur, dass die Finanzmarktaufsicht darauf schaut. Crowdfunding ist keine praktikable Finanzierungsform für die Breite. Wir haben 12.000 Firmenkunden in Oberösterreich und ich denke, für die wenigsten passt ein Crowdfunding. Finanzieren bedeutet, den Kunden auch zu begleiten.

Stichwort Konjunktur. Glauben Sie an 1,5 Prozent Wachstum in Österreich?
Ja, das könnte sich ausgehen. Oberösterreich wächst zwar leicht stärker, aber notwendig wären drei Prozent. Die sind aber weit und breit nicht zu sehen. Diese Talsohle dauert zwar schon länger, als alle erwarten würden. Aber es soll uns bitte etwas Schlimmeres passieren. Wenn wir nun fünf Jahre eine Seitwärtsbewegung haben, ist das auch kein großes Problem. In der Zeit können und müssen sich Unternehmen und Banken Gedanken machen, wie sie effizienter arbeiten.

In der Baubranche schaut es eher düster aus. Wegen der Angst um das Kapital haben viele schon investiert. Das Geld ist jetzt nicht mehr für Investments da.
Jede Medaille hat zwei Seiten. Dafür hat es in den vergangenen Jahren Akzente gegeben. Den Zustand nennt man halt Konjunkturschwäche. Das ist halt nun einmal so. Und da zeigt sich wie wichtig Eigenkapital ist. Eigenkapital ist Maßstab für die Leidensfähigkeit eines Unternehmens.

Hat die Politik noch Instrumente, um die Wirtschaft zu beleben?
Ja, indem sie Stimmung macht. Das ist zwar leichter gesagt, als getan. Aber bringt mehr als ein Achtel-Prozentpunkt an Förderungen mehr.

Wäre da nicht eine Steuerreform, die den Faktor Arbeit entlastet, eine positive Stimmungsmache?
Natürlich. Wir haben in Österreich eine sehr hohe Steuerquote im internationalen Vergleich. Und es gibt kein Licht am Ende des Tunnels, wenn ich an Struktur- und Verwaltungsreformen denke. Die Regierungsparteien stehen sich derzeit nur im Weg. Und das wirkt sich natürlich negativ auf die Stimmung auf.

Eine Gegenfinanzierung über Vermögenssteuern lehnen sie ab?
Diese würden doch eine Steuerreform nicht kompensieren. Zudem ist das ganze ein ziemlich großes Neidthema, schließlich handelt es sich ja bei den Vermögen bereits um Werte, die schon mal versteuert wurden. Sanieren kann man das Budget nicht über Vermögenssteuern, sondern über eine Verwaltungsreform.

Wie wird sich das Zinsniveau entwickeln?
Ich denke, es wird noch drei, vier Jahre auf diesem niedrigen Niveau bleiben. Es hilft ja auch der Entschuldung der Staaten.

Wie ist die Entwicklung bei der VKB-Bank im Geschäftsjahr 2014?
Unser angepeiltes Wachstum von drei Prozent werden wir erreichen. Beim Betriebsergebnis und beim EGT (Ergebnis gewöhnlicher Geschäftstätigkeit, Anm.) werden wir die Zahlen vom Vorjahr erreichen. Da sind wir auf Kurs. Die großen Sprünge sind das nicht, aber wir sind sehr solide unterwegs.

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