MAN Steyr
Werk droht Verkauf oder die Schließung

Foto: Klaus Mader

Schlechte Nachrichten gibt es für die Beschäftigten des MAN-Werks im oberösterreichischen Steyr: Der deutsche Lkw-Hersteller hat seinen Jobabbau-Streit mit dem Betriebsrat offenbar auf Kosten der Beschäftigten in Steyr beigelegt. Dies berichtet orf.at.

STEYR. Der Kahlschlag in Deutschland fällt nämlich geringer aus als geplant, doch stehe das Werk in Steyr mit 2.200 Mitarbeitern zur Disposition, hieß es am Dienstag von MAN. „Hier prüft der Vorstand alle Optionen, inklusive eines Verkaufs oder einer Schließung.“

Jobabbau in Deutschland kleiner als geplant

Laut der Vereinbarung zwischen MAN und dem Betriebsrat sollen bis Ende des kommenden Jahres 3.500 Jobs in Deutschland gestrichen werden, der Abbau solle so sozialverträglich wie möglich erfolgen. Traton-Chef Matthias Gründler und MAN-Chef Andreas Trostmann hatten ursprünglich 9.500 der weltweit 36.000 Arbeitsplätze streichen wollen, vor allem in Deutschland und Österreich. In Steyr hatte man sich gegen die Schließungspläne auch mit politischer Unterstützung massiv gewehrt und auf die Profitabilität des Standortes verwiesen.
Nun soll der MAN-Standort Wittlich in Rheinland-Pfalz verkleinert werden, dem Unternehmen aber erhalten bleiben. Die Werke in Plauen und Steyr stünden aber „zur Disposition“, hieß es von MAN.

Steyr als Gewinnbringer

„Der MAN-Konzern hat heute bekanntgegeben, dass das Werk Wittlich in Rheinland-Pfalz entgegen der ursprünglichen Planungen nicht geschlossen wird. Vielmehr gibt es ein Zukunftskonzept und keine betriebsbedingten Kündigungen für diesen Standort. Diese MAN-Entscheidung in Deutschland muss auch für das MAN-Werk Steyr gelten, immerhin hat der Standort immer Gewinne geschrieben“, fordert Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner.
Seit im September des Vorjahres der MAN-Konzern die Schließung des Werkes in Steyr sowie von zwei weiteren Standorten in Deutschland angekündigt hat, hat sich Oberösterreichs Landesregierung gemeinsam mit der MAN-Belegschaftsvertretung und der Stadt Steyr für den Erhalt des Standorts eingesetzt. "Es ist klar, dass angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage ein Unternehmen wie MAN auch Maßnahmen setzen muss. Aber der Standort Steyr ist immer ein Gewinnbringer für den MAN-Konzern gewesen, mit hochqualifizierten Mitarbeitern und millionenschweren Investitionen in jüngster Vergangenheit. Daher sollte der Konzern das Potenzial des Werks in Steyr nutzen und mit einem Zukunftskonzept auch in Richtung neue Antriebstechnologien langfristig absichern“, erklärt Landesrat Achleitner. 
Die Infragestellung des Standorts Steyr ist mittlerweile auch ein Fall für die Staatliche Wirtschaftskommission, einer auf Bundesebene verankerten Schlichtungsstelle, die bei übergeordneten Wirtschaftsinteressen zum Einsatz kommt, wenn in einem Betrieb zwischen Firmenleitung und Belegschaft keine Einigung erzielt werden kann. Die oberösterreichischen Vertreter der Staatlichen Wirtschaftskommission hat Landesrat Achleitner gemeinsam mit dem Präsidenten der Arbeiterkammer OÖ, Dr. Johann Kalliauer, heute Nachmittag zu einem Vorbereitungsgespräch geladen: „In einer Videokonferenz wurden unter anderem mit Vertretern des MAN-Betriebsrates, der Gewerkschaft und der Wirtschaft die aktuelle Entwicklung bei MAN in Deutschland und die weitere Vorgangsweise in Bezug auf die kommende Sitzung der Staatlichen Wirtschaftskommission besprochen“, erläutert Landesrat Achleitner.

Einheitliche Stimme

„Ich sehe die Verhandlungen in Deutschland positiv, der Vorstand hat nach massiven Protesten des Betriebsrates und der Belegschaft eingelenkt und einen für die Belegschaftsvertretung und der IG Metall gangbaren Weg eingeschlagen. Jetzt werden wir intensiv die Verhandlungen über einen Weiterverbleib des Standortes Steyr im Produktionsverbund der MAN führen. Es wird zwar gleichzeitig die Option eines Investor überprüft, aber der Gesamtbetriebsrat, die IG Metall, der Betriebsrat Steyr und die Gewerkschaft PRO GE – GPA verfolgen weiter einen gemeinsamen Weg mit der MAN. Was für die Kollegen in Deutschland möglich ist muss auch für die in Österreich möglich sein. Wir sind ein Konzern, eine Belegschaft und eine einheitliche Stimme über den Gesamtbetriebsrat“, erklärt MAN-Betriebsratsvorsitzender Erich Schwarz.
„An unserem Standpunkt hat sich durch die heutigen Ankündigungen von MAN Deutschland nichts geändert. Es gibt einen Standortvertrag zum MAN-Werk in Steyr und wir verlangen, dass dieser auch eingehalten wird. Was für die deutschen Standorte gilt, muss auch für das Werk in Steyr gelten. Nämlich, dass MAN es in seinem Firmenverbund behält und möglichst viele Arbeitsplätze in Steyr sichert“, betont der Präsident der Arbeiterkammer OÖ,  Johann Kalliauer.

Harter Schlag für Industriestandort OÖ

„Das wäre ein harter Schlag gegen den Industriestandort Oberösterreich zur denkbar schlechtesten Zeit“, ist SPÖ-Oberösterreich Vorsitzende Birgit Gerstorfer besorgt. „Ich appelliere erneut an Land und Bund, sich für eine Jobgarantie und den Erhalt der Arbeitsplätze dieser Menschen einzusetzen!“, so Gerstorfer weiter. „Firmen nehmen Staatshilfen aus Steuergeldern, zahlen Manager-Boni und Dividenden und bauen dann hunderte Jobs ab. So geht es nicht weiter!“, drängt die langjährige Arbeitsmarktexpertin, auf ein Umdenken der Unternehmen. „Es wird Zeit für einen Schulterschluss zwischen Industrie, Politik und Gewerkschaften, um die kommenden Aufgaben für die Gesellschaft zu meistern und damit in die Zukunft unserer Arbeitsplätze zu investieren. Die Standortgarantie muss auch in Österreich gelten!“

Lage auszusitzen reicht nicht

„Die Schließung des MAN Werks hängt seit Monaten wie ein Damokles-Schwert über den Beschäftigten und nun scheint es, als sei das Schicksal dieses Standorts besiegelt. Ich möchte daher von Bundeskanzler Kurz und Bundeswirtschaftsministerin Schramböck wissen, was sie in den vergangenen Monaten getan haben, um diesem wichtigen Standort in unserer Region den Rückhalt der Republik Österreich zuzusichern. Welche Maßnahmen, Vorschläge und Konzepte wurden der Geschäftsführung von MAN vorgelegt, um die drohende Kündigungswelle zulasten der oberösterreichischen Leistungsträger zu verhindern? Die wirtschaftliche Lage nur auszusitzen oder gar schönzureden und keine geeigneten Gegenmaßnahmen zu treffen, wird nicht reichen, denn dann wird MAN Steyr nur ein Dominostein in einer langen Reihe sein", so Landehauptmann-Stellvertreter Manfred Hainbuchner.

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