Der Weg ins Gesunde Dorf
"Gesundheit ist viel mehr als die Abwesenheit von Krankheit!"
Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts. Auch das Team der PROGES, welches sich um das Projekt "Gesundes Dorf" kümmert, ist der Meinung, dass Gesundheit das A und O ist! Im Interview mit Sonja Glatz, Projektleitung des GeKo-Gesundheitskompetenztheaters, Regionalmanagement "Gesundes Dorf", erfuhr man essenzielle Informationen über die moderne, innovative Non-Profit-Organisation.
BEZIRKSBLÄTTER OBERPULLENDORF: Für die Personen, die mit der Proges und deren Projekte nicht vertraut sind - was ist die Kernaufgabe der Proges, sowie des Projektes "Gesundes Dorf"?
PROGES BURGENLAND/GESUNDES DORF: PROGES ist eine Non Profit Organisation, mit Zentralen in Linz und verschiedenen Außenstellen, darunter auch im Burgenland. PROGES ist einer der größten österreichischen Gesundheitsdienstleister in den Bereichen Gesundheitsförderung, Prävention, Therapie und Ausbildung. Für all diese Bereiche gibt es bei PROGES eine umfassende Expertise.Im Burgenland liegt der Fokus auf Gesundheitsförderung und Gesundheitskompetenz.
Das Projekt „Gesundes Dorf“ ist unparteiisch und das größte kommunale Gesundheitsförderungsprojekt im Burgenland. Ziel in den „Gesunden Dörfern“ ist es, die persönlichen, sozialen und materiellen Ressourcen für die Erhaltung der Gesundheit zu stärken. Die Bevölkerung soll befähigt werden, durch selbstbestimmtes Handeln etwas für ihre Gesundheit zu tun, Mitbestimmung und Beteiligung sollen gefördert werden – Stichwort Empowerment & Partizipation.
Seit wann gibt es das Projekt Gesundes Dorf und wie entstand die Idee dazu?
Die Idee wurde 2002 vom damaligen Gesundheitslandesrat und OA .i.R. Dr. Karl Mach entwickelt – welcher sich übrigens selbst in seiner Gemeinde Steinberg-Dörfl im ehrenamtlichen Arbeitskreis sehr erfolgreich engagiert. Von 2006/2007 wurden von PROGES die ersten Gemeinden im Bezirk Mattersburg betreut. Es folgte ein Pilotprojekt von 2008 – 2013, gefördert vom FGÖ (Fonds Gesundes Österreich) und dem Land Burgenland. Im Jahr 2013 übernahm die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) die weitere Finanzierung des Projektes. Seit 2006 hat PROGES das Gesunde Dorf Burgenland erfolgreich aufgebaut, erhalten und weiterentwickelt. Derzeit betreuen wir 115 Gesunde Dörfer/Gesunde Städte, ein höchst aktives Netzwerk der kommunalen Gesundheitsförderung mit vielen ehrenamtlich Engagierten. Teilweise sind Gemeinden schon seit 12 Jahren beim Projekt dabei. Auch im nationalen Vergleich mit vergleichbaren Programmen anderer Bundesländer ist die Bilanz der Aktivitäten und die Anzahl der Beteiligten im Burgenland beeindruckend.
Welche Kriterien oder Parameter müssen im Dorf erfüllt werden, um ein Mitglied der „Gesundes-Dorf-Gemeinschaft“ zu sein?
Grundvoraussetzung ist, dass der Gemeinde die Gesundheit der Gemeindebevölkerung am Herzen liegt und sie bei PROGES ihr Interesse anmelden. Es folgt ein Termin zum Erstgespräch mit der Gemeindeführung. Durch einen Gemeinderatsbeschluss wird die Unterstützung von Seiten der Gemeinde für das Projekt festgelegt. Danach wird im Rahmen eines Startworkshops, zu dem die gesamte Gemeindebevölkerung eingeladen ist, das Projekt vorgestellt. In weiterer Folge werden Strukturen in Form eines ehrenamtlichen Arbeitskreises aufgebaut, der sich bis zu drei mal pro Jahr mit der zuständigen Regionalmanagerin trifft. Die Teilnahme daran ist für alle GemeindebürgerInnen möglich. Ideen für gesundheitsförderliche Aktivitäten im Ort werden gesammelt und deren Umsetzung geplant. Nötig ist auch ein Budget zur Finanzierung der gesundheitsförderlichen Aktivitäten seitens der Gemeinde: mindestens 0,50 – 1,00 € pro Einwohner*in/Jahr wird empfohlen. Die Möglichkeit zur Nutzung kostenfreier Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Arbeitskreissitzungen soll gegeben sein. Wichtig ist auch der Rückhalt der Gemeinde zur Bestärkung freiwilliger Arbeitskreismitglieder und die Wertschätzung deren Arbeit.
Wie viele MitarbeiterInnen arbeiten zur Zeit an dem Projekt?
Für PROGES sind derzeit insgesamt sieben Regionalmanagerinnen (2,85 Vollzeitäquivalente) aufgeteilt auf das ganze Burgenland für die Gesundheitsförderung unterwegs. Und das Herz des Projektes: in den „Gesunden Dörfern“ engagagieren sich derzeit 1.369 ehrenamtlich in den Gesunden Dörfern für mehr soziales Miteinander und gesundheitsförderliche Aktivitäten im eigenen Ort, das ist großartig!
Wie kann jede/r BürgerIn selbst dazu beitragen gesünder zu leben?
Das Wichtigste ist, auf sich selbst zu schauen und sich Zeit für die eigene Gesundheit zu nehmen. Gesundheit ist eng verbunden mit Wohlbefinden. Am besten die Natur genießen, Bewegung im Alltag und darüber hinaus, ausgewogene Ernährung, treffen mit guten Bekannten und Freunden auch zu gemeinsamen Aktivitäten und soziale Teilhabe sind hier die wichtigsten Stichworte. Im Rahmen des Projektes „Gesundes Dorf“ werden laufend großartige Angebote in den Gemeinden organisiert, teilweise sogar kostenlos. Wir empfehlen die Angebote in den eigenen und angrenzenden Gesunden Dörfern zu nutzen! Allein im letzten Jahr wurden in den gesunden Dörfern rund 3.300 Veranstaltungen und Kurse umgesetzt. Von den verschiedensten Bewegungseinheiten, Angeboten für soziales Miteinander, Vorträgen zu medizinischen Themen oder Workshops ist alles dabei. Wir freuen uns, dass z.B. letztes Jahr 14.076 BurgenländerInnen die Angebote genutzt haben. Und… engagieren Sie sich ehrenamtlich! Studien belegen, dass auch Ehrenamtlichkeit die Gesundheit fördert.
Wie lautet die Message, die mit diesem Projekt verbreitet werden soll?
Jeder einzelne soll und kann Großteiles selbst für die eigene Gesundheit etwas tun und Verantwortung dafür übernehmen. Es zahlt sich auf jeden Fall aus – in guter Gesundheit älter zu werden.Gesundheit ist viel mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Neben der körperlichen und der seelischen ist auch der soziale Aspekt von Gesundheit für die Menschen sehr wichtig. Defizite in der sozialen Gesundheit, insbesondere Einsamkeit, wirken sich negativ auf das gesamte Wohlbefinden aus und befördern Krankheiten, wie zahlreiche Studien belegt haben.
Die gute Nachricht: Gesundheit lässt sich schon durch verhältnismäßig einfache Dinge positiv beeinflussen.
Gemeinsam lässt sich viel bewegen und viel für die eigene Gesundheit tun, auch ohne großen Aufwand für den Einzelnen. Bei der Organisation von Aktivitäten sind die Nutzung bestehender Ressourcen und Kooperationen sinnvoll, dabei unterstützen die RegionalmanagerInnen. Aktuell ist z.B. die Kooperation mit „Burgenland radelt“ wo am 25. März 2023 rund 15 „Gesunde Dörfer“ mit einem "Anradeln" in die Fahrradsaison starten.
Welche Themen stehen beim Abstimmen der Gesundheitsthemen meist im Vordergrund?
Bewegung, Ernährung und psychosoziale Gesundheit stehen da meist im Vordergrund. Weitere wichtige Themen sind auch immer wieder Kinder & Jugend, SeniorInnen, Kommunikation & soziales Miteinander, Medizinische Vorsorge & Gesundheitsinformation und zuletzt auch immer mehr Natur & Umwelt und der Einfluss des Klimawandels auf unsere Gesundheit. Bei all diesen Themen können wir von PROGES die Gemeinden bestmöglich unterstützen. Auch die ÖGK bietet immer wieder kostenlose Gesundheitsförderungsangebote an. Die Regionalmanagerinnen von PROGES sind sehr gut vernetzt und haben einen sehr guten Überblick, was sich im Burgenland bezüglich dieser Themen tut und welche Angebote es gibt. Bei Bedarf empfehlen wir qualitätsgesicherte ExpertInnen und Institutionen weiter.
Welche essenziellen Themen gehen leider meist außen vor?
Da kann man sicherlich das Thema „Suchtprävention“ nennen. Will man ein Angebot für eine bestimmte Zielgruppe anbieten, ist es grundsätzlich wichtig, diese in die Planung miteinzubeziehen. Nach wie vor ist es ein Tabuthema und gestaltet sich bekannter Weise, vor allem im kommunalen Setting, als schwierig. Trotzdem werden vereinzelt – die verschiedenen Themen greifen ja auch ineinander – Veranstaltungen organisiert. Zum Beispiel Vorträge betreffend Alkohol-, Nikotin- oder Internet-Sucht.
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