100 Jahre Republk Österreich in Rauris
Im Raurisertal war die Not besonders groß, die Spanische Grippe forderte zahlreiche Menschenleben.
RAURIS (vor). Früher hieß die Hauptgemeinde noch Gaißbach. Als Rauris war im Mittelalter das ganze Tal gemeint. Die Hauptortschaften sind Rauris, Wörth und Bucheben, das bis 1938 eine eigene Gemeinde blieb. Berühmt war das Raurisertal im Mittelalter wegen des Goldbergbaues. Dieser endete aber Ende des 19. Jahrhunderts. Neben der Landwirtschaft und dem Gewerbe startete dann langsam der Tourismus mit den Bergsteigern und den Besichtigern der Minen.
Hungersnot
Nach dem 1. Weltkrieg herrschte auch im Raurisertal große Lebensmittelknappheit. Die Mehlversorgung stockte, Fett war gar nicht erhältlich. Bäuerinnen war oft Witwen und am Hof nicht "nur" Mutter und Hauswirtschafterin, sondern auch Bauer und Knecht. Für Arbeiter- und Angestelltenfrauen war das Kochen besonders schwierig, absonderliche Speisen kamen auf den Tisch. Die Not musste erfinderisch machen. Ein Beispiel: Die Herdbladeln. Man nahm eine Hand voll Roggenkörner, falls man welche hatte, mahlte sie mit der Kaffeemühle durch und machte daraus, vermengt mit Wasser, eine Art Krapfenteig, walkte ihn aus und buk ihn auf der heißen Herdplatte. Die Bäcker hatte das Backen wegen Mehlmangels eingestellt, die Schneider hatten keine Arbeit, da es keine Stoffe gab, auch die Schuster schauten sich um eine andere Arbeit um und die Kaufleute hatten keine Waren. Die Hausgärten wurden oft in Tabakplantagen umgewandelt. Jeder glückliche Besitzer einer solchen Pflanzung hatte zur Bereitung des Tabaks sein eigenes Verfahren. Jeder natürlich "das Beste", das er sorgsam bei sich behielt. War die Färbung auch verschieden, im "Stinken" waren sie alle gleich.
Gefährliche Krankheit
Zu alledem gesellte sich im Tal eine gefährliche Krankheit, die "Spanische Grippe". Viele Menschen fielen ihr zum Opfer. In den meisten Häusern lagen die Leute im Bett. Die Versorgung des Viehs war in vielen Gehöften kaum mehr möglich, die Todesfälle mehrten sich immer mehr.
Drei Volksschulen
In Rauris, Wörth und Bucheben gab es zu dieser Zeit jeweils eine Volksschule. In der Nachkriegszeit waren der Schulbesuch und auch die Lernerfolge unbefriedigend, da die Kinder an Unterernährung litten. Kinder von Nicht- und Kleinbauern schliefen in der Schule vor Hunger ein.
Ein Bürgermeister mit 24 Kindern
Unter Führung von Bürgermeisters Anton Sommerer, Andrelwirt - er hatte 14 Kinder aus erster Ehe und zehn aus zweiter Ehe - wurde bereits 1919 provisorisches Licht eingeführt. Unter seinem Nachfolger Gregor Langreiter, Grimmingwirt, begann 1921 die komplette Elektrifizierung, wobei es allerdings schon in den letzten Bergbaujahren Licht gab: 1883 gestaltete Ignaz Rojacher das Werkshaus in Kolm zu einem Gasthaus um und stellte hier die erste elektrische Lichtmaschine im Land Salzburg auf. Sein größtes Werk war die Gründung und Erbauung der meteorologischen Station auf dem Sonnblick. Feuerwehr und Musikkapelle gab es schon vor dem Krieg.
(Quellen: Schulchroniken, Dorfbücher und Siegfried Kopp)
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