Ortsreportage: Dienten vor ca. 100 Jahren
Von der Politik, Gendarmerie, Schule, Feuerwehr und den Bergknappen
DIENTEN (vor). Kurz zur Vorgeschichte des Ortes: Schon die Kelten bauten hier Eisen ab und so gab es im Mittelalter eine Hochblüte des Bergbaues. Danach wurde der Abbau unrentabel; 1864 musste der Bergbau eingestellt werden. Die "Kumpel" lebten aber bis über die Jahrhundertwende in Dienten und pendelten fast täglich über den Dientner-Pass zu den Kupferminen nach Mühlbach aus. Nach dem 1. Weltkrieg (1914-18) sank die Einwohnerzahl auf ca. 550. Die Bergwerksbauten wurden von den Dientnern schrittweise für kommunale und private Einrichtungen genutzt. Im sogenannten "Kontrollhaus" hat man eine Schule eingerichtet. Als Oberlehrer unterrichtete vor 100 Jahren Roman Laußermayer, der sich mit dem umfangreichen und vielseitigen Inhalt der Schulchronik beschäftigte. Außerdem widmete er sich einem "Goldenen Buch", um die Jugend vom Alkohol fernzuhalten. Die Politik fand nach dem 1. Weltkrieg in Gasthäusern und in privaten Sitzungen in Bauernhöhen statt. Für die Schreibarbeit wurde der Lehrer gegen ein paar Kreutzer herangezogen und die wenigen Schriften wurden mit einem Kurier ausgesendet oder zuhause beim Vorstand aufbewahrt. Als Bürgermeister fungierte ab 1919 Nikolaus Klausner vom "Mitterdacheben". 1927 wurde im Haus "Ainkäs" eine Gemeindekanzlei eingerichtet. Als 1. Gemeindesekretär fungierte Matthias Ascher. Bemerkenswert für die damalige Zeit war, dass der Sozialdemokrat Jakob Viehauser, zuvor schon Landtags- bzw Nationalratsabgeordnetervon, ins Bürgermeisteramt (1926 bis 1928) gewählt worden ist.
Gendamerie im Giesserhaus
Schon vor dem 1. Weltkrieg wurde im "Giesserhaus" des Bergwerkes ein Gendamarieposten eingerichtet. "Die zum Großteil eingestellt gewesene männliche Bevölkerung suchte nach Auflassung des hiesigen Betriebes in den Eisen- und Kupferbergwerken von Mühlbach und Mitterberg unterzukommen. Dieser Umstand führte zur Aufstellung des Postens, weil die in Mühlbach arbeitenden eingeborenen Bergarbeiter fast jeden Sonntag einen Kreis andersgesinnter Kameraden hierherzogen und dadurch Raufereien an der Tagesordnung waren," so der Ausschnitt aus der Gendamariechronik. Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1914 gegründet, musste aber während des Krieges aufgelöst werden; erst 1927 wurde sie wieder aktiv. Die Trachtenmusikkapelle wurde bereits 1875 erwähnt. Kapellmeister soll damals der Schartnerbauer Alexander Schmid gewesen sein. Danach übernahm der Bergknappe und talentierte Musiker Martin Schmid, genannt der "Strasser-Möscht", dieses Amt. Er übte es fast 50 Jahre lang aus. Der Veteranenverein wurde ebenfalls schon 1890 gegründet und sechs Jahre nach Kriegsende errichtete man das Kriegerdenkmal. Vor ziemlich genau hundert Jahren wurde das "Sauschneiderhaus" zu einer Krämerei und zu einem Schnapsausschank umfunktioniert. Zu dieser Zeit kamen auch die ersten Bergsteiger in das Gebiet um den Hochkönig und so stieg auch der Bedarf an Übernachtungsmöglichkeiten. In Dienten wurde das alte Krämerhaus mit den alten Backsteinen aus den Bergbauöfen zum "Hotel Hochkönig" umgebaut.
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