Erste Hilfe am Berg
Was tun, wenn man im Alpinen Gelände verunfallt

Erste Hilfe ist auch am Berg überlebenswichtig. | Foto: Bergrettung Mittersill
2Bilder
  • Erste Hilfe ist auch am Berg überlebenswichtig.
  • Foto: Bergrettung Mittersill
  • hochgeladen von Julia Hettegger

Wie berichtetfordert der Bergsport in Salzburg im Zehnjahresschnitt  mehr Todesopfer als der Straßenverkehr oder die Arbeit. Dabei beginnt erst der August, der statistisch gesehen "gefährlichste" Monat des Jahres in den Bergen. Im Zehnjahresmittel werden im August die meisten Alpintoten verzeichnet. Was man aber machen soll, wenn man sich selbst in einer Alpinen Notlage wiederfindet oder Zeuge wird erklären wir hier. 

SALZBURG. Unfälle am Berg sind anders, und genauso ist auch die Erste Hilfe im Alpinen Gelände anders. Ruhe bewahren und einen Überblick verschaffen, aber auch das Erlernen, Üben und Umsetzen eines einfachen Erste-Hilfe-Schemas kann Leben retten. 

Schritt 1: Gefahrenbereich

Ruhe bewahren, Überblick verschaffen. Für eine rasche Erste Hilfe im alpinen Gelände ist es extrem wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Überblick verschaffen, um das Unfallgeschehen zu beurteilen: Was ist passiert? Wer ist beteiligt? Bestehen weitere Gefahren für alle Beteiligten?
Dann gilt es die Unfallstelle abzusichern und Verunfallte aus dem Gefahrenbereich zu bringen, oder Retter*innen und Verunfallte gegen Absturz zu sichern. 

Merke: Selbstschutz geht vor Rettung!

Schritt 2: Notruf an 140 oder 112 absetzen

Im eigenen Netz in Österreich gilt der Alpinnotruf 140 (in Vorarlberg 144), im Fremdnetz und im Ausland der Euronotruf 112. Die Antworten auf folgende Fragen solltesn schon vorab beantwortbar sein:

  • Wo genau ist der Unfall passiert?
  • Was genau ist passiert?
  • Wie viele Personen sind betroffen?
  • Wie sind Wetter- und Sichtbedingungen?

Eine genaue Ortsangabe ermöglicht eine raschere Lokalisierung. Am besten gelingt das mittels Koordinaten (Smartphone mit Notruf-App, GPS-Gerät, Karte) oder durch eine präzise, namentliche Beschreibung des Unfallortes inklusive Höhenangabe. Ist kein Netz vorhanden, muss der Standort gewechselt und versucht werden erneut einen Notruf abzusetzen. Gelingt auch das nicht, bleibt nur noch das alpine Notsignal: 6 optische (Licht) oder akustische (Pfeife) Signale pro Minute – eine Minute Pause – regelmäßig wiederholen.

Merke: Wähle bei einem Alpinnotfall 140 oder 112!

Schritt 3: Der Bodycheck

Das (cr)ABCDE-Ablaufschema ermöglicht eine effiziente Erstversorgung durch strukturiertes Vorgehen. Der international vereinheitlichte Abfrage-Algorithmus zielt mit Hilfe des sogenannten Bodychecks darauf ab, lebensbedrohliche Veränderungen schnell zu erkennen und anschließend die richtigen Maßnahmen in der korrekten Reihenfolge zu setzen.

Sind dir Unfallhergang bzw. die Symptome bekannt, kannst du direkt mit der Versorgung beginnen. Ist das nicht der Fall, soll die Person – wenn unbedingt notwendig – möglichst schonend und mit geringem Aufwand so gelagert werden, dass strukturiert nach dem Schema vorgegangen werden kann. Hier gibt es das Schema zum Herunterladen.

Schritt 4: Abtransport durch Hubschrauber

Den Abtransport von Verletzten übernehmen professionelle Rettungskräfte. Gibt es keine Aussicht auf baldige Hilfe durch die Bergrettung, ist es besser, an einem sicheren Ort – geschützt vor Wind, Wetter und alpinen Gefahren – abzuwarten. Der behelfsmäßige Abtransport ist extrem mühsam und ein absoluter Notbehelf, der nur in den seltensten Ausnahmesituationen gerechtfertigt ist.

Verhalten beim Hubschraubereinsatz:

  • Mach dich bemerkbar! Mittels YES‐Signal (beide Hände schräg nach oben ausgestreckt), winken mit bunter Kleidung oder ausgelegtem Biwaksack findet dich die Besatzung.
  • Bleib bei der verletzten Person wenn du alleine bist.
  • Suche einen geeigneten Landeplatz. Dieser ist mind. 15 x 15 m und hindernisfrei. Bei Tiefschnee im Winter kann der Landeplatz mit Skiern festgetreten werden.
  • Räume lose Gegenstände weg!
  • Kniend, mit dem Rücken zum Wind, weist du den Piloten ein. Diese Position darfst du nicht verlassen, denn du dienst dem Piloten als Referenzpunkt.
  • Nähere dich nur auf Zeichen der Besatzung und nur von vorne.

Schritt 5: Notfallausrüstung

Neben Knowhow ist auch die richtige Ausrüstung für den Alpinen Raum wichtig. Dazu zählt ein sinnvoll bestücktes und für den alpinen Einsatz taugliches, wasserdichtes Erste-Hilfe Paket, ein Biwaksack und ein Mobiltelefon mit ausreichend Akkukapazität. Je nach Unternehmung sollten mehrere Personen mit einem Erste-Hilfe Paket ausgestattet sein.

Erste Hilfe Set nach Empfehlung des Österreichischen Alpinvereines:
1x Israeli-Bandage. Ihr größter Vorteil: Sie vereint Wundauflage, Bandage und Druckkörper. Somit ist sie für eine Vielzahl verschiedener Verbände geeignet und kann zudem – für die Selbstversorgung – einhändig angebracht werden. Durch ihre doppelte Vakuumverpackung ist sie gut vor mechanischen Einwirkungen geschützt und bleibt dauerhaft wasserdicht und steril. 

1x Alu-Rettungsdecke. Die Alu-Rettungsdecke ist ein wahres Multi-Tool: Richtig eingesetzt hilft sie effizient gegen Unterkühlung. Sie kann auch zum Schienen, Abtransportieren und als Sonnenbrillen-Ersatz verwendet werden.

Erste-Hilfe-Einweghandschuhe und Beatmungshilfe: Um dem Motto „Selbstschutz geht vor Rettung“ gerecht zu werden, sollen Handschuhe und Beatmungstuch nicht nur mit dabei sein, sondern auch verwendet werden.

Pflasterset. Mehrteilig und in verschiedenen Größen helfen sie bei Wunden.

Steri-Strips / Tape. Die schmalen Streifen sind für Schnittwunden gut geeignet / nicht nur für Verletzungen, sondern auch für Reparaturzwecke ...

Zusätzlich: Momentverbände und weitere Wundauflagen, Alkotupfer, Blasenpflaster sowie eine kleine Notfall-Stirnlampe, eine Rettungsschere zum Entfernen von Kleidungsstücken und ein Mini-Taschenmesser mit Pinzette. Für die Schienung von Knochenbrüchen sind leichte, formbare Schienen und ein Dreieckstuch hilfreich.

August, der gefährlichste Monat am Berg beginnt
Erste Hilfe ist auch am Berg überlebenswichtig. | Foto: Bergrettung Mittersill
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Foto: Stefan Schubert

Traumjob gefällig?
Wir suchen Physios mit Herz und Hirn für unser Team!

Ein inspirierendes Arbeitsumfeld? Check. Ein innovatives Arbeitsklima? Check. Spannende Fortbildungsmöglichkeiten? Check. Attraktive Benefits? Check. Viele nette Kolleginnen und Kollegen? Doppelcheck. Das Alpentherme Gastein Gesundheitszentrum liegt in der Mitte des Gasteinertals – genau gesagt im malerischen Bad Hofgastein. Wir arbeiten als private Krankenanstalt in Form eines selbständigen Ambulatoriums für Kur, Rehabilitation und Sportmedizin. Mit einem vielfältigen Therapie- und...

  • Salzburg
  • Pongau
  • Magazin RegionalMedien Salzburg

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Salzburg auf MeinBezirk.at/Salzburg

Neuigkeiten aus dem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Newsletter abonnieren und wöchentlich lokale Infos bekommen

MeinBezirk auf Facebook: Salzburg.MeinBezirk.at

MeinBezirk auf Instagram: @salzburg.meinbezirk.at

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.