Lebensmittelverschwendung
Konsument trägt die Schuld an dem Desaster
Das Thema Lebensmittelverschwendung und die Entsorgung scheinbar guter Lebensmittel ist ein dauerhaftes Problem, dass durch ein Video in den Sozialen Medien neuen Zündstoff bekommen hat.
SCHWARZACH. Ein Video von Mülltonnen vor einem Pongauer Supermarkt sorgt derzeit in der Sozialen Medien für Aufregung. Besonders die Menge an vermeintlich guten Lebensmitteln verärgert die Menschen, denn Sozialmärkte und Hilfseinrichtungen könnten diese gut gebrauchen. Doch wie funktioniert das und was dürfen die Organisationen überhaupt annehmen?
Problem fängt früher an
Der Ärger der Menschen ist für die Organisatoren verständlich, doch sehen sie die Gründe hinter Lebensmittelverschwendung nicht immer bei den Märkten. "Abfall passiert leider in allen Märkten", sagt Christine Lang von der Sonnentafel Schwarzach. Grundsätzlich trage ihrer Meinung nach aber der Konsument die Schuld an dem Problem: "Auf Grund unserer Wohlstandsgesellschaft will jeder Kunde bis Geschäftsschluss jeden Artikel bekommen." Deshalb seien die Märkte auch gezwungen das Warenangebot ausreichend und vielfältig zu halten. Ein Umdenken sei nur möglich, wenn die Kunden auch auf Ersatzartikel ausweichen, wenn das Gewünschte fünf Minuten vor Geschäftsschluss nicht mehr vorhanden sei.
Rechtlich absichern
Tina Widmann, Obfrau der "Rollenden Herzen", will in diesem Zusammenhang auch auf ein weiteres Problem aufmerksam machen. Generell nimmt der mobile Sozialmarkt alles an, was die Geschäfte ihm geben dürfen, doch auch hierfür muss Verantwortung übernommen werden. "Wir haben mit den Supermarktketten Verträge bei bestimmten Märkten, dass wir Waren, die auf Grund der gesetzlichen Vorschriften (Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums, Bruchware, Obst- und Gemüsepackungen mit fauligen Teilen) nicht mehr in den Handel kommen können, unter Einhaltung der vertraglichen Bedingungen abholen dürfen", erklärt Widmann die rechtliche Seite.
Organisation ist aufwendig
Weiters solle man bedenken, dass Organisationen wie die Sonnentafel, die Laube oder die rollenden Herzen hauptsächlich durch ehrenamtliche Mitarbeiter am Leben gehalten werden und dies auch einen großen Aufwand bedeute. Es wird Platz für die Waren benötigt, es braucht Menschen, die die Spenden sortieren und an die "Kunden" weitergeben. "Gerade bei Obst und Gemüse ist das Sortieren mit einem sehr hohen Aufwand für unser Team verbunden. Jede Packung wird geöffnet, kontrolliert, das Faulige entnommen und neu portioniert, damit jeder etwas bekommt", sagt Widmann. Eine ähnliche Möglichkeit hätten, laut Lebensmittelamt, auch die Supermärkte. Hier ist allerdings auch immer darauf zu achten, dass insbesondere bei vorgepackten Einheiten das Einheitsgewicht wieder hergestellt wird, also kein Nachteil für den Kunden entsteht. Das bedeutet für Supermärkte einen zusätzlichen Personal- bzw. Zeitaufwand, der auch Kosten verursacht. Prinzipiell dürfen frische Waren aber mit Hinweisen wie "Mindesthaltbarkeit überschritten, Ware in Ordnung" abverkauft werden.
Freiwillige Mitarbeiter
Sozialmärkte wie die Laube in Bischofshofen und St. Johann bieten über die Lebensmittel hinaus auch andere Produkte des täglichen Bedarfs, die von Supermärkten nicht mehr angeboten werden dürfen. Bis auf Fleisch und Fisch nimmt "die Laube" alle Arten von Lebensmitteln an und kontrolliert diese auch, bevor sie in den Verkauf kommen. Wichtig in all diesen Bereichen ist es, genug helfende Hände und auch ausreichend Abnehmer zu haben, um keine Lebensmittel entsorgen zu müssen.
Die Märkte
Laube
Warenangebot: Lebensmittel quer durch die Bank, Hygiene- und Kosmetikartikel, Waren des täglichen Bedarfs
Woher: Die Waren werden täglich von bei Supermärkten abgeholt, sowie auch Spenden von Hotels & Restaurants.
Einkaufsberechtigt: Menschen die unter der Armutsgrenze leben (für die Berechtigungskarte muss ein Einkommensnachweis vorgelegt werden)
Sonnentafel
Warenangebot: Lebensmittel, kurzfristig abgelaufene Artikel und/oder tagesaktuelle Frischware (Wird teilweise zugekauft)
Woher: SPAR, BILLA, M-Preis und Bäckerei Unterkofler
Einkaufsberechtigung: Mindesteinkommen, Berechtigungsausweis
Entgelt pro vollem Einkaufssackerl von 3 Euro.
"Gerne geben wir auch Restware ab 16.30 Uhr an Hilfsorganisationen (z.B. Pfarren) und private Personen ab, welche das Nachweiseinkommen knapp überschreiten und doch Hilfe benötigen. Wir wollen keine Lebensmittel wegwerfen müssen", Christine Lang
Rollende Herzen
Warenangebot: Alles, was wir von den Märkten bekommen: Brot, Gemüse, Frischwaren wie Joghurt, Käse, Wurst, Eier, Grundnahrungsmittel wie Reis, Mehl uvm.
Woher: Supermärkte, Spenden von Unternehmen und Privatpersonen
Einkaufsberechtigung: Nein, es wird darauf vertraut, dass die Menschen, die kommen, sich tatsächlich in einer schwierigen finanziellen Situation befinden.
"Unsere Waren sind gratis, wir bekommen sie geschenkt und schenken sie dann weiter", Tina Widmann
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.