Fallen-Jagd
Naturschützer kritisieren geplante Otter-Tötungen im Land
Die steigende Otter-Population mache den Fischen zu schaffen– das glaubt das Land Salzburg – das Land greift zur "Entnahme-Methode". Tierschützer kritisieren das harsche Vorgehen des Landes und glauben, dass das Fisch-Sterben in Salzburg vom Menschen verursacht ist und nicht auf ein unschuldiges Tier abgewälzt werden darf.
PONGAU. In Salzburg plant man eine Fischotter-Tötungsverordnung. Das Beseitigen von Ottern sollte die Fischpopulation im Land erhöhen. Doch die Naturschutzorganisation WWF hält das Fischsterben für ein hausgemachtes Problem. „Das Fischsterben ist menschengemacht, woran auch eine sinnlose und grausame Jagd auf Otter nichts ändern wird. Hauptverantwortlich für die Probleme sind die viel zu starke Verbauung, Verschmutzung und Übernutzung unserer Flüsse. Salzburg muss endlich die eigenen Versäumnisse im Gewässerschutz beheben, anstatt den Artenschutz auszuhebeln“, sagt WWF-Expertin Christina Wolf-Petre.
Der zuständige Landesrat Josef Schwaiger entgegnet hier: "Wir haben in den letzten Jahren Millionen in die Gewässer des Landes investiert und somit die Flüsse und Seen nachweislich positiv beeinflusst. Der Fischbestand konnte sich aber dennoch nicht erholen. Mit einer gezielten Entnahme von Fischottern wollen wir den Fischen die Chance zur Vermehrung geben. Ansonsten wird es zum Beispiel das Fischen als Hobby in Salzburg schon bald nicht mehr geben."
Menschen dezimieren Bestand
Florian Kozak: "Menschliche Eingriffe in naturnahe Ökosysteme und deren Übernutzung haben weitreichende Konsequenzen. Hingegen hält die Behauptung, dass Fischotter Hauptverursacher für die Gefährdung von Fischbeständen und anderer Arten seien, keiner wissenschaftlichen Prüfung stand." Außerdem hält die Naturschutzorganisation das Vorgehen des Landes für rechtswidrig. Fischotter stünden unter strengem Schutz und das "Entnehmen" müsse für jeden einzelnen Fall geprüft werden. Somit stünden die Pläne Salzburgs im Widerspruch zum europäischen Naturschutzrecht.
Otter auch im Pongau
Auch im Pongau trifft man wieder vermehrt auf Fischotter. Vor allem an der Enns und Teilen der Salzach entdeckt man das Wasserraubtier. Im Zuge einer Prüfung wurden Monitoring-Anlagen auf insgesamt 25 Brücken an der Enns montiert. Bei 22 davon konnten Otter nachgewiesen werden. „Der Fischotter-Bestand hat sich in den vergangenen zwölf Jahren verdoppelt. Waren es 2009 noch 130 Exemplare, wurden 2021 in Salzburg bereits 261 gezählt. Wir wollen die Otter außerdem nicht aus unserem Land vertreiben. Jährlich sollten in etwa 20 Otter entnommen werden“, erklärt Landesrat Schwaiger weiter.
Keine humane Entnahme-Art
In Kärnten wurden bereits Maßnahmen zur Fischotter-Tötung ergriffen. Dort verwendete man größtenteils Fallen. Laut Florian Kozak vom WWF eine bedenkliche Methode: "Es gibt eigentlich keine humane Art Fischotter zu entnehmen. Doch die Fallenjagd ist die wohl inhumanste. Denn es kann nicht gesagt werden, welches Tier – ob schwanger, jung, krank oder alt – getötet wird." Salzburg will bei der Jagd auf den Fischotter die selbe Fallen-Methodik wie Kärnten verwenden.
Verschmutzte Gewässer
"Trotz zaghafter Fortschritte in der Renaturierung von Flüssen setzen hunderte Wasserkraftwerke, Flussbegradigungen, Uferverbauungen, Querbauwerke, aber auch Wasserentnahmen den Fischen in Salzburg stark zu. Dazu kommen die Folgen der Klimakrise. Höhere Wassertemperaturen befördern die Ausbreitung von Krankheiten, verursachen Sauerstoffmangel und beeinträchtigen den Bruterfolg. Auch der viel zu hohe Eintrag von Schad- und Nährstoffen – Hormone, Antibiotika, Pestizide, Straßenabwässer – leistet einen signifikanten Beitrag zum Rückgang der Fischbestände. Das bestätigen offizielle Berichtsdaten von Bund und Ländern an die Europäische Kommission: Keiner der untersuchten und geschützten Lebensräume an Österreichs Gewässern befindet sich in ‘gutem Zustand‘, warnt der WWF-Experte.
"Fördertopf auch nutzen"
Eine mögliche Lösung für das Fischsterben hat die Naturschutzorganisation schon: "Es braucht eine umfassende Sanierungsoffensive für Salzburgs Gewässer. Der mit insgesamt rund 200 Millionen Euro dotierte Fördertopf des Bundes sollte dafür deutlich stärker genutzt werden." Landesrat Schwaiger hebt hier jüngste Investitionen in Salzburger Gewässer hervor: "Naturschützer können jederzeit vorbeikommen und sich ansehen, welch umfangreiche Investitionen wir in den letzten Jahren umgesetzt haben, um die von uns gewünschte Wassergüte herzustellen. Dass das Fischsterben also auf den Menschen zurückgeführt wird, entzieht sich jeglicher Grundlage. Denn die verbesserten Flussläufe hätten dann dazu geführt, dass sich der Fischbestand erholt. Das ist jedoch nicht der Fall."
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