Chat informiert Gäste
Wagrain-Kleinarl setzt auf künstliche Intelligenz
Der Tourismusverband Wagrain-Kleinarl informiert Gäste auf seiner Internetseite neuerdings mittels eines Chatbots, der auf künstlicher Intelligenz basiert. Sowohl beim Tourismusverband als auch bei den Bergbahnen vom "Snow Space" sieht man darin künftig Potential für den Umgang mit dem Personalmangel im Tourismus.
WAGRAIN, KLEINARL. "Hallo, ich bin der AI-Concierge aus Wagrain-Kleinarl und helfe dir bei allen Fragen, die du hast." So begrüßt der neue Chatbot Gäste auf der Internetseite des Tourismusverbandes Wagrain-Kleinarl. "AI" steht als Abkürzung für "Artificial Intelligence" — also künstliche Intelligenz (KI). Die neue Software soll voll automatisiert und ohne menschliches Zutun Anfragen zum Urlaub in der Pongauer Tourismusregion beantworten.
Künstliche Intelligenz gegen Personalmangel
Wagrain-Kleinarl springt damit auf einen Zug auf, der aktuell für viel Aufsehen sorgt. Mit der Veröffentlichung des amerikanischen Chatbots "ChatGPT", der fast erschreckend realistische Konversationen zwischen Mensch und KI ermöglicht, startete endgültig ein internationaler Wettlauf um die Vermarktung und Nutzung derartiger Programme. Als reinen Marketinggag versteht man den neuen Chatbot in Wagrain aber nicht. "Künstliche Intelligenz wird im Tourismus noch vielerorts zum Einsatz kommen", ist Wolfgang Wild, Marketing-Leiter im örtlichen Tourismusverband, überzeugt. Wild sieht im verstärkten Einsatz von Technologien wie Chatbots auch ein taugliches Mittel gegen den andauernden Personalmangel.
Experte sieht Potential
Dem pflichtet auch der Experte bei. Norbert Walchhofer ist Gründer des Salzburger Data-Science-Dienstleisters "Cognify". Sein Unternehmen unterstützt regionale Betriebe dabei, intelligente Algorithmen zu ihrem Vorteil zu nutzen. "Chatbots sind momentan oft noch relativ dumm", erklärt Walchhofer. "ChatGPT zeigt jetzt aber, wohin die Reise noch gehen kann." Gut funktionierende Sprachmodelle könnten in Zukunft auf individuelle Vorlieben angepasst werden. "Wenn ich die KI mit Infos über eine Region füttere, kann ich den Chatbot quasi zur Touristeninformation 'ausbilden'", schildert Walchhofer. So könnte man in Zukunft etwa auch "digitale Berater" etablieren. "Dann kann die KI anhand weniger Infos, für jeden Sportler den geeigneten Ski mit den entsprechenden Einstellungen finden", skizziert der Experte die Möglichkeiten.
Menschen im Tourismus nicht ersetzbar
Stichwort Ski: Auch im "Snow Space Salzburg", dem größten Pongauer Skigebiet, rechnet man mit einem verstärkten Einsatz künstlicher Intelligenz. "Chatbots werden für einfache Anfragen in Zukunft sicherlich der Status Quo", erklärt Pressesprecher Simon Guggi. "Wenn die Chatbots dann einmal entsprechend gut funktionieren, können sie Abhilfe in der Personalsituation leisten." Alle drei Gesprächspartner betonen aber, dass die KI Menschen im Tourismus nicht ersetzen könne. "Die Beurteilung einer Destination hängt maßgeblich von der Qualität zwischenmenschlicher Begegnungen ab", meint etwa Wild. Walchhofer sieht das größte Potential bei zeitaufwendigen und wiederkehrenden Aufgaben: "Hier kann die KI in Zukunft helfen. Das wird allein schon wegen des demographischen Wandels notwendig werden", meint er mit Blick auf den Fachkräftemangel.
Hoffnung auf großräumige Kooperation
Damit die KI im heimischen Tourismus tatsächlich eine hilfreiche Rolle spielen kann, müsse man großräumig kooperieren, ist man sich beim Tourismusverband Wagrain-Kleinarl und im "Snow Space" einig. "Wir müssen die Chatbots mit Infos aus möglichst vielen Regionen und Betrieben füttern, damit sie von vielen Menschen genutzt und dadurch noch besser werden", so Guggi, der auch betont, dass sich diesbezüglich in der Branche aktuell viel bewege. "Wir müssen die Veränderung zulassen und uns von der romantisierenden Vorstellung verabschieden, dass wir immer so weiter machen können wie es bisher funktioniert hat", findet Wolfgang Wild klare Worte. Norbert Walchhofer versucht abschließend Bedenken entgegen zu treten, wonach der Einsatz von KI in Zukunft zu weit gehen könnte: "Die KI wird niemanden ersetzen. Sie ergänzt menschliche Arbeit dort wo es notwendig und sinnvoll ist. Das sollte man als Chance betrachten."
Der AI-Concierge von Wagrain-Kleinarl im Test
Der AI-Concierge stellt sich auf der Internetseite des Tourismusverbandes selbst vor:
"Ich bin super-AI-flexibel, aber noch sehr frisch in der Tourismusbranche und muss daher noch einiges dazulernen. Bitte beachte, dass ich absichtlich nur auf einzelne Fragen antworte und keinen Dialog führe. Die besten Antworten liefere ich, wenn du jede Frage möglichst präzise formulierst. Ich bin super-AI-flexibel, aber noch sehr frisch in der Tourismusbranche und muss daher noch einiges dazulernen."
Gesagt getan: Wir haben dem Concierge einige Beispiel-Fragen gestellt:
Fazit: Auf einfache Fragen hat der Chatbot bereits jetzt einfache Antworten. Teilweise verweist er zumindest auf die entsprechende Informationsseite im Internet. Bei aktuellen Fragen wird es schon schwieriger. Das aktuelle Skiwetter oder die Schneelage kann der Bot nicht direkt mitteilen. Hier funktionieren dann vereinzelt auch die Links nicht, auf die verwiesen wird. Alles in allem funktioniert das System aber bereits relativ gut. Man kann schnelle Fragen formulieren, ohne lange auf der Seite des Tourismusverbandes suchen zu müssen.
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