O.Ö. Volksbildungswerk

Christiane Seufferlein ist „auf den Flachs gekommen“

Der Verein „Bertas Flachs“ rund um Christiane Seufferlein hat sich dem Flachshandwerk verschrieben. Mittlerweile geht der Mühlviertler Flachs rund um die Welt.

JULBACH, NIEDERKAPPEL. „Im März 2021 bekam ich eine Truhe voll Flachs geschenkt. Die Besitzerin war Berta Pumberger Windhager aus Niederkappel: Ihr Sohn Pumberger-Windhager Junior, suchte einen ‚guten Platz‘ für die gehütete Brauttruhe seiner verstorbenen Mutter“, berichtet Christiane Seufferlein aus Julbach, ausgebildete Handwerkslehrerin für Erwachsene, Handspinnerin, Weberin und Färberin über das Geschenk, welches ihr Interesse für das Flachshandwerk weckte. Die geborene Pinsdorferin hat es zusammen mit ihrem Mann nach Julbach verschlagen, wo sie ein „kleines Bauernsacherl“ betreiben. Rudolf Pumberger-Windhager hat der Textilhandwerkerin in Gesprächen auch so manche Erinnerung an seine Mutter Berta mit nach Hause gegeben. „So wurde bei mir nicht nur das Interesse am Flachs, sondern auch die Neugierde am Handwerk und an den Menschen geweckt, die es ausübten.“ Was sie mit so viel Flachs anfangen würde, war nun die Frage?

Bertas Flachs geht auf Weltreise

„Zwar spinne ich selbst und verwende auch Flachs, aber eine Truhe mit 80 Kilo Fasermaterial war einfach zu viel. So habe ich begonnen die Zöpfe in meiner kleinen, aber internationalen Spinncommunity zu verschenken“, erzählt Seufferlein. Nach einem Beitrag in einer lokalen Wochenzeitung, vor zwei Jahren meldeten sich viele ältere Menschen in der Region, die ebenfalls Flachs und Leinen abzugeben hatten. „Ich begann diese Menschen zu besuchen und mir ihre Geschichten anzuhören, über Flachs zu lernen, über die Region und den harten bäuerlichen Alltag“. Rasch wurde aus der kleinen Spinnerrunde eine Gruppe auf Facebook die beständig wuchs. Sogar ein internationales Magazin widmete „Bertas Flax“ einen Artikel. „Inzwischen sind wir über 2.000 Menschen aus der ganzen Welt, die mit dem Flachs aus dem Mühlviertel und den Geschichten, die die Fasern mitbringen, spinnen und weben. Der Mühlviertler Flachs geht nun wirklich in die ganze Welt“, freut sich Bewahrerin alten Textilhandwerks.“

Internationalen Verein gegründet

  Da die Arbeit an und mit diesem Projekt alleine kaum mehr bewältigbar war, hat sie im Vorjahr den Verein „Bertas Flachs - Verein zur Erhaltung und Förderung des traditionellen Flachshandwerks gegründet“, der mittlerweile auch Mitglied im Oberösterreichischen Volksbildungswerk ist. Sieh zur Sache. „Wir möchten einerseits die Tradition des Flachsanbaus im Mühlviertel aufrechterhalten und neu beleben, sowie die (Lebens)geschichten der Flachshandwerker an die nächsten Generationen weitergeben. Dabei möchte ich nicht romantisieren.“ Demnächst möchte die 46jährige Julbacherin eine vereinseigene WEB-Seite online stellen. Sehr intensiv sind die Arbeiten an einem zweisprachigen Buch (Englisch, Deutsch) mit Fotoillustration, in dem sie die „bewegenden Geschichten“ von Menschen aus der Region publizieren will, die sie selbst gesammelt hat. „Ich möchte mit meiner Arbeit auch einen Teil die Mühlviertler Identität nach außen tragen in die Welt und Lebensgeschichten von Menschen aus der Region erzählen, um sie posthum zu ehren“, so die Seufferlein.

Zur Sache

Am Freitag, den 24.Februar um 19 Uhr ist Christiane Seufferlein bei den Stubengespräche am Unterkagererhof zu Gast. Am Spinnrad berichtet sie wie sie „auf den Flachs gekommen ist“, über ihre Vereinsarbeit und ihre Pläne. Weiteres erzählt sie Lebensgeschichten von Menschen, die sie besucht hat und gibt Einblick in das Handwerk und in den harten bäuerlichen Alltag.

Zum Verein: „Bertas Flachs" ist ein internationaler Verein mit Sitz in Julbach, der sich dem Flachshandwerk verschrieben hat. Man möchte nicht nur alte Traditionen rund um den Flachsanbau sammeln, sondern auch das Handwerk neu beleben, sowie die (Lebens)geschichten der Flachshandwerker an die nächsten Generationen weitergeben. Der Verein ist auch Mitglied im Landesverband des O.Ö. Volksbildungswerkes.