„Ohne Schneid wirds nix“
Tischlermeister Friedrich Andexlinger (75) lässt in der Pension „die Späne fliegen“.
HASLACH. Vier Stunden am Tag werkt Friedrich Andexlinger an seiner Drehbank. Er hat sich der Drechslerei verschrieben. Gefühlvoll führt er das Stemmeisen vom Rand zur Mitte. „Wenn´s einen fängt, ist alles kaputt. Eine falsche Bewegung oder du arbeitest gegen das Holz – schon ist es passiert. Jetzt kannst du noch eine andere Form wählen oder das Stück gleich wegwerfen“, erklärt Fritz Andexlinger.
Ein Drechsler muss schon bei der Materialauswahl achtsam sein. „Was der Tischler wegwirft, wird für den Drechsler interessant. Je mehr Äste im Holz, desto besser“, sagt er. Besonders interessant: Ast- oder Maserknollen, „gestocktes Holz“ und viele Maserungen. „Schon beim Betrachten des Rohlings muss das fertige Objekt im Kopf entstehen.“ Das Um und Auf ist scharfes Werkzeug. „Ohne Schneid wirds goa nix. Wichtig ist auch die Technik. Das unterscheidet den Drechsler vom ,Schaber“, sagt Andexlinger und schmunzelt. Was den Tischler vom Drechsler unterscheide? „Beim Tischler arbeitet das Werkzeug. Beim Drechsler führt das Material die Tätigkeit aus. Durch Zuführen des Werkzeugs verändert sich das Material“. Das Hobby habe er ausgewählt, weil er dabei seine Kreativität voll ausleben kann.
Geschenk für den Präsidenten
„Man kann machen was einen freut. Es gibt viele Gestaltungsmöglichkeiten“, erzählt er. Bunt ist die Auswahl der Werkstücke, die sich in Glaskästen und Regalen angesammelt haben: Schüsseln, Becher, Schalen, Teller und Spielzeug, Kunst- und Gebrauchsgegenstände aus verschiedenen Hölzern. Sogar für Bundespräsident Heinz Fischer hat er schon ein Präsent angefertigt. „Manches misslungene Stück ist auch schon im Hacker gelandet, damit ich es nicht mehr sehe“, gesteht Andexlinger schmunzelnd. Seine Liebe zum Holz wurde ihm vom Vater in die Wiege gelegt. Neugierig geworden ist er auf die Drechslerei bei einem WIFI-Kurs Anfang der 70er Jahre. Da hatte ich aber aufgrund beruflicher und politischer Verpflichtungen wenig Zeit. Die Ideen holt er sich in der Literatur, bei Ausstellungen und bei Kursen. Seit seiner Pensionierung 1998 kann er sein Hobby richtig „ausleben“. Seine Kenntnisse hat er sich in Kursen angeeignet und gibt sie auch gerne bei WIFI- Kursen und an Lehrlinge im Betrieb seines Sohnes weiter. Eines ist gewiss: Der Fritz lässt auch in Zukunft leidenschaftlich die Späne fliegen.
Zur Sache:
„Drechser“ als Beruf:
HTBLA Halsstatt: Ausbildungszweig Drechslerei-CNC & Rotationstechnik
Ausbildungsdauer: 4 Jahre mit Abschlussprüfung
Schwerpunkte: Entwerfen und Konstruieren von Gegenständen
CAD-unterstützte technische Ausbildung
Praktische Kenntnisse und Fertigkeiten
Programmierung und Handhabung von CNC-Maschinen
http://www.htl-hallstatt.at
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.