Wirtshaus ist Geschichte

Der „traditionelle Stammtisch“ bei Karl Perfahl ist mit 24. Dezember Geschichte. Ein Nachruf.

HASLACH (hed). Ein Mittwochabend. Auf der Heimfahrt. Die Parkplätze vor der Marktstubn sind besetzt. Kein Wunder, heute ist Ripperltag. Ein Kulinarium. „Das Mittagessen war eh nicht üppig.“ Schon sitzt ein weiterer Gast am Stammtisch. „Salve! A Weizerl gefällig“, fragt der Karl. Er kennt seine Stammgäste. „Ja, bitteschön. Und hast nu Ripperl für mi?“. „Na, heit geht gar nix. Die was i jetzt nu drin hab, san alle reserviert. Um halb zehn kimmt de Annemarie mit de Turnerinnen“, bedauert Karl. Macht nichts. Es ist auch so recht gesellig beim Karl. Aber neidig werden könnte man schon. Ripperl um Ripperl mit Sauerkraut, Knödel und Kartoffel werden der Reihe nach serviert.

Kein "studierter" Gastronom
„Es macht koana so guade Ripperl wie da Karl“, sagen Kenner. Auch sonst schaut der Karl auf Marke. Eine ordentliche Schaumkrone ist ein Qualitätszeichen. Die Würstel sind knackig, das Gebäck resch. Karl Perfahl ist kein „studierter“ Gastronom. Gelernt hat der gebürtige Berger Elektrokaufmann. Karl ist ein „Weltmann“. Vier Jahre war er beruflich in Saudi Arabien, drei Jahre in Deutschland. Die Marktstubn in Haslach betreibt er seit Sommer 1988. Alleine. Aus der Ruhe lässt er sich nicht so leicht bringen. Vorher führte er acht Jahre ein Lokal in der Linzer Innenstadt. „Für die Gastronomie habe ich mich aus Leidenschaft entschieden. Das taugt mir“, sagt der Karl.
Ein weiterer Wochentagabend. Kein „Ripperltag“. Nach der Sauna auf ein Bier zum Karl. „Ah, der Redakteur schaut auch noch vorbei. Hast eh de Kamera net mit, sonst is ma wieder in der Zeitung“, grüßt ein Stammgast beim Eintreten. “Da brauchst da net fiachtn, di büdlt eh koana ab“, scherzt sein Gegenüber. Schon ist man mittendrinn. Es rennt der Schmäh. Beim Karl hat jeder Platz am Stammtisch. Und alle sind gleich. Ob Tischlermeister, Altbürgermeister, Handwerker, Professor, Polizeioberst, Banker, Pensionist oder Student. Auch Frauen sind dabei. Stänkerer und „Ungusteln“ haben keinen Platz. Dafür sorgt der Karl. Beim Stammtisch wird alles „heruntergeredet“.
„Du wirst uns einmal abgehen“, sagt einer der Stammgäste. „Keiner geht ab“, wimmelt Karl ab. Karl Perfahl freut sich auf die Pension: “Viel reisen werde ich. Meinen Freund Heinz werde ich weiterhin bei Motorsport- rennen als Koch begleiten“. Wohin seine Stammgäste sich verteilen werden? Darüber will noch keiner von ihnen richtig nachdenken. Jetzt hat man ja noch den Karl. Eines ist aber gewiss. Mit dem Abschied von Karl Perfahl geht ein Stück Wirtshausgeschichte in Haslach zu Ende. „Salve Karl!“.