Coronavirus in Salzburg
Salzburg ist bereit für den Corona-Impfstoff

- Peter Unterkofler, Geschäftsführer der Jacoby GM Pharma GmbH in Hallein.
- Foto: Marco Riebler
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Wenn der Impfstoff gegen das Coronavirus da ist, ist die Jacoby GM Pharma GmbH in Hallein längst gerüstet. Die Lagerung und Verteilung könnte das Unternehmen flächendeckend gewährleisten. Eine Herausforderung wird es trotzdem.
HALLEIN, SALZBURG. 30.000 verschiedene pharmazeutische Präparate hat die Jacoby GM Pharma GmbH in Hallein auf Lager. Von dort aus werden innerhalb von 15 Minuten ab Auftragseingang verschiedenste Arzneimittel und Vitaminpräparate versandbereit zusammengepackt und zu den Salzburger Apotheken gebracht. Bis zu fünf Mal am Tag werden über 85 Apotheken beliefert. Das sind 95 Prozent aller Apotheken in Salzburg.
Sie lagern Suchtmittel, Kühl- und Kaltware sowie Impfstoffe
Das ist nötig, weil keine Apotheke in Salzburg groß genug wäre, um den kompletten Bedarf ihrer Kunden für einen Tag abdecken zu können. "Die meisten Apotheken haben ca. 6.000 verschiedene Produkte im Sortiment, von denen sie meistens je eine bis drei Packungen auf Lager haben. Dazu gibt es Suchtmittel, Kühl- und Kaltware sowie Impfstoffe, die einer speziellen Lagerung bedürfen. Vieles davon können Apotheken nicht vorrätig aufbewahren – wir schon", sagt Peter Unterkofler, Geschäftsführer bei der Jacoby GM Pharma GmbH in Hallein. In der Tennengauer Bezirkshauptstadt befinden sich eine von fünf Großhandelsniederlassungen Österreichs sowie zwei Produktionsstätten. In der Zentrale sind rund 150 Mitarbeiter beschäftigt.
Corona-Impfstoff braucht -70 bis -80 Grad
Wenn es den ersehnten Impfstoff gegen das Coronavirus geben wird, wird dieser wahrscheinlich auch bei Jacoby im Tennengau gelagert werden. "Das Impfstoff-Geschäft ist für uns kein neues, aber das Ausmaß wird ein anderes sein", sagt Unterkofler. "Die Europäische Union hat mit vier Herstellern Vorverträge für insgesamt 1,5 Milliarden Impfstoffdosen abgeschlossen. Zwei Prozent davon sind für Österreich reserviert. Wir wissen nicht, welcher Hersteller der erste sein wird, der einen Impfstoff auf den Markt bringt. Aktuell sieht es so aus, als würde die Firma ‚Biontech’ das Rennen machen. Für deren Impfstoff ist eine langfristige Lagerung bei -70 bis -80 Grad notwendig. Für bis zu fünf Tage vor Verwendung kann er bei -2 bis -8 Grad gekühlt werden", sagt Unterkofler.
Lagerung und Verteilung gesichert
Die Lagerung und Verteilung des Corona-Impfstoffes – auch in großem Volumen – könne der pharmazeutische Großhandel für ganz Österreich flächendeckend gewährleisten. "Wenn wir von zwei Impfdosen pro Person ausgehen und einer Durchimpfung von 50 Prozent der Österreicher, brauchen wir 8 Millionen Impfdosen. Das ist überschaubar. Insgesamt bewegen wir in Österreich 200 Millionen Packungen jährlich", so Unterkofler.
Zentrale Impfstraßen einrichten
Der Experte geht nicht davon aus, dass sich Patienten – wie z.B. bei der Zeckenimpfung – den Corona-Impfstoff in der Apotheke kaufen und beim Hausarzt verabreichen lassen. "Ich nehme an, dass diese Impfstoffe über zentrale Impfstraßen geimpft werden – z.B. über Gemeindeämter oder Bezirkshauptmannschaften –, um gezielt zu allererst Risikogruppen zu erreichen. Das ist vergleichbar mit Sonderaktionen für die Influenza-Impfung, die zum Beispiel immer wieder in Pflegeheimen angeboten werden. Solche Aktionen laufen koordiniert ab. Das kennen und können wir", so Unterkofler.
23 Prozent weniger Antibiotika verkauft
Langfristig sei es aber mit dem Corona-Impfstoff nicht getan. "Wir brauchen auch wirksame Arzneimittel, um die Symptomatik zu lindern. Nicht alle Menschen können sich impfen lassen", so Unterkofler. Das Unternehmen verzeichnet heuer einen starken Rückgang beim Verkauf von Antibiotika. "Um minus 23 Prozent ist der Antibiotika-Verkauf alleine im Oktober zurückgegangen. Der Grund ist, dass Krankenhäuser Operationen und Behandlungen verschieben müssen. Außerdem gehen weniger Leute zum Arzt", sagt der Geschäftsführer. Dafür sei die Nachfrage nach Vitaminpräparaten gestiegen.
Arzneimittelverkauf hat sich im März verdreifacht
Die größte Herausforderung für Jacoby war es, die Hamsterkäufe im März abzufangen. Täglich wurden dreimal so viele Arzneimittel verkauft wie gewöhnlich. "Grund dafür war, dass Privatpersonen ihre Hausapotheken aufgefüllt und dass Ärzte Dauermedikationspatienten vorsorglich mit Dreimonatspackungen ausgerüstet haben", sagt Unterkofler. Jacoby setzt in Österreich jährlich 400 Millionen Euro um.
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