Nachwuchs- und Breitensport
Ruf nach einer Öffnung für Sportvereine wird lauter

Auch im Sportzentrum Nord in Liefering stehen die sportlichen Aktivitäten in den Vereinen still. | Foto: Stadt Salzburg
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Mittels Schul-Testkits für Sportvereine soll ein vorsichtiges Öffnen im Nachwuchssport ermöglicht werden, so der Vorschlag der Stadt-SPÖ.

SALZBURG. Zur Eindämmung der Corona-Pandemie verharrt der Freizeit- und Vereinssport seit November, ähnlich wie im Frühjahr, im Stillstand. Lediglich im Spitzensport sind – unter strengen Auflagen – Trainings und Wettkämpfe erlaubt. Der monatelange Wegfall des wöchentlichen Fußball-, Volleyball- oder Tennistrainings bringt speziell für Kinder und Jugendliche enorme Einschnitte in ihrer persönlichen Entwicklung.

Sport ist mehr als nur Bewegung

Vor allem der soziale Aspekt, der im Vereinssport eng mit den sportlichen Aktivitäten verknüpft ist, wirke sich bei jungen Menschen positiv auf das psychische Wohlbefinden und die Persönlichkeitsentwicklung aus.

Darauf macht der Sportmediziner am Uniklinikum Salzburg, Josef Niebauer, aufmerksam. "Die Vereinstätigkeiten, wie wir sie kennen, haben seit März 2020 kaum stattgefunden, vor allem, was Indoor- und Kontaktsportarten betrifft. Das für den Sport so typische, lockere und kameradschaftliche Miteinander fiel gänzlich weg. Man darf nicht vergessen, wie groß die soziale Komponente ist, die Sportvereine aufgrund ihrer Struktur und ihres Gefüges leisten: Es gibt Spielregeln, die jeder akzeptieren muss, Zusammenhalt und Miteinander werden gelebt, jeder hat die gleichen Chancen, man lernt den Umgang mit Sieg oder Niederlage. Der Sport verbindet die Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem sozialen Status und es entstehen Freundschaften", sagt Niebauer.

Der Sportmediziner Josef Niebauer spricht sich für einen höheren Stellenwert des Sports in der Gesellschaft und im Schulunterricht aus.  | Foto: Salk
  • Der Sportmediziner Josef Niebauer spricht sich für einen höheren Stellenwert des Sports in der Gesellschaft und im Schulunterricht aus.
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Sport muss an Schulen höheren Stellenwert haben

Freilich seien die körperlichen Auswirkungen durch den starken Bewegungsrückgang ein großes Thema, mehr Sorge bereitet dem Sportmediziner aber, dass sich Kinder und Jugendliche langfristig vom Sport abwenden könnten.

"Viele haben mittlerweile Alternativen abseits des Sports gesucht. Der Ball wurde sozusagen gegen Sofa und Internet eingetauscht. Wir als Gesellschaft müssen alles daran setzen, den Kindern die Freude am Sport zu vermitteln und so die Basis für lebenslange Bewegung schaffen. Wir leben mit unserer Natur auf einem Abenteuerspielplatz, es gibt unzählige Möglichkeiten, sich zu bewegen. Das muss man vermitteln", so Niebauer.

Der Sportmediziner tritt auch vehement dafür ein, dass die Sportstunden an den Schulen einen höheren Stellenwert haben müssen. "Das ABC des Sports wird nicht mehr so beherrscht. Die tägliche Turnstunde sollte an den Schulen zu einer Selbstverständlichkeit werden, das würde sich auch stark auf den sozialen Umgang auswirken", betont Niebauer. Er selbst könne die Öffnung der Sportplätze jedenfalls kaum mehr erwarten, akzeptiert aber, dass es aufgrund der Corona-Pandemie in der kommenden Zeit nur unter strengen Auflagen funktionieren wird.

SPÖ fordert Öffnungen im Nachwuchssport 

Der Ruf nach einer Öffnung für die Vereine, vor allem im Nachwuchsbereich, wird auch aus Teilen der Politik immer lauter. Der für Sport zuständige SPÖ-Vizebürgermeister Bernhard Auinger schlägt als ersten Schritt zur Öffnung des Breitensports vor, Trainings in den Vereinen für unter 15-Jährige zu ermöglichen. Und zwar parallel zur geplanten Rückkehr zum Präsenzunterricht an den Schulen nach den Semesterferien.

Sportressortchef Bernhard Auinger tritt für eine sukzessive Öffnung des Breitensports ein - den Anfang soll der Vereinssport im Nachwuchsbereich machen. Die Schul-Testkits sollen dabei zum Einsatz kommen.  | Foto: Lisa Gold
  • Sportressortchef Bernhard Auinger tritt für eine sukzessive Öffnung des Breitensports ein - den Anfang soll der Vereinssport im Nachwuchsbereich machen. Die Schul-Testkits sollen dabei zum Einsatz kommen.
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Gelingen soll dies laut Auinger durch den Einsatz der Schul-Testkits, also freiwilliger Selbsttests für Schüler. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) will mit diesen wöchentlichen Selbsttests ja für einen möglichst sicheren Schulunterricht sorgen.

"Wenn Schüler sich für den Schulbesuch testen lassen können, kann ich mir das auch mittels der Schul-Testkits für die Teilnahme an Sport-Jugendtrainings vorstellen. Dafür braucht es allerdings rechtliche Rahmenbedingungen seitens des Bundes. Natürlich muss alles auf freiwilliger Basis erfolgen, sowohl was die Abhaltung von als auch die Teilnahme an Trainings betrifft“, betont Auinger.

Er erwarte sich, dass von Seiten des Sportministers Werner Kogler die Testkits den Sportvereinen kostenlos zur Verfügung gestellt werden. "Wenn es eine entsprechende Verordnung gibt, müssen die Vereine Einverständniserklärungen der Eltern für die Tests organisieren", so Auinger.

Psycho-soziale Belastungen bei jungen Menschen

Die Idee, mittels Schul-Testkits eine erste Öffnung des Vereinssports zu ermöglichen, sei auch in einem gemeinsamen Gespräch mit dem Motivationspsychologen und Mentalcoach Jörg Zeyringer entstanden.Zeyringer ist seit 30 Jahren selbstständig, international aktiv und neben dem (Profi-)Sport auch im Gesundheitswesen und in der Wirtschaft tätig.

"Es ist dringend notwendig, dass junge Menschen das Signal bekommen, dass Dinge wieder möglich sind. Die Restriktionen führen gerade bei jungen Menschen zu enormen psycho-sozialen Belastungen. Das Alarmierende aus motivationspsychologischer Sicht: Die jungen Leute sehen ja die vielen Ausnahmen, die es gibt und erleben, dass diese genau für jene gelten, die ohnehin schon bevorzugt sind. Diese Erkenntnis kann zu einem Gefühl der Machtlosigkeit und Ohnmacht führen", sagt Zeyringer, der auch mehrere Bücher publiziert hat.

Motivationspsychologe und Mentalcoach Jörg Zeyringer ist seit 30 Jahren selbstständig und neben dem (Profi-)Sport im Gesundheitswesen und in der Wirtschaft tätig.  | Foto: Zeyringer
  • Motivationspsychologe und Mentalcoach Jörg Zeyringer ist seit 30 Jahren selbstständig und neben dem (Profi-)Sport im Gesundheitswesen und in der Wirtschaft tätig.
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Er verweist dabei auch auf die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen. "Diese Gruppe ist von den psychischen Belastungen am stärksten betroffen. Wie Kinder und Jugendliche brauchen auch sie das soziale Miteinander, endlich wieder einen Erfahrungsraum, in dem sie unbelastet agieren können", so Zeyringer, der unter anderem seit über 20 Jahren mit dem früheren Austria-Salzburg-Spieler und jetzigen Trainer des deutschen Bundesliga-Klubs Eintracht Frankfurt, Adi Hütter, zusammenarbeitet.

Breiten- und Amateursport braucht Perspektiven

Zeyringer verweist wie Auinger darauf, die Struktur der Vereine zu nutzen. "Die Testkits sollen in entsprechender Anzahl den Vereinen oder dem jeweiligen Corona-Beauftragten des Vereins zur Verfügung gestellt und entsprechend eingesetzt werden." Die Möglichkeit für Trainings im Nachwuchsbereich ist für Auinger lediglich ein erster Schritt: „Der gesamte Amateur- bzw. Breitensport braucht jetzt eine Perspektive und Planungssicherheit. Konzepte für einen Restart gibt es genügend.“ Es sei nun eine günstige Gelegenheit, die Rückkehr zum Präsenzunterricht mit jener zu Sport-Trainings zu kombinieren.

"Wenn weiter alles einfach geschlossen bleibt, werden die Vereine enorm viele Mitglieder verlieren. Das hätte für die Zukunft fatale Folgen“, fürchtet Auinger.

Sein Parteikollege, Landtagsabgeordneter und Askö-Vizepräsident Max Maurer, will den Vorschlag aufgreifen und im Landtag einen Antrag einbringen, damit Schul-Testkits für alle Salzburger Sportvereine kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

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