Aidshilfe Salzburg/ Beratung und Hilfe
Presseaussendung der Aidshilfe Salzburg zum Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember 2020

Statements:

Zu den gesundheitlichen Auswirkungen einer Corona-Infektion mit einer HIV-Erkrankung sagt der niedergelassene Facharzt für Innere Medizin Dr. Sebastian Huber: "Fast alle wissenschaftlichen Studien und Untersuchungen seit der ersten Corona Welle zeigen, dass HIV-Patient*innen unter einer ausreichenden antiviralen Therapie kein erhöhtes Corona-Infektionsrisiko tragen. Diese Patient*innen müssen aber gut eingestellt sein, sprich ihre Medikamente verlässlich einnehmen umso eine ausreichende Anzahl an Helferzellen zu haben. Daneben gelten für HIV-Patient*innen natürlich - sowie auch für alle anderen Patient*innen - die allgemeinen Risikofaktoren (z.B. Vorerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck; eigenes Alter, etc.) zu beachten. Auch die Möglichkeit einer Quarantäne sollte mitbedacht werden. Ich empfehle hier HIV-Patient*innen sich mit einem zusätzlichen Vorrat an antiretroviralen Medikamenten einzudecken."
"Im Internet kursieren leider die schwachsinnigsten Behauptungen. Eine davon besagt, dass HIV-Medikamente vor COVID-19 schützen würden. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass antiretrovirale Medikamente vor COVID-19 schützen. Ich appelliere an HIV-Patient*innen sowie an alle anderen Patient*innen, diese Fake News nicht zu glauben", so Huber abschließend.

Mag. Willi Maier, Geschäftsführender Leiter der Aidshilfe Salzburg, äußert sich zum Testangebot der Aidshilfe Salzburg: „Es muss angemerkt werden, dass die Aidshilfe Salzburg während des ersten Lockdowns für knapp zwei Monate die Testungen ausgesetzt hat. Jetzt – im zweiten Lockdown bieten wir unsere Testungen in Absprache mit dem Bundesministerium für Gesundheit wie gewohnt an, sodass man sich jeden Montag und jeden Donnerstag von 17 – 19 Uhr auf HIV, Syphilis, Hepatitis B und C, Chlamydien und Gonorrhö testen lassen kann.“

Überblick

Wir möchten Ihnen einen kurzen Überblick über die Arbeit der Aidshilfe Salzburg geben:
Seit Jänner 2020 bietet die Aidshilfe Salzburg Selbstabstrichtests für Chlamydien und Gonorrhö (Tripper) an. Diese Tests werden bis jetzt sehr gut angenommen. In Salzburg haben sich bis Ende Oktober 136 Personen auf Chlamydien und Gonokokken testen lassen. Insgesamt waren es 208 Abstriche (davon 133 oral, 44 vaginal, 31 anal) und 135 Harnproben. 5 Personen wurden positiv auf Chlamydien und 8 Personen positiv auf Gonorrhö getestet. Damit eine gute Versorgung der positiv getesteten Personen erfolgen kann, bekommen unsere KlientInnen in Kooperation mit Dr. Taylor einen eigenen Termin auf der Infekt Ambulanz in Salzburg.
Bis Mitte November sind in Salzburg 20 Personen positiv auf HIV getestet worden. Das sind 13 Personen weniger als im Vorjahr. Hier muss angemerkt werden, dass die Aidshilfe Salzburg während des ersten Lockdowns für knapp zwei Monate die Testungen ausgesetzt hat. Jetzt – im zweiten Lockdown bieten wir unsere Testungen in Absprache mit dem Bundesministerium für Gesundheit wie gewohnt an, sodass man sich jeden Montag und jeden Donnerstag von 17 – 19 Uhr auf HIV, Syphilis, Hepatitis B und C, Chlamydien und Gonorrhö testen lassen kann.
Österreichweit ist bezüglich der Neudiagnosen ein ähnlicher Trend wie in Salzburg festzustellen. Hier wurden 217 Personen positiv getestet, während es 2019 mit 430 Personen deutlich mehr waren. Weiter unten wird auf die geringe Anzahl der Neudiagnosen noch genauer eingegangen werden.

Workshops, Aufklärung und Präventionsarbeit in Schulen

Die größten Auswirkungen, die die Coronapandemie auf unsere Arbeit hatte, waren zweifelsohne die zwei Schulschließungen, da wir in dieser Zeit keine persönlichen Aufklärungsworkshops zu sexuell übertragbaren Krankheiten durchführen konnten. Viele Workshops mussten wegen Corona abgesagt bzw. online abgehalten werden. Nach mehreren Schulungen unserer PräventionsmitarbeiterInnen haben wir es dann geschafft, einen interaktiven online-Workshop zu erstellen, der unseren Qualitätsanspruch erfüllt. Wir hoffen, dass die neuen Workshopformate von den LehrerInnen und SchülerInnen genauso gut angenommen werden wie unsere klassischen Face-to-Face-Workshops. Wir werden hart daran arbeiten, weiterhin qualitativ hochwertige Aufklärungsprogramme für die Schüler und Schülerinnen im ganzen Land Salzburg zur Verfügung zu stellen.
In einem gewöhnlichen Jahr erreichen wir mit unseren WS zur sexuellen Aufklärung ca. 5.000 Schüler/Schülerinnen.

Beratung als ein notwendiges Grundbedürfnis

HIV/STI-Beratung und das psychosoziale Beratungsangebot der AIDS-Hilfen sind systemrelevante (Gesundheits-)Leistungen und zählen zur biopsychosozialen Grundversorgung von Menschen im Hinblick auf ihre psychische und physische Gesundheit. Sie dienen damit zur Deckung der notwendigen Grundbedürfnisse.
Gesundheit wird von Menschen als eines unserer höchsten Güter erlebt. Gerade das Jahr 2020 bringt, aufgrund massiver Einschnitte und Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie von COVID-19, Menschen an ihre Limits. Nicht nur Einzelpersonen sind davon Betroffen, sondern auch Paare und Familien leiden unter der aktuellen Situation. Menschen, die bereits zuvor psychische Probleme oder Erkrankungen hatten, geht es nun oft noch schlechter.
Umso wichtiger ist es, dass jeder/jede, die/der Hilfe benötigt, schnellen und unbürokratischen Zugang zu psychosozialen Hilfeleistungen erhält.
Die Aktuelle Pandemie von COVID-19 wird von vielen Menschen als eine existentielle Erschütterung erlebt. Menschen, die bereits vor der Pandemie psychische Probleme hatten, können nun zusätzlich verunsichert werden. Dies merken wir in der Beratung vor allem bei Personen, die unter Hypochondrien, generalisierten Angststörungen oder Phobien leiden.
Bei Phobien handelt es sich um gerichtete Ängste. Sie sind auf ein bestimmtes Objekt oder eine ganz spezifische Situation ausgerichtet (etwa, sich mit HIV zu infizieren). Bei Hypochondrien haben Menschen Angst, dass sich die Krankheit bereits im Körper befindet, auch dann, wenn bereits unzählige negative Testergebnisse vorliegen.
Eine Phobie ist gebunden an das Vorhandensein oder die Erwartung von klar erkennbaren, eng umschriebenen Objekten oder Situationen (etwa vor Spinnen, Hunden, Mäusen, vor HIV, vor Viren, Gewittern, Tunneln, Fliegen im Flugzeug u.v.m.).

ZU späte Diagnostik von HIV aufgrund der Corona-Pandemie

Sorgen bereitet uns zudem, dass es heuer deutlich weniger Neudiagnosen von HIV gibt (beachten Sie den Unterschied von Neudiagnose und Neuinfektion). Aufgrund der Einschränkungen, des Lockdowns etc. lassen sich nämlich markant weniger Menschen auf HIV testen. Das merken wir auch in der Testberatung: deutlich weniger Menschen kommen zu uns in die Aidshilfe Salzburg und möchten einen HIV-Test machen.
In Österreich dauert es ohnehin immer relativ lange, bis Menschen um ihre Infektion mit HIV erfahren (etwa mehrere Jahre). Dieses Zeitfenster könnte sich aufgrund der Corona-Pandemie nun vergrößern.
Unter „Neuinfektionen“ versteht man jene Infektionen, die in den letzten Monaten stattgefunden haben. Diese können nicht erhoben, sondern nur geschätzt werden. Einige Menschen, die sich heuer mit HIV neu infizieren, werden erst in einigen Jahren, wenn sie einen HIV-Test machen, von ihrer Infektion erfahren. Das ist natürlich gefährlich, weil sie in dieser Zeit das HI-Virus an andere Menschen weitergeben können. Zudem wird ohne medizinische Behandlung von HIV ihr Immunsystem immer schlechter. Andere Infektionen, wie etwa COVID-19, können dann zu schweren Krankheitsverläufen führen.
Ein Beispiel: Herr A infiziert sich 2017 beim ungeschützten Sex mit HIV (Neuinfektion im Jahr 2017). Heute weiß er noch immer nicht von seiner Infektion und hat ungeschützten Sex mit einigen anderen Menschen. Da im Jahr 2020 Corona sehr präsent ist, vergisst Herr A. lange Zeit sich testen zu lassen. Womöglich macht er erst 2022 einen Test und wird um seine HIV-Infektion erfahren.
Wir erwarten in den nächsten drei Jahren eine erhöhte Zahl an Neudiagnosen von HIV. Im Zuge der Kontaktbeschränkungen haben nämlich viele Menschen darauf verzichtet, eine Ärztin oder ein Krankenhaus aufzusuchen und sich auf HIV testen zu lassen.
Auch haben Menschen im Jahr 2020 seltener die PrEP eingenommen, mussten diese wegen der Coronavirus-Pandemie unterbrechen oder bekamen diese seltener verschrieben. Somit wird es mehr Neuinfektionen mit HIV geben, weil Menschen die PrEP-Einnahme unterbrochen haben.
PrEP steht für „Prä-Expositionsprophylaxe“ (zu Deutsch etwa „Vorsorge vor einem Risiko-Kontakt“). HIV-negative Menschen können diese HIV-Medikamente einnehmen, um sich vor einer Infektion mit HIV zu schützen.
Es konnte nachgewiesen werden, dass die PrEP mit dem HIV Medikament Truvada® (Wirkstoffe: Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil) vor allem bei Männern, die Sex mit Männern haben und hohe Risiken eingehen, zuverlässig wirkt. Bei guter Therapietreue ist die PrEP genauso sicher wie Kondome. Sie schützt vor HIV, aber nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten.

Schwerere Krankheitsverläufe bei zu später HIV-Diagnose

Wenn HIV-positive nicht oder zu spät diagnostiziert werden, so kann dies auch, im Hinblick auf gefährlichere Verläufe von COVID-19, negative Folgen für die Betroffenen haben.
Die meisten HIV-positiven Menschen, die an Corona infiziert waren, hatten milde bis moderate Symptome. Einige mussten allerdings auch auf die Intensivstation und verstarben. Bei den verstorbenen Menschen handelt es sich um Personen, die neben HIV auch noch andere Vorerkrankungen (etwa in der Lunge) hatten. Als Präventionsmaßname wird empfohlen, Koinfektionen bei HIV-PatienInnen früher zu identifizieren und Begleiterkrankungen zu behandeln.
Das höchste Risiko an schweren Verläufen bei einer Infektion mit Corona haben jene HIV-positiven Menschen, bei denen HIV nicht medikamentös behandelt wird, die also keine Medikamente gegen HIV einnehmen. Hierunter fallen all jene Personen, die sich in den letzten Monaten oder Jahren mit HIV infiziert haben und noch nicht wissen, dass sie HIV-positiv sind. Wird HIV nämlich nicht behandelt, dann haben die betroffenen Personen ein schlechteres Immunsystem als behandelte Personen. Eine nicht behandelte HIV-Infektion und ein damit einhergehendes schlechteres Immunsystem sind somit Vorerkrankungen für COVID-19.
Bisher existieren keine Hinweise, dass HIV-positive Personen schlechtere Prognosen im Falle einer Infektion mit COVID-19 haben, wenn sie medikamentös gegen HIV behandelt werden und daher ein gutes Immunsystem haben.

Aidshilfe Services
Öffnungszeiten:

• Telefonische Beratung und allgemeine Auskünfte: Mo bis Fr von 9 bis 13 Uhr; Mo und Do von 17 bis 19 Uhr
• Persönliche Beratung: Mo und Do von 17 bis 19 Uhr
• Testung auf HIV, Syphilis, Hepatitis: Mo, Do von 17 bis 19 Uhr
• Psychosoziale Beratung und Betreuung für Betroffene: Mo bis Fr von 9 bis 13 Uhr

Aidshilfe Salzburg
Innsbrucker Bundesstraße 47
A-5020 Salzburg
Tel.: ++43-662-881488
Email: salzburg@aidshilfen.at
Website: www.aidshilfe-salzburg.at

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision (Existenzanalyse)

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