Coronavirus in Salzburg
Ohne Maßnahmen wären Salzburgs Intensivstationen jetzt an ihrer Auslastungsgrenze
SALZBURG. Die guten Nachrichten vorweg. Wir haben in Salzburg vieles richtig gemacht. Daher freuen wir uns bei den Aktuellen Corona-Zahlen heute erstmals über mehr genesene als insgesamt aktiv infizierte Personen. In Zahlen heißt das: Heute (10. April) um 13 Uhr standen 595 genesene Patienten, 546 aktiv Erkrankten gegenüber.
"Maßnahmen haben ab 25. März Wirkung gezeigt"
"Das ist ein gutes Zeichen. Bereits die gesamte Woche über haben wir täglich mehr neu-genesene als neu-infizierte Patienten vermelden dürfen", sagt der Leiter der Salzburger Landesstatistik, Gernot Filipp. Seit Wochen beschäftigt er sich mit den Corona-Zahlen für Salzburg. "Mit 25. März hat die Wachstumskurve bereits nachgelassen. Hier erkennen wir das Greifen der gesetzten Maßnahmen. Die Wachstumsrate liegt derzeit nur mehr bei 1,1 bis 1,5 Prozent und die Verdoppelungszeit beträgt 43 Tagen."
Aktuell werden im stationärer Bereich 88 Personen betreut, 18 davon auf Intensivstationen. "Auch hier ist zu erwarten, dass die Zahl konstant bleibt, oder rückläufig wird. Der Grund dafür sind die immer weniger werdenden Neuinfektionen", so Filipp.
Vorausblick zeigt viele Genesene
Generell könne man statistisch die Entwicklungen der nächsten Tage gut vorhersagen, denn: "Vor zwei Wochen gab es sehr viele Neuinfektionen, daher gibt es derzeit und in den nächsten Tagen auch sehr viele genesene Patienten", so der Statistiker, der klar sagt: "All das ist auf die gesetzten Maßnahmen zurückzuführen."
Auch im Pongau und Pinzgau, jene Bezirke, die am schwersten von Corona betroffen waren, zeigen sich ähnliche Trends. Die Anzahl der Genesenen steigt überall stark an.
Wechselwirkungen zwischen Zahl an Testungen und Erkrankten
Filipp verweist auf die Wechselwirkungen zwischen der Zahl an Testungen und der Erkrankten: "Wir können sagen: Wenn die Positiv-Rate bei den Testungen sehr hoch ist, sind in der Bevölkerung auch im Schnitt viele Menschen krank. Wir haben aktuell eine sehr niedrige Rate an positiven Testungen (zwischen 4 und 5 Prozent), aber der Schnitt der Testungen selbst blieb immer bei rund 500 am Tag. Daher können wir annehmen, dass auch innerhalb der breiten Bevölkerung die Infektionsrate niedrig ist. Mit einer Erhöhung der Anzahl an Test würde auch die Zahl der Erkrankten nur linear ansteigen – also dennoch bei 4 bis 5 Prozent bleiben", erklärt der Experte.
Mitte März lag die Rate an positiven Testungen übrigens bei 15 und 20 Prozent.
Salzburg im Österreichvergleich
Salzburg ist eines der am stärksten von Corona betroffenen Bundesländern in Österreich. Nach wie vor liegt unser Bundesland bei der Gesamtzahl an Infektionen hinter Tirol an zweiter Stelle, relativ gleichauf mit Vorarlberg. Bei der Wachstumsrate hat Salzburg nun aber einen der niedrigsten Werte in Österreich.
Was, wenn die Maßnahmen gelockert werden?
Bei dieser Frage tut sich der Statistiker schwer, denn "das hängt von der Bevölkerung ab und wie sich die Menschen an gebotene Abstände und das Tragen der Masken halten. Aber die Zahl wird wieder steigen, das wissen wir. Denn die Rate der Infektionen in der Bevölkerung ist österreichweit niedrig, das hat mich überrascht. Eine Ausbreitung mit hoher Geschwindigkeit ist also weiterhin möglich", so Filipp.
Was wäre ohne Corona-Maßnahmen gewesen?
Bei dieser Frage tut sich der Statistiker leichter, denn dafür gibt es Berechnungsmodelle. Dennoch weist Filipp darauf hin: "Simulationsrechnungen beruhen auf Annahmen." Seine Simulation zeigt, dass ohne Umsetzung der Maßnahmen mit Stand heute (10. April), die Zahl der Infizierten auf mehr als 4.000 gestiegen wäre. „Wenn man nichts getan hätte, wären die Infektionen auf fast das Vierfache des tatsächlichen Standes angestiegen. Auch die Zahl der Genesenen hätte bei der hohen Wachstumsrate nur zu einem geringen Rückgang geführt“, erklärt der Statistiker. „Wir sind bei der Simulation von einem realistischen Szenario ausgegangen. Schrittweise haben wir die Berechnung auf eine Wachstumsrate von 15 Prozent angepasst“.
Mehr Tote, stationäre Aufenthalte und Intensivpatienten
Die Anzahl der stationären Patienten wären in diesem Berechnungsmodell ebenfalls massiv angestiegen. Heute wären ohne Maßnahmen zirka 530 Patienten in stationärer Behandlung im Krankenhaus gewesen. Darüber hinaus müssten mehr als 100 Menschen auf der Intensivstation betreut werden. Würde man von dem simulierten Anstieg ausgehen, wären bereits mehr als 70 Verstorbene im Bundesland zu beklagen. „Je später man reagiert, desto länger dauert das exponentielle Wachstum an. Das abzufangen ist fürs Erste in Salzburg gelungen“, sagt Filipp.
"Vergleicht man diese Zahlen aus der Simulation mit den 140 Intensivbetten, die in Salzburg derzeit vorbereitet sind und die 400 stationären Betten (ohne Messezentrum) sieht man, dass wir bereits an die Auslastungsgrenze stoßen würden", heißt es vom Landesmedienzentrum.
Trotz der zuversichtlichen Zahlen gelten immer noch die Verhaltensregeln, um ein Ansteckungsrisiko mit dem Corona-Virus zu minimieren:
- Regelmäßig Hände waschen mit warmem Wasser und Seife
- Husten und Niesen in ein Papiertaschentuch oder in die Ellenbeuge
- Kein Händeschütteln, kein Begrüßungsbussi
- Zu Hause bleiben
- Mund-Nasen-Maske tragen
- Mindestens einen Meter Abstand halten, aber füreinander da sein
- Kein direkter Kontakt zu Risikogruppen
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