Europawahl 2019
"Das reißt die Wähler aus den Sesseln"
Politikwissenschaftler Armin Mühlböck blickt auf das Wahlverhalten Salzburgs.
SALZBURG. In Salzburg haben 47,9 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme bei der EU-Wahl geltend gemacht. (Wahlbeteiligung ohne Wahlkarten. Diese waren zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch nicht vollständig ausgezählt). Das sind deutlich mehr als im Jahr 2014. "Damit liegt Salzburg zwar hinter dem Österreichschnitt (50,6 Prozent, ohne Wahlkarten), aber generell kann man den Effekt der innenpolitischen Vorgänge an der Wahlbeteiligung ablesen", sagt der Salzburger Politikwissenschaftler Armin Mühlböck.
So wählt Salzburg
In Salzburg erreichte die ÖVP 44,2 Prozent, die SPÖ 17,8 Prozent, die FPÖ 15,3 Prozent. Die Grünen holten sich 12,8 Prozent der Wählerstimmen, Neos 8,1 Prozent. SPÖ und FPÖ verloren in beinahe gleichem Ausmaß – 3,5 beziehungsweise 3,3 Prozentpunkte im Vergleich zu 2014; die Grünen büßten 1,3 Prozentpunkte ein. Neos konnten um einen Prozentpunkt zulegen.
"Lauf auf allen Ebenen"
Überraschend kam das Salzburger Wahlverhalten für Armin Mühlböck nicht. "Die ÖVP hat auf allen Ebenen einen Lauf, da überrascht das Wahlergebnis in Salzburg nicht. Wählerstromanalysen haben gezeigt, dass es die ÖVP geschafft hat, Nichtwähler zu mobilisieren. Das lässt sich auch auf Salzburg herunterbrechen."
Ein Miterfolg Salzburgs
Laut Mühlböck habe Salzburg einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der ÖVP auf Bundesebene sowie bei der Europawahl geleistet. "Salzburg hat sich für Karoline Edtstadler ordentlich ins Zeug gelegt und die Listenzweite gepusht. Ihr Erfolg ist ein Miterfolg Salzburgs", sagt Mühlböck. Alleine in Salzburg sicherte sich die gebürtige Elixhausenerin Edtstadler 22.265 Vorzugsstimmen.
"Neos müssen aufs Land"
"Neos erschienen im Wahlkampf mit einem klares Profil. Das haben die Wähler honoriert. Neos sind auch bei uns vor allem in Zentrum und im Speckgürtel stark. Kritisch sind aber die Landgemeinden, dort müssen sich Neos hinbewegen und Personal und Strukturen aufbauen", sagt der Politikwissenschaftler.
Trotz des geringen Verlustes der Grüne in Salzburg sei die Stimmung für die Partei gut. "Die Grünen können positiv in den Wahlkampf zur Nationalratswahl starten", prognostiziert Mühlböck.
"Junge bringen Bewegung"
Dynamik bringen die jungen Salzburger in die Wählerlandschaft: "Die Jungen bewegen sich weg von den traditionellen Großparteien und von konservativ geprägten Parteien. Sie befinden sich am ‚liberalen’ oder am ‚rechten’ Pol. Beide Pole stehen sich maximal gegenüber", sagt Mühlböck.
Knackiger Wahlkampf erwartet
In den nächsten Monaten wird in Salzburg Wahlkampf großgeschrieben werden. "Die Zeit bis zur Nationalratswahl im September ist kurz, es wird daher einen extrem knackigen Wahlkampf geben, der schon im Juni aufgebaut werden wird. Ab Mitte August wird er sich zuspitzen", prognostiziert der Politikwissenschaftler.
Salzburg ist heiß auf Politik
Dass also im September wieder gewählt werden muss, führe laut Mühlböck bei den Salzburgern nicht zur Wahlverdrossenheit. "Die innenpolitischen Vorgänge reißt die Wähler quasi an den Sesseln. Das Vertrauen an die Politik hat auch in Salzburg gelitten, aber alle sprechen über Politik, jeder hat eine Meinung und etwas zur Situation zu sagen. Das tut der Wahlbeteiligung auch bei der Nationalratswahl gut", prognostiziert Mühlböck.
"FPÖ hat noch Potential"
Mühlböck rät davon ab, das Ergebnis der EU-Wahl mit der kommenden Nationalratswahl zu vergleichen. "EU-Skeptiker gehen nur verhalten zur EU-Wahl. Daher sehe ich noch Potential in Salzburgs Wählerschaft für die Nationalratswahl. Vor allem die FPÖ wird versuchen, ihre Wähler zu mobilisieren, die nicht zur EU-Wahl gegangen sind."
Alle Ergebnisse aus Salzburg und den Gemeinden finden Sie >>HIER<<
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