Psychologie / Hypnotherapie
Achtsamkeit, Akzeptanz und Meditation

Achtsamkeit und Meditation - die Fähigkeit, im Moment zu leben

Achtsamkeit meint die Fähigkeit, ganz in der Gegenwart zu sein und darin aufzugehen. Die Haltung der Achtsamkeit stammt aus der buddhistischen Meditation und wurde in den letzten Jahrzehnten für die westliche Psychotherapie adaptiert.

Interview: Jon Kabat-Zinn: Ist Achtsamkeit die neue Glücksformel?

Es gibt einen regelrechten Hype um die buddhistische Achtsamkeit, die auch kommerziell vermarktet wird. Der US-amerikanische Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn gilt als Vater der Achtsamkeits-Bewegung.
Ursprünglich hat Kabat-Zinn seine Achtsamkeitslehre für chronisch kranke Patient*innen entwickelt, um Ängste abbauen und Schmerzen besser ertragen zu können.
Achtsamkeit ist kein Trick zur Selbstmanipulation oder Selbstoptimierung


Akzeptanz und inneres Beobachten

Eine Besonderheit der Achtsamkeitsmeditation ist die Akzeptanz. D.h. wir bewerten das, was wir erleben nicht (etwa das Gefühl der Angst oder der Wut), sondern beobachten es nur. Wir verändern es nicht, sondern nehmen es radikal so an, wie es ist.

Wichtige Fragen dabei sind:

  • Wie fühlt sich meine Angst in meinem Körper an?
  • Macht sie Druck oder Enge?
  • Wie könnte ich meine Angst in Worten beschreiben?

Wenn ich etwa unangenehme Gefühle wie Schuld, Angst, Scham etc. zu beobachten und zu akzeptieren lerne, dann kann ich mich selbst und meine Welt besser kennenlernen, und die Erfahrungen der Achtsamkeitsmeditation helfen mir in meinem Leben.

Ich stelle dann den Kampf gegen meine schwierigen Gefühle oder negativen Gedanken ein, der viel Kraft und Energie kostet und mir in der Regel im Leben nicht weiterhilft. Dadurch gewinne ich mehr innere Freiheit und inneren Raum, den ich benötige, um im Außen gut und konstruktiv handeln zu können. Auch kann ich dadurch eine bessere Beziehung zu mir selbst entwickeln und mich auch mit meinen schwierigen Gedanken und Gefühlen (etwa Wut, Hass, Ekel, Neid, Schmerz) so annehmen, wie ich bin.

Atemmeditation: Die drei Atemräume

Diese Atemübung kann Dir helfen, Dich selbst zu beobachten und zu erden.

Eine gesunde Distanz zu schwierigen Emotionen und Gedanken finden

Das Beobachten hilft mir zudem, eine gesunde Distanz zu meinen schwierigen Gefühlen und Gedanken zu erlangen. Ich habe und beobachte etwa meine Kränkung, aber ich bin nicht die Kränkung und gehe mir dadurch auch nicht selbst in der Kränkung verloren oder tue meinen Mitmenschen aus der Kränkung heraus Dinge an, die ich später bereue. Ich bleibe als mein innerer Beobachter derselbe und alle schwierigen Gedanken und Gefühle können mir als inneren Beobachter nichts anhaben.

Achtsamkeit ist allerdings kein Trick, um sich selbst zu manipulieren, zu optimieren oder schwierige Situationen und Missstände in meinem Leben schön zu färben. Insofern ist Achtsamkeit ein wertvoller Gegentrend gegen das Nichtzulassen und Abspalten von Gefühlen oder schwierigen Gedanken.
Auch ist Achtsamkeit keine Glücksgarantie, und wir werden weder perfekt, noch verlassen wir unsere nicht perfekte Welt. Schuldgefühle, Leid, Trauer, Wut, Kränkung u.v.m. werden weiterhin in unserem Leben bleiben. Wenn wir aber achtsam sind, dann macht uns unsere Traurigkeit nicht noch trauriger, wir ärgern uns nicht mehr über unseren Ärger (weil wir diesen ja beobachten und akzeptieren) und haben keine Angst mehr vor unseren Ängsten. Wir haben dann mehr Raum, Zeit und innere Freiheit, um uns dem zuzuwenden, was uns in unserem Leben wertvoll, sinnvoll und kostbar ist.

Die Akzeptanz und Commitmenttherapie (ACT)

FAQ zu radikaler Akzeptanz und Achtsamkeit
"Ich habe es schon ein paar Mal erlebt, dass meine schwierigen Gefühle (etwa Angst, Wut, Hass) geringer werden, wenn ich sie akzeptiere. Ist das immer der Fall? Ist das Akzeptieren von Gefühlen ein Trick, um unangenehme Gefühle rascher los zu werden?"

Nein, das Akzeptieren von Gefühlen ist kein Trick, und es ist auch nicht das Ziel von Akzeptanz, dass schwierige Gefühle schneller verschwinden. Wenn ich meine Gefühle akzeptiere, um sie schneller loszuwerden, hat das nichts mit Akzeptieren zu tun, sondern mit Selbstmanipulation. Gefühle kommen und gehen in einem fort und verändern sich ständig. Manchmal dauert das länger, manchmal geht es schneller.

Akzeptanz - unsere Emotionen so annehmen und sein lassen, wie sie gerade sind

In der Akzeptanz geht es darum, unsere Gefühle so zu anzunehmen wie sie im Moment sind und ihnen keine weiteren Gefühle hinzuzufügen. Wenn ich z.B. meine Angst nicht akzeptiere, bekomme ich oft Angst vor meiner Angst. Wenn ich meine Wut nicht annehme und sie verdrängen möchte, werde ich noch wütender, weil das Verdrängen der Wut langfristig nicht funktioniert.

Im Sinne der Existenzanalyse hilft uns das radikale Akzeptieren von Gefühlen, inneren Raum und Halt zu bekommen, um uns dann nach unseren Werten ausrichten und für uns sinnvoll handeln zu können. Wir lassen uns dann etwa nicht mehr von unserer Angst daran hindern, Werte zu verwirklichen, die uns wichtig sind (etwa eine Partnerschaft einzugehen) und bekommen als positive Nebenwirkung wieder viel mehr Handlungsspielraum.
Aber Akzeptanz ist kein Trick, um unangenehme Emotionen rascher loszuwerden.

Film: "What is Acceptance Commitment Therapy?"

Exkurs:  Hypnose, Hypnotherapie und Trance

Was ist Hypnose?

Hypnose ist ein uraltes Heilverfahren. Es versetzt Menschen in einen veränderten Bewusstseinszustand und verändert unsere Wahrnehmung. Unter Hypnose verstehen wir in der Hypnotherapie das Herbeiführen besonderer Erlebnis- und Bewusstseinszustände, die man rituell einsetzen kann. Wir können uns in diese besonderen Bewusstseinzustände selbst durch Selbsthypnose hineinversetzen, oder ein anderer Mensch leitet uns dabei an (Fremdhypnose).

Hypnotherapie versetzt Menschen in einen Zustand der Alltagstrance und lehrt sie, wie sie diese Zustände selbst bei sich herbeiführen können.

Was ist Trance?

Diese besonderen Erlebniszustände werden auch als "Trance" bezeichnet. Trancezustände kennt fast jeder Mensch, etwa im Zustand der Verliebtheit, beim ausgelassenen Tanzen, beim Lesen eines Buches, während Meditationen oder kreativer Tätigkeiten.

Was leistet Hypnotherapie?

Der Hypnose und Hypnotherapie haftet oft das Vorurteil des Magischen oder Mysthischen an. Jedoch sind Hypnose und Trance Alltagsphänomene, die wir, wie oben beschrieben, jeden Tag permanent erleben.

Die Hypnotherapie arbeitet mit solchen Trancezustände ganz bewusst und systematisch, d.h. Prozesse der Aufmerksamkeitsfokussierung und Suggestion werden ganz gezielt genutzt. Dabei ist Hypnose nur dann wirksam, wenn Sie selbst wollen. Niemals kann nämlich von außen etwas in eine Person hineingebracht werden, was diese nicht möchte - auch wenn das in Filmen oft so dargestellt wird.

Hypnotherapie und Hypnose aktivieren unsere Selbstheilungskräfte

Hypnotherapie und Hypnose verschaffen Ihnen die Erfahrungen von innerer Kraft, Ruhe und Achtsamkeit. Auch können wir in diesen veränderten Bewusstseinszuständen leichter unsere Ressourcen entdecken und erinnern uns oft unverhofft an Bewältigungsmöglichkeiten.

Wir alle verfügen über Selbstheilungskräfte und Potenziale, die uns in hypnotischen Zuständen oder während einer tiefen Entspannung leichter zugänglich sind. Unser bewusster Verstand hingegen kann auf diese Kräfte oft nicht zurückgreifen. Unser Körper und unsere Psyche streben immer danach, gesund zu werden bzw. zu bleiben. Wir haben also angeborene Kompetenzen, Schwierigkeiten und Probleme zu lösen. Meditationen, Entspannungsverfahren, Trancezustände und Hypnotherapie unterstützen somit unsere Selbstheilung.

Wenn unser bewusstes Denken zurücktritt, dann fließen unsere Gedanken freier, was viele Menschen als lösend und als angenehm erleben.

Hypnotherapie ist kein Allheilmittel und vollbringt auch keine Wunder

Hypnotherapie funktioniert nur, wenn Menschen sich bewusst darauf einlassen. Sie darf nicht mit der reißerischen Schauhypnose verwechselt werden, wie wir sie aus Filmen, Talkshows oder von Jahrmärkten kennen.

Das wichtigste in der Hypnotherapie ist eine gute und innige Beziehung zwischen Therapeut*innen und Klient*innen. In der Hypnotherapie kann ich lernen, anders und besser mit meinen Ängsten, Schmerzen oder Beeinträchtigungen umzugehen. Dabei kann aber Hypnotherapie keine Wunder wirken, sie hilft uns viel mehr, unsere Ressourcen und Potenziale besser zu nutzen und anders mit unseren Symptomen umzugehen.

Vertrauen Sie daher bitte keinen Heilsversprechungen!

Film: "Heilen mit Hypnose"

Hypnotherapie ist ein anerkanntes, wirksames Therapieverfahren und kann etwa körperliche und psychische Schmerzen lindern.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)

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