Psychologie / Coming Out
Schwule Männer und psychische Belastungen

Was ist männliche Homosexualität?

Männliche Homosexualität ist nur eine von vielen sexuellen Orientierungen, die genauso wertvoll und gesund ist wie Heterosexualität. Allerdings wurde Homosexualität auch in der Psychologie und Psychotherapie bis in die 1990er Jahre völlig unreflektiert als eine psychische Krankheit angesehen, mit dem Versuch, diese zu heilen. Homosexuelle Menschen sind nämlich eine Minderheit und passten in unserer abendländisch-christlichen Tradition lange Zeit nicht in das Konzept von „Normalität“.

Verinnerlichte Homophobie und Homonegativität

Aufgrund von weit verbreiteter gesellschaftlicher Homophobie, massiver psychischer und physischer Gewalt gegenüber schwulen und bisexuellen Männern sowie einer Jahrtausende-alten malignen Tradition von Verfolgung, Folter, Inhaftierung und Diskriminierung, lehnen viele schwule und bisexuelle Männer ihre eigene Homosexualität noch immer stark ab. Sie bekämpfen sich innerlich selbst, sind ihre eigenen Feinde und geben in Umfragen an, dass sie lieber heterosexuell wären. So gaben 75 Prozent aller Männer in einer anonymen Umfrage auf der Schwulenplattform PLANETROMEO an, dass sie sich ihrer Homosexualität schämen würden. Auf diese Weise ist es nicht verwunderlich, wenn schwule Männer häufiger unter Sucht- und Abhängigkeitserkrankungen leiden, Depressionen und Angststörungen entwickeln und Suizidversuche machen bzw. Suizid begehen.

Film: "Homophobie im deutschen Fußball: Warum sich aktive Spieler bisher nicht outen"

Erfahren Sie in diesem Film, warum Homosexualität im Fußball ein so großes Tabu darstellt.

Hilfe bei psychischen Problemen

Psychotherapie und Beratung können Ihnen als schwuler Mann helfen, ihre eigene Homosexualität zu akzeptieren und Selbstachtung zu entwickeln. Eine gesunde Selbstliebe ist zudem auch eine wesentliche Grundbedingung für eine zufriedene Partnerschaft.

Anlässe für eine Psychotherapie/psychologische Beratung können sein:

  • das innere und äußere Coming-Out
  • Schwierigkeiten und Ängste während des Coming-Outs
  • Probleme in der Partnerschaft und Sexualität
  • Trennungen
  • destruktive Beziehungsmuster - etwa immer wieder vorzeitig eine Partnerschaft zu beenden
  • ein spätes Coming-Out in der zweiten Lebenshälfte mit seiner Trauer über die vielen verlorenen Jahre
  • Homosexualität und Sexualität im Alter
  • eine bestehende heterosexuelle Partnerschaft, u.U. mit eigenen Kindern
  • Suche nach Annahme der eigenen Homosexualität
  • Selbstablehnung und Selbstabwertung
  • Diskriminierung, Stigmatisierung und Mobbing
  • sexuelle Schwierigkeiten
  • Depressionen
  • Sexualtherapie und Sexualberatung
  • eine Infektion mit HIV oder anderen sexuell übertragbaren Krankheiten
  • starke Scham- und Schuldgefühle wegen der homosexuellen Orientierung
  • Kinderwunsch und Regenbogenfamilie
  • Paartherapie für schwule Paare

Sexuelle Orientierungen sind immer gesund

Denn gleichgeschlechtliche und bisexuelle Orientierungen haben nichts mit einer psychischen Erkrankung oder Sünde zu tun, wie das Jahrhunderte-lang propagiert wurde. Deshalb hat die Weltgesundheitsorganisation die Diagnose Homosexualität schon vor etlichen Jahren aus dem Katalog der psychischen Störungen gestrichen. Es ist nicht berechtigt, Homosexualität, Bisexualität und Pansexualität in einen Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen zu bringen. Egal ob hetero, schwul, lesbisch, bisexuell oder pansexuell, es handelt sich bei all diesen Phänomenen um gesunde Spielarten der Sexualität, die jeweils das gesamte Spektrum von seelischer Gesundheit bis Krankheit aufweisen.
Jede sexuelle Orientierung ist eine tief verwurzelte Veranlagung und möchte ausgelebt werden. Wird die sexuelle Orientierung unterdrückt, kann das zu schweren psychischen Symptomen führen, wie z.B. zu Depressionen, Ängsten, körperlichen Beschwerden und zur Suizidgefahr.

Film: "Pansexualität: Liebe, unabhängig vom Geschlecht"

Körperorientierte und bindungsorientierte Traumatherapie für schwule und bisexuelle Männer

Männer leiden nicht direkt unter ihrer Homosexualität bzw. Bisexualität, sondern indirekt, wenn sie unter toxischer Scham und verinnerlichter Homophobie wegen ihrer sexuellen Orientierung leiden. Viele haben zudem Bindungsstörungen entwickelt und können nur durch anonymen Sex Näher und Kontakt herstellen.

Körperorientiertes Vorgehen

Weil Körperkontakt ein Menschenrecht sein sollte.
Körperkontakt ist bei Bindungs- und Entwicklungstraumen essentiell. Viele schwule und bisexuelle Männer haben aufgrund der verinnerlichten Ablehnung, manifester psychischer Gewalt, Stigmatisierungen, Diskriminierungen, Konversionstherapien und mangelnden Spiegelung schwere Bindungs- und Beziehungstraumen bis hin zu Persönlichkeitsstörungen entwickelt. Hierbei handelt es sich um typische Traumafolgesymptome.

Sie können dann Nähe und Kontakt nur durch Sexualität regulieren oder überhaupt herstellen. Gerade in der kommerzialisierten Schwulenszene und auf den einschlägigen Internet-Dating-Portalen geht es sehr übergriffig, gewaltvoll, narzisstisch und egozentrisch zu (auch dies sind typische Traumafolgesymptome und Ausdruck von Minderheitenstress), und viele Männer leiden unter gravierenden Bindungsstörungen. Sie können Nähe nur durch raschen, anonymen Sex zulassen und behandeln ihre Sexualpartner nicht als Menschen, sondern reduzieren diese auf ihre Geschlechtsorgane.

Video: "Wie wichtig sind Berührung und Körperkontakt?"

Die von mir sehr geschätzte Traumatherapeutin Dami Charf klärt in diesem Video auf, warum ein gesunder und nicht sexueller Körperkontakt Bestandteil einer modernen Psychotherapie sein sollte und wie er zur Heilung führen kann.

Berührungen fördern unsere Fähigkeiten zur Bindung und Selbstregulierung

Körperkontakt dient uns Menschen als sozialen Säugetieren der Selbstregulierung. Babys ohne Körperkontakt sterben sogar. Körperliche Berührungen sind so viel mehr als Sexualität. Es geht dabei um physische und emotionale Berührung und um berührt-Werden.
Denn auch Körperkontakt mit Menschen außerhalb erotischer Beziehungen zu haben (etwa mit dem besten Freund) verändert unsere Kontakt- und Beziehungsfähigkeit zum Positiven.

Es gibt Menschen, die noch nie gesunde und absichtslose Berührungen erlebt haben und vorerst von diesen gesunden Körperkontakten massiv irritiert sind. Berührungen und Körperkontakt müssen wir als Kinder lernen, wir können sie aber auch nachlernen, denn es ist im Gegensatz zur Volksmeinung nie zu spät.

Gesunder Körperkontakt kann bei Dir allerdings zunächst Gefühle tiefer toxischer Scham und existentielle Ängste hervorrufen. Diese kannst Du im Rahmen meiner Traumatherapie zu regulieren lernen.
Dies braucht Zeit und einen sicheren Raum.

Was ist Sinnlichkeit?

Sinnlichkeit wird in unserer Gesellschaft meist nur noch mit Sex und Sexualität verbunden. Sie meint aber eigentlich Achtsamkeit, Lebendigkeit, Flow, Nähe und Transzendenz. Sinnlichkeit meint dann alles, was ich fühle, spüre und mit dem ich mich verbunden fühle. Dies erfordert Aufmerksamkeit. Denn Sinnlichkeit will immer wieder kultiviert werden und braucht Langsamkeit. Sie findet nur im Hier und Jetzt statt.
Unsere Gesellschaft ist hochgradig sexualisiert und zugleich hochgradig unsinnlich.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg/Hamburg 
(Existenzanalyse)

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