Interview mit Stefan Petritsch
"Achten Sie frühzeitig auf Warnsignale des Körpers"
Stefan Petritsch ist Facharzt für Physikalische Medizin am Salzkammergut-Klinikum Vöcklabruck und Bad Ischl. Im Interview gibt er Einblicke, wie man den Sport gesünder gestalten kann oder zumindest Verletzungen vorbeugen kann.
BAD ISCHL, VÖCKLABRUCK. Stefan Petritsch geht auf gesundes Sporteln ein und gibt Einblicke, wie man bei/nach Verletzungen richtig am Comeback arbeiten kann.
BEZIRKSRUNDSCHAU: Wie sollte man sich vor dem Sport vorbereiten, um Verletzungen vorbeugen zu können?
PETRITSCH: Vermeiden Sie Überlastungen durch einseitiges Training. Machen Sie Ausgleichstraining, vor allem gezielte Kräftigung von Rumpf und Rücken kann für alle Sportarten empfohlen werden. Ausgleich muskulärer Dysbalancen (verkürzte Muskulatur dehnen, abgeschwächte Muskulatur kräftigen). Achten Sie frühzeitig auf Warnsignale des Körpers, wie Schmerzen, Müdigkeit, Erschöpfungsanzeichen. Geben Sie sich ausreichend Regenerationsphasen zwischen intensiven Trainings. Vermeiden Sie intensive körperliche Belastungen, wenn Sie krank sind. Unter Krankheit, aber auch in Phasen von Stress und Überlastung, passieren häufig Verletzungen.
Welche Verletzungen sollte man unbedingt im Spital abklären lassen? Und welche Verletzungen kann man mit „Hausmitteln“ selbst versorgen?
Eine schwierige Frage. Prinzipiell sollte man zunächst versuchen die Schwere der akuten Verletzung selbst abzuschätzen. Bei Unsicherheit, oder sehr starken Schmerzen und damit einhergehender Funktionseinschränkung, sollte jedenfalls ärztlicher Rat aufgesucht werden. Erste Anlaufstelle sollte dabei der Hausarzt/Hausärztin sein. Im Anlassfall wird dieser dann die Weiterbehandlung im Krankenhaus veranlassen. Sollte es sich um einen akuten Notfall handeln, sollten natürlich die entsprechenden Rettungsdienste verständigt werden.
Wie lange sollte man nach Verletzungen (z.B. Kreuzbandriss, Knochenbruch, ausgekugelte Schulter, Bandscheibenvorfall) auf Sport verzichten – gibt es da eine Faustregel, oder kann man dazu eine allgemeingültige Aussage treffen?
Alle Verletzungen des Bewegungsapparates haben abhängig von der betroffenen Struktur und Schwere der Verletzung unterschiedliche Heilungsverläufe und brauchen dementsprechend unterschiedlich lange bis zur vollständigen Wiederherstellung. Somit sind allgemeingültige Aussagen schwer zu treffen. Wichtig ist zu unterscheiden, dass eine Alltagstauglichkeit (Beruf, Haushalt,…), nicht mit einer Sporttauglichkeit gleichzusetzen ist. Ein sogenanntes „Return to Sport“, insbesondere in den Wettkampfsport, sollte nach schweren Verletzungen, wie beispielsweise einem Kreuzbandriss, nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt, beziehungsweise im Team mit Physiotherapeuten erfolgen. Die bloße Wiederherstellung der Strukturen ist hier oft zu wenig, es braucht auch die geistige Bereitschaft wieder körperliche Höchstleistung zu erbringen. Am Beispiel Kreuzbandriss: bis zur vollständigen Wiederherstellung dauert dies, je nach Behandlung, oft sechs Monate und mehr.
Was hilft, wieder rasch auf die Beine zu kommen und wie kann man selbst dazu beitragen?
„Optimal Load“ ist dabei der Schlüsselbegriff. Schrittweise schmerzangepasste Belastung der verletzten Struktur. Verbesserung der Durchblutung, des Stoffwechsels, durch Training nicht betroffener Strukturen. Schutz vor neuerlichen Verletzungen. Hier kann eine entsprechend angeleitete Physiotherapie helfen. Geben Sie sich, und ihrem Körper Zeit zur Heilung. Ein zu früher Wiederbeginn, geht oft mit einer erneuten Verletzung einher, welche häufig dann langwieriger und schwieriger zu therapieren ist, als die Erstverletzung-.
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