LKH Schärding: "Bonding" auch beim Kaiserschnitt

Das sogenannte „Bonding“ lässt ein Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Mutter, Vater und Kind entstehen. | Foto: gespag
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SCHÄRDING. Im Jahr 2015 kamen am LKH Schärding 22,5 Prozent der Babys mittels Kaiserschnitt auf die Welt. In der Kritik steht dabei immer noch, dass der operative Eingriff negative Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Beziehung hat. Die Gynäkologen, Hebammen und das Pflegepersonal am LKH Schärding wirkem dem nun entgegen: Sie sorgen dafür, dass die Nähe zwischen Mutter, Vater und Baby auch bei einem Kaiserschnitt möglich ist – durch sogenanntes "Bonding".

Direkt nach der Geburt sucht das Baby Schutz, Wärme und Zuwendung: Auf der Brust der Mutter zu liegen, die Wärme und den Herzschlag zu spüren ist in den ersten Minuten im Leben des Neugeborenen besonders prägend. Das "Bonding" lässt das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Mutter, Vater und Kind entstehen.

"Bonding" beim Kaiserschnitt

Bei einer normalen Geburt ist "Bonding" längst üblich. Geschulte Pflegefachkräfte und ein Team aus Ärtzen haben das Bonding am LKH Schärding nun auch im Operationssaal eingeführt. Unmittelbar nach der Geburt wird das Baby von der Kinderschwester direkt auf den Oberkörper der Mutter gelegt. "Bereits im Vorfeld besprechen die Eltern gemeinsam mit den Verantwortlichen den Ablauf des Kaiserschnitts und ihre Wünsche bezüglich Erstkontakts mit dem Baby", beschreibt Primar Thomas Puchner, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am LKH Schärding.

Der Begriff "Bonding" wurde aus dem englischen Sprachgebrauch ins Deutsche übernommen. Er bedeutet übersetzt so viel wie "zusammenkleben", "zusammenschweißen" oder "verbinden". Der Bonding-Ansatz stammt aus der Bindungstheorie und geht auf den britischen Kinderpsychiater John Bowlby, den schottischen Psychoanalytiker James Robertson und die amerikanische Psychologin Mary Ainsworth zurück. Diese nehmen an, dass die Entwicklung eines Menschen maßgeblich von seinen frühkindlichen Bindungserfahrungen geprägt ist.

Zahlreiche Studien belegen, dass das erste Kennenlernen für Babys besonders wichtig ist. Grelles Licht, Geräusche und die veränderte Temperatur führen zur Irritation und Unsicherheit. Das Neugeborene muss sich rasch zurechtfinden und gleichzeitig das Geburtserlebnis verarbeiten. Zu diesem Zeitpunkt übernehmen die Eltern die Rolle der wichtigsten Bezugspersonen. Auch am LKH Schärding wird Bonding aktiv gefördert.

Vorteile für Eltern und Baby

Bonding beinhaltet viele positive Aspekte: Das Selbstvertrauen der Mutter bezüglich ihrer eigenen Fähigkeiten und ihre mütterliche Intuition wird gesteigert. Der intensive Hautkontakt mit der Mutter und die Wahrnehmung ihres Geruchs helfen dem Neugeborenen dabei, sich an die neue Situation anzupassen und ihr Wohlbefinden zu steigern. Das erste Befühlen, Riechen, Schmecken und Hören nach der Geburt fördert die soziale Bindung. Der Gesundheitszustand von Babys ist wenige Stunden nach der Geburt stabil: Sie zeigen bessere Blutzuckerwerte, haben keine Schwierigkeiten beim Atmen und haben eine konstante Körpertemperatur. Oftmals wird auch beobachtet, dass der Stillreflex beim Kind gefördert wird.

Das sogenannte „Bonding“ lässt ein Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Mutter, Vater und Kind entstehen. | Foto: gespag
Primar Thomas Puchner ist Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am LKH Schärding. | Foto: gespag
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