Wöginger: "Bürgermeister ist zum Knochenjob geworden"
ÖVP-Bezirksparteiobmann August Wöginger kündigt Kommunikations-Offensive an – aber nicht nur die.
BEZIRK. Was genau die ÖVP damit bezweckt, weshalb Wöginger die Partei weiterhin als treibende politische Kraft im Bezirk sieht, erzählt er im Interview.
Herr Wöginger, wie zu hören ist, will die ÖVP im Bezirk nach der Wahlschlappe wieder durchstarten. Welche Maßnahmen stehen am Programm?
Wöginger: Wir stellen noch immer 22 der 30 Bürgermeister und haben insgesamt 298 Gemeinderäte in den Gemeinden sitzen. Das bringt keine andere Partei zusammen. Damit ist die ÖVP weiterhin bestimmende, kommunale Kraft. Diese Kraft wollen wir in Zukunft auf Gemeindeebene verstärkt nutzen.
Heißt in der Praxis?
Durch verstärkte Kommunikation innerhalb der Partei und in der Öffentlichkeit. Getreu dem Motto 'Tu Gutes und rede darüber.' Das soll etwa durch mehr Bürgerabenede oder Bürgerstammtische passieren. Auch was die Sozialen Medien betrifft wollen wir im Bezirk verstärkt vorhandene Strukturen nutzen – etwa WhatsApp. Ziel muss es sein, unsere Inhalte besser zu kommunizieren.
Und Sie glauben das reicht, um Wähler zurückzugewinnen?
Wie gesagt, die ÖVP ist im Bezirk der treibende Motor – bei 22 Bürgermeister geht das auch gar nicht anders. Es ist ja so, dass auch in der Vergangenheit nicht wenig weitergegangen ist.
Wie will man etwa die an die FPÖ verloren gegangenen Wähler zurückholen?
Hier können wir nur auf Gemeindeebene gegensteuern. Denn unsere Leute dort wissen, wer uns nicht mehr wählt, weil das die Bürger einem ja zum Teil selbst sagen. Das sind aber nicht alle FPÖ Stammwähler, sondern viele Protesstimmen. Deshalb ist es als Politiker wichtig, den Bürgern zuzuhören – und natürlich entsprechend zu handeln.
Apropos zuhören: Sie halten ja Sprechtage ab. Geht da überhaupt noch wer hin?
Früher gab es Sprechtage, zu denen niemand gekommen ist. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Zwei bis drei Leute sind jede Woche da. Großes Thema ist die Arbeitsplatzsituation im Bezirk. In letzter Zeit kommen viele Bürger, die ihren Job verloren haben. Für viele Leute ist es wichtig, jemandem zum Reden zu haben. Deshalb finde ich es notwendig, dass Bürgermeister Sprechtage abhalten.
Wird es bei der Bezirks-ÖVP in absehbarer Zeit zu personellen Veränderungen kommen?
Barbara Tausch wird rund um 2019 wieder in den Landtag einziehen. Das wurde mit dem Parteivorstand vereinbart.
Die Landes-ÖVP setzt verstärkt auf Weiterbildung der ÖVP-Mandatare. Wie sieht es hier auf Bezirksebene aus?
Wir legen sehr viel Wert auf gut ausgebildete Gemeinderäte. Schließlich sollen sie vermitteln können, für was die ÖVP steht und warum.
Es wird immer schwieriger, geeignete Kandidaten für das Bürgermeisteramt zu finden. Wie will man diesem Problem künftig begegnen?
Neben einer ordentlichen Entlohnung und sozialrechtlicher Absicherung, müssen wir in jeder Gemeidne entsprechende Aufbauarbeit leisten. Dass das funktionieren kann, haben wir mit den neuen Kandidaten etwa in Taufkirchen, Diersbach, Esternberg und Wernstein bewiesen. Jeder der vier Kandidaten ist souverän durch die Wahl gekommen. Es gibt Leute. Auf die müssen wir uns schauen und rechtzeitig fördern. Aber eines ist klar: Das Bürgermeisteramt ist zum Knochenjob geworden."
Inwiefern?
Heute ist ein Bürgermeister Mädchen für alles, weil er etwa bei jedem kleinen Nachbarschaftsstreit schlichten soll. Hier täte den Bürgern mehr Eigenverantwortung gut. Aber nichts desto Trotz finde ich das Bürgermeisteramt als politisch schönste Aufgabe, weil man für dei Bürger viel tun und gestalten kann.
Thema Flüchtlinge: Die FPÖ fordert „weg mit dem Transitzelt“. Was sagen Sie dazu?
Populistische Forderungen helfen uns nicht. Kritisieren ist nunmal einfacher als umsetzen. Ein Grenzmanagement zu betreiben und die MIndestsicherung zu kürzen, wie vom Bund angestrebt, finde ich einen sehr guten Ansatz.
Fotos: ÖVP
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