Lehrberufe in der Region
Beruf "Bäcker" ist mehr als Brot backen

Diese Woche beschäftigen wir uns mit dem Lehrberuf „Bäcker“. Der Lehrberuf „Bäcker“ steht mitten im Umbruch: Doppellehren, andere Zeiten und neue Technologien.

REGION ST. PÖLTEN. Fachkräftemangel ist allgegenwärtig. In vielen Branchen fehlen die Lehrlinge. Wir durften mit Lukas Krausam über seine Lehre sprechen. Er ist bereits im dritten Lehrjahr bei der Bäckerei Hager in St. Pölten und hat sich für den Beruf „Bäcker“ entschieden.

Leidenschaft zum Beruf machen

Im Interview erzählt er, warum er sich für die Lehre entschieden hat:

„Ich finde es einfach toll, mit so vielen verschiedenen Werkzeugen zu arbeiten. Ich finde das Gefühl einfach toll, verschiedene Teige anzufassen.“

Die Inspiration dahinter seien aber seine Eltern gewesen, denn schon als Kind hat er mit ihnen viel gebacken. Durch Freunde hat er seinen Lehrbetrieb und den Beruf für sich gefunden. Von den Arbeitszeiten ist Krausam begeistert: „Ich beginne um fünf Uhr in der Früh und gehe um eins nach Hause und habe den ganzen Tag noch vor mir.“

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Die Vorteile

Für ihn gibt es einen großen Vorteil, wenn man eine Lehre absolviert:

„Man verdient schon im frühen Alter sein eigenes Geld und das ist nicht gerade wenig. Und man bekommt nach kurzer Zeit sehr viel Verantwortungsbewusst sein.“

Er selbst habe vor allem bemerkt, dass er nicht mit Geld umgehen kann, nachdem er seine Lehre begonnen hatte: „Das Geld war immer sofort weg, aber mittlerweile kann ich sehr gut mit Geld umgehen.“ Nach dem Lehrabschluss möchte er seine Meisterprüfung machen. Den Betrieb zu verlassen, habe er aber nicht vor.

Lukas Krausam ist im dritten Bäcker-Lehrjahr. Er ist von seiner Berufswahl begeistert. | Foto: Tanja Handlfinger
  • Lukas Krausam ist im dritten Bäcker-Lehrjahr. Er ist von seiner Berufswahl begeistert.
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Das Image des Bäckers

Mit Vorurteilen habe er tatsächlich zu kämpfen. „Meine Freunde und sogar meine Mama, obwohl sie sehr gerne backt, meinten, dass Bäcker ein sehr schwerer Beruf ist und man sehr früh aufstehen muss“, erzählt er. Er selbst empfindet das so gar nicht. „Man gewöhnt sich sehr, sehr schnell an die Aufstehzeiten und ich finde nicht, dass es ein sehr schwerer Beruf ist, aber man braucht natürlich etwas Eingewöhnungszeit, wie bei jeder anderen Lehre.“

Image des Bäckers wieder ins gute Licht rücken

Innungsmeister der Bäcker, Klaus Kirchdorfer, erzählt:

„Ich glaube, dass das Thema Lehrlinge in allen Branchen gleich ist. Das Problem liegt in meinen Augen darin, dass immer weniger junge Leute eine Lehre machen wollen.“

Die Schule sei zu leicht.

„Zu meiner Zeit sind von 25 Kinder nur drei in eine Schule weiter gegangen, die anderen haben einen Beruf erlernt. Heute ist das umgekehrt und das ist ein riesiges Problem.“

Auch ist er der Meinung, dass sich der Bäckerberuf umstellen müsse, denn: „Mit einer sechs Tage Woche wird man niemanden mehr bekommen, fünf Tage sind schon fast ein Muss und auch mit der Nachtarbeit müsse man sich etwas überlegen.“ Schuld sei auch das schlechte Image des Bäckerberufs, wegen der Nachtarbeit.

„Aber was keiner weiß ist, wie kreativ und spannend unser Beruf ist.“

Lukas beginnt um fünf Uhr morgens zu arbeiten. Er sieht den frühen Arbeitsbeginn als Vorteil, denn so hat er kurz nach Mittag aus und hat noch etwas von seinem Tag. | Foto: HAGER
  • Lukas beginnt um fünf Uhr morgens zu arbeiten. Er sieht den frühen Arbeitsbeginn als Vorteil, denn so hat er kurz nach Mittag aus und hat noch etwas von seinem Tag.
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Gute Berufschancen

Die Anforderungen für den Bäckerberuf seien mittlerweile schon hoch: „Man muss rechnen können, kreativ sein, man ist bei jeder Party mit irgendeinem Gebäck oder Brot dabei. Das alles wird leider zu wenig transportiert. Wir haben sehr viele Quereinsteiger mit Matura und höherer Schule.“ Der Beruf sei viel mehr als „nur Brot zu backen“ und ausführen, man müsse als Bäcker einen anderen Weg einschlagen.

„Wir verdienen durch die Nachtstunden gut, aber Nachwuchs zu finden ist schwierig. Und als Bäcker-Konditor oder Bäcker-Bäckertechnologie, hat man viele Chancen. Man kann auf Saison gehen, in einem Hotel, auf einem Schiff und auf der ganzen Welt arbeiten, oder man macht sich selbstständig. Man muss nur wollen.“

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Einstellung zur Arbeit ändert sich

Wolfgang Hager, Geschäftsführer und Inhaber von der Bäckerei Hager, unterscheidet beim Fachkräftemangel zwei Dinge:

„Wir haben die menschliche und die sachliche Komponente. Bei der menschlichen geht es um Erziehung und Befindlichkeiten und außerdem wird die generelle Einstellung zur Arbeit nicht besser. Darauf habe ich persönlich keinen Einfluss.“

Anders sehe er dies aber bei der sachlichen Komponente: „Der Bäckerberuf hat sich gewandelt, er ist herausfordernd und beinhaltet viel mehr Technologie. Das ist faszinierend und wird immer handwerklicher.“ Die Arbeitszeiten seien in seinen Augen nicht gerade attraktiv, auch eine sechs Tage Woche motiviert nicht unbedingt.

„Wir sind schon vor zwei Jahren auf eine fünf Tage Woche umgestiegen und sind dabei in die Tagesarbeit zu gehen.“

Das brauche aber neue Verfahren und andere Technologien. „Es wäre schön, wenn unsere Interessensvertretung den Beruf und die Lehre besser darstellen würde“, wünscht er sich.

„Bringen wir das alles zusammen, wird auch die Stellung der Facharbeiter wieder besser. Aber das alles ist ein Prozess."


Aktuell offene Bäcker-Lehrstellen (bzw. verwandte Berufe) in St. Pölten/ in NÖ: 1/17

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